Deutschland bei der Eishockey-WM:Beste Leistung, aber wieder ein Tor weniger

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Nick Perbix versucht es gegen Deutschlands Keeper Mathias Niederberger - am Ende siegten die Amerikaner 3:2 gegen Deutschland. (Foto: Heikki Saukkomaa/Imago/Lehtikuva)

Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft zeigt gegen die USA ihre beste Turnierleistung, bleibt beim 2:3 aber auch im dritten WM-Spiel ohne Punkte. Der Druck ist jetzt schon beträchtlich.

Von Johannes Schnitzler, Tampere

Wenn a = b und b = c, dann muss a = c sein. Mathematik. Grundwissen. Aber Fußball ist keine Mathematik und Eishockey schon gar nicht, sagte mal ... egal. Sonst wäre klar, dass die Amerikaner, zum WM-Start 4:1-Sieger gegen Gastgeber Finnland, das deutsche Eishockey-Team, das den Finnen am Samstag 3:4 unterlag, mit etwa 6:3 locker besiegen müssten. So wie beim letzten WM-Test vergangene Woche in München.

Eishockey ist vielleicht keine Mathematik. Aber Statistik. Und die besagte am Montagabend: Das deutsche Team hat trotz der womöglich besten Turnierleistung auch sein drittes WM-Spiel verloren. Aber es war wieder knapp, tendenziell ungerecht und schon gar keine Abreibung. 2:3 (0:0, 2:1, 0:2) unterlag die Mannschaft von Bundestrainer Harold Kreis am Montag den USA und wartet nach den Niederlagen gegen Schweden (0:1) und Finnland weiterhin auf die ersten Punkte. "Es tut gerade sehr weh, den Jungs in die Gesichter zu schauen", sagte NHL-Profi Nico Sturm.

Trotz der schlechten Erinnerungen an den Dienstag vor einer Woche entschied sich Kreis auch diesmal für Torhüter Mathias Niederberger, der gegen die Finnen pausiert hatte. "Das war nicht ganz glücklich für Mathias", räumte Kreis in Tampere ein. "Mathias ist besser (als es das Ergebnis suggerieren könnte, d. Red.), ich weiß das und er weiß das."

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Beobachter, die nahe an der Mannschaft sind, bescheinigen Niederberger die Gabe, vergangenes Ungemach rasch und rückstandsfrei abschütteln zu können. Das zeigte der Münchner am Montag gleich mal gegen Michael Eyssimont und hatte auch einmal Glück, als ein amerikanischer Puck am Pfosten klingelte. Auf der anderen Seite prüften Parker Tuomie, Justin Schütz, Frederik Tiffels und Wojciech Stachowiak US-Goalie Casey DeSmith, Manuel Wiederer traf nur das Lattenkreuz. Die 8003 Zuschauer in der Nokia Arena, unter ihnen der ehemalige Bundestrainer Toni Söderholm, sahen im ersten Drittel ein ausgeglichenes Spiel, mit Vorteilen für die Deutschen.

Niederberger zeigte auch im zweiten Drittel bei einem Alleingang von Drew O'Connor keine Spur von Nachwehen. Gegen Mitspieler Kai Wissmann war er allerdings chancenlos: Einen Schlagschuss von Ronnie Attard, der wohl am Tor vorbeigezischt wäre, lenkte der Verteidiger mit seinem linken Schlittschuh zum 0:1 ins eigene Netz ab (26.).

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Bei den Feldspielern hatte Kreis zwei Änderungen vorgenommen. Der Berliner Wiederer rückte für den Düsseldorfer Daniel Fischbuch in die dritte deutsche Angriffsreihe, und auch ein Leon war dabei, nicht Draisaitl zwar, aber Gawanke. Der künftige Mannheimer war aus Manitoba nach Tampere nachgereist und sollte das deutsche Powerplay schärfen. Das erste deutsche Tor fiel aber in Unterzahl: Kapitän Moritz Müller trieb den Puck dynamisch über die rechte Seite ins amerikanische Drittel, legte nach innen zu Samuel Soramies, und der Augsburger, in dieser Saison wahrlich nicht erfolgsverwöhnt, schloss souverän zum Ausgleich ab (31.). Soramies hätte sogar das 2:1 machen können. Doch auch DeSmith ist kein schlechter Schlussmann.

Das 2:1 reichte dann Justin Schütz nach, der nach einem Break DeSmith den Puck durch die Schoner mogelte. Auch der beste Schlussmann - siehe Niederberger - hat mal Pech. Mit diesem 2:1, fünf Sekunden vor der Sirene, ging es in die zweite Pause. Fußnote: Niederberger hatte zuvor auch gegen Anders Bjork tadellos den Schoner ausgefahren.

Die Deutschen hatten weitere sehr gute Chancen - und ließen sie liegen. "Vielleicht wollen wir es manchmal zu schön machen", sagte Kapitän Moritz Müller. Und so schnell gibt ein US-Team sich nicht geschlagen. Sean Farrell schickte einen Puck durch den Verkehr vor das Tor von Niederberger, dem die Sicht verstellt war, und läutete mit dem 2:2 (46.) die Phase des Nägelkauens ein, dem auf deutscher Seite die Phase des Stöhnens folgte. Die Strafe gegen Top-Verteidiger Moritz Seider war die Einladung für die USA zum 3:2, und Matt Coronato nahm sie an (55.). Die letzte deutsche Chance vergab Marcel Noebels (59.).

Das deutsche Team ist nun zwei Tage spielfrei, ehe es gegen Dänemark (Donnerstag) und Österreich (Freitag) um den Einzug ins Viertelfinale spielt. "Man sieht, wie eng die Spiele waren. Daraus schöpfen wir Selbstvertrauen", sagte Niederberger. "Wenn wir weiter so spielen, dann führt gar kein Weg daran vorbei, dass wir die Siege holen."

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