Eishockey:Knoblauch hilft

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Neuer Cheftrainer der Edmonton Oilers: Kris Knoblauch. (Foto: Jason Franson/AP)

Trotz Leon Draisaitl und Connor McDavid ist Edmonton das zweitschlechteste Team der NHL. Unter dem neuen Trainer Kris Knoblauch zeigen sich aber erste Anzeichen von Besserung.

Von Johannes Schnitzler

Namenswitze sind unter Journalisten verpönt. Also keine anrüchigen Scherze mit Knoblauch. Abgesehen davon: Wenn die Edmonton Oilers alle ihre Dämonen in der nordamerikanischen Eishockeyliga NHL bannen wollen, dann sollten sie besser noch ein paar schärfere Hausmittel bereitlegen. Und das Weihwasser nicht vergessen.

Das Team des deutschen Nationalspielers Leon Draisaitl, vor zwei Jahren erst in der Vorschlussrunde um den Stanley Cup am späteren Sieger Colorado gescheitert und in den Playoffs der vergangenen Spielzeit ebenfalls dem späteren Champion Las Vegas unterlegen, spielt aktuell eine Horrorsaison. Nach 13 Spielen hatten die Kanadier gerade einmal sieben Punkte, aber schon zehn Mal verloren. Von den 32 NHL-Teams ist nur San Jose (fünf Punkte) schlechter. In der Nacht zu Sonntag gewannen die Oilers nach vier Niederlagen zwar wieder einmal, 4:1 bei den Seattle Kraken (bei denen der deutsche Nationaltorwart Philipp Grubauer nach vier Gegentoren im ersten Drittel durch Joey Daccord ersetzt wurde); aber für Edmontons Trainer Jay Woodcroft, erst seit eineinhalb Jahren im Amt, kam dieser Erfolg zu spät. Wenige Stunden danach war er seinen Job los. Es übernimmt: Kris Knoblauch, bislang Chefcoach des Hartford Wolf Pack aus der zweitklassigen American Hockey League.

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Nach einer kurzen, unruhigen Nacht rief Oilers-Manager Ken Holland Woodcroft und dessen Assistenten Dave Manson an und teilte ihnen mit, dass sie entlassen seien. Die Entscheidung sei ihm nicht leicht gefallen, sagte Holland, er kenne Woodcroft seit 2005. "Aber wir sind nun mal in einem Geschäft, in dem du Spiele gewinnen musst."

Laufen ihrer Form der Vorjahre hinterher: Leon Draisaitl (links) und Connor McDavid. (Foto: Bob Frid/USA Today Network/Imago)

Der letzte Tropfen, der das randvolle Fass zum Überlaufen brachte, war die blamable 2:3-Niederlage zwei Tage zuvor eben bei den San Jose Sharks mit dem deutschen WM-Silbermedaillengewinner Nico Sturm. Danach hätten Oilers-Geschäftsführer Jeff Jackson und er scharf über einen Trainerwechsel nachgedacht, sagte Holland dem Portal NHL.com, "und dann haben wir uns dazu entschieden". Abgezeichnet hatte sich der Schritt schon länger.

Bei Knoblauchs Debüt gewinnen die Oilers 4:1, Draisaitl ist an allen Toren beteiligt

Die Oilers, wieder einmal mit hohen Erwartungen in die Saison gestartet, sind immer noch ein defensiv anfälliges Team, das pro Spiel im Schnitt fast vier Gegentore kassiert: selbst für die potente Offensive um Draisaitl und Connor McDavid, den Topscorer der jüngsten Spielzeit, viel zu viel. Vor allem, weil Draisaitl und McDavid ebenfalls ihrer Form der vergangenen Jahre hinterherlaufen. Der Kölner Draisaitl (fünf Tore, zehn Vorlagen) steuerte in den ersten 13 Spielen rund einen Punkt pro Partie bei; solide, aber für seine Verhältnisse weit unterdurchschnittlich. McDavid, vergangene Saison 64 Mal erfolgreich, hatte gar erst zwei kümmerliche Törchen erzielt.

In der Nacht zu Dienstag zeigten sich erste Anzeichen einer Besserung: Die Oilers gewannen gegen die New York Islanders 4:1, Draisaitl erzielte den 1:1-Ausgleich selbst und bereitete die weiteren Treffer vor, je einen von Zach Hyman, Evander Kane und - McDavid. Für den 26-Jährigen war es der erste Treffer nach acht torlosen Partien.

Die Entscheidung, Kris Knoblauch, das Vertrauen zu schenken, dürfte nicht zuletzt mit McDavids Krise zu tun gehabt haben. Der 45-jährige Kanadier, der zum ersten Mal ein NHL-Team als Chefcoach führt, war bei den Erie Otters in der Ontario Hockey League drei Jahre lang McDavids Trainer, ehe Edmonton das Ausnahmetalent 2015 im Draft verpflichtete. Als Knoblauchs Assistent wurde Paul Coffey, 62, berufen, eine Verteidiger-Legende aus der glorreichen Zeit mit Wayne Gretzky Mitte der 1980er Jahre, als die Oilers vier ihrer fünf Stanley Cups gewannen. Man kann ja auch mal die guten Geister der Vergangenheit beschwören, um die bösen der Gegenwart zu vertreiben.

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