Deutsche Eishockey Liga:Treffsicher in heimischer Umgebung

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Keine Angst vor Neon-Pink: Der Nürnberger Marko Friedrich (li.), hier im Zweikampf mit Enrico Henriquez-Morales, erzielte das 1:0 im bayerischen DEL-Derby gegen Ingolstadt. (Foto: Johannes Traub/Imago Images)

Dass die Nürnberg Ice Tigers nach zwei heftigen Auswärtsniederlagen zu Hause gegen Ingolstadt mit 3:0 gewinnen, liegt auch an Lokalmatador Marko Friedrich, dem das erste Tor gelingt.

Von Christian Bernhard

Der Januar dieses Jahres war für Marko Friedrich auf äußerst unbefriedigende Art und Weise zu Ende gegangen. Das lag weniger an der deutlichen 4:9-Niederlage in Augsburg, die der Angreifer der Nürnberg Ice Tigers und seine Teamkollegen verarbeiten mussten, als an den Umständen, die dazu geführt hatten. Die Franken mussten damals zum Derby antreten, obwohl ihnen neun Spieler wegen Corona fehlten. Aufgrund der elf Feldspieler, die ihnen zur Verfügung standen, waren sie laut den Corona-Regularien der Deutschen Eishockey Liga (DEL) spielfähig. Einer davon war Friedrich, der die Woche zuvor in Quarantäne verbracht hatte und ohne Training mit in den Mannschaftsbus stieg.

Aufgrund der knappen Personaldecke stand er dann knapp 27,5 Minuten auf dem Eis, mehr als doppelt so lange wie normalerweise. Friedrich dachte, sein Herz explodiere, erzählte er hinterher, mit Leistungssport, betonte er, habe das nichts zu tun gehabt. "Aber vielleicht motiviert es uns", sagte er den Nürnberger Nachrichten damals. "Und nach der Olympia-Pause kommen wir komplett wieder - und fieseln alle weg."

Die Olympia-Pause ist mittlerweile zu Ende - und auch wenn nicht alle drei Gegner seitdem weggefieselt wurden, gewonnen haben die Franken diese drei Partien allesamt. Auch wegen Friedrich. Am Mittwochabend traf der 30-Jährige im Derby gegen den ERC Ingolstadt zum 1:0 (15.) - und markierte damit den spielentscheidenden Treffer beim 3:0-Heimsieg. Die weiteren Treffer erzielten Dane Fox (33., Unterzahl) und Ryan Stoa (57.). Die Ingolstädter Mannschaft, die Friedrich als "unglaublich offensivstark" bezeichnete, kam aufgrund des bissigen Ice-Tigers-Auftritts zu keinem Zeitpunkt ins Spiel und blieb erstmals in dieser Saison ohne eigenen Treffer. Torhüter Alex Dubeau feierte sein erstes Zu-Null-Spiel in der DEL.

"Wir wollten die Intensität aus dem letzten Spiel mitnehmen", sagte Friedrich. Dieses war ein besonders emotionales gewesen - nicht nur aufgrund der Rückkehr der Zuschauer nach knapp drei Monaten in die Nürnberger Arena. Der 3:2-Heimerfolg zwei Tage zuvor gegen die Adler Mannheim, der dank zweier später Tore zustande kam, war der erste seit mehr als vier Jahren gegen die Mannheimer, mit denen die Franken eine veritable sportliche Rivalität pflegen. Gegen Ingolstadt wollten die Ice Tigers auch "die Räume zumachen, ihnen gar keinen Platz geben, immer schnell an ihnen dran sein", erklärte Friedrich, "und ich denke, das ist uns gut gelungen". Diese Analyse konnte man genau so unterschreiben. "Nürnberg hat extrem gut gespielt und uns nicht viele Chancen gegeben", gestand ERC-Trainer Doug Shedden ein.

Mittelfranke Friedrich war schon als Bub bei den Nürnberger Heimspielen. Es sei "eine Ehre", jetzt für die Ice Tigers zu spielen

Der Mittelfranke Friedrich ist im vergangenen Sommer nach zwölf Jahren fernab Bayerns - davon die vergangenen sieben in Iserlohn -, in seine fränkische Heimat zurückgekehrt. Das Nürnberger Trikot zu tragen sei für ihn, der beim EHC Nürnberg sein Eishockey-ABC gelernt hatte und als kleiner Junge schon immer bei Nürnberger Spielen war, damals noch im Linde-Stadion, eine große Ehre, erzählte er zu Saisonbeginn einem regionalen Fernsehsender. Es sei ein "Geschenk, seinen Beruf zuhause ausüben zu dürfen", betonte er. Und die heimische Luft tut ihm gut. Sein Treffer gegen Ingolstadt war der sechste in der laufenden Saison - damit hat er jetzt schon so oft getroffen wie in seinen kompletten vergangenen zwei Spielzeiten in Iserlohn zusammen.

Die Ingolstädter hatten im Derby einen psychologischen Kniff angewandt und waren in jenen neon-pinken Trikots aufgelaufen, mit denen sie die vorangegangen vier Heimspiele gegen Nürnberg mit einem beeindruckenden Torverhältnis von 32:3 gewonnen hatten. Diesmal halfen aber auch die "bunten Fetzen" nichts, wie Ice-Tigers-Co-Trainer Manuel Kofler sie nannte. Zu entschlossen agierten die Franken, was auch an den 1:10- und 2:7-Niederlagen dieser Saison in Ingolstadt lag. "Nicht dass es unbedingt Rache werden sollte", sagte Angreifer Tim Fleischer, "aber die zwei Spiele waren natürlich noch in unseren Köpfen." Am Freitag sind die Franken beim Tabellenzweiten in Wolfsburg zu Gast, gegen den sie die drei bisherigen Saisonduelle mit jeweils einem Tor Unterschied gewonnen haben. In zwei davon traf: Marko Friedrich.

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