Einzelkritik FC Bayern:Unnötige Foulspiele und filigrane Rennpferde

Jérôme Boateng schlägt Willy-Sagnol-Gedächtnisflanken, Toni Kroos wird immer mehr zum elegantesten Passspieler außerhalb Spaniens, Mario Gomez schafft einen Hattrick und trifft kurz vor Schluss beinahe aus 80 Metern. Die Spieler des FC Bayern beim Sieg gegen den SSC Neapel in der Einzelkritik.

Andreas Burkert, Fröttmaning

Einzelkritik FC Bayern

Manuel Neuer

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(Foto: AP)

Jérôme Boateng schlägt Willy-Sagnol-Gedächtnisflanken, Toni Kroos wird immer mehr zum elegantesten Passspieler außerhalb Spaniens, Mario Gomez schafft einen Hattrick und trifft kurz vor Schluss beinahe aus 80 Metern. Die Spieler des FC Bayern beim Sieg gegen den SSC Neapel in der Einzelkritik. Von Andreas Burkert, Fröttmaning Sein schneeweißes Hemd blieb zwar erneut nahezu unbefleckt, doch diesmal war von ihm früh höchste Aufmerksamkeit gefordert. Was bei einem Rückpass so alles in die Hose gehen kann, haben die Bayern ja am Vorabend vor dem Fernseher im Quartier Limmerhof vom Leverkusener Jungspund Leno vorgeführt bekommen. Aber Neuer ist bislang stets Herr seiner Füße, und seine Hände blieben abermals weitgehend unbeschäftigt: Bei beiden Gegentoren ohne Chance.

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Holger Badstuber

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(Foto: AFP)

Fühlt sich offenbar dafür zuständig, am Anfang gleich mal ordentlich hinzulangen, damit der Gegner bloß nicht auf falsche Gedanken kommt: Kassierte - wie im Hinspiel - nach 15 Minuten als Erster eine gelbe Karte, nach einem schmutzigen Tritt in Höhe der Mittellinie gegen Rechtsaußen Maggio. Diesmal rächte sich das, nach einem verlorenen Laufduell handelte er sich in Boateng-Manier Gelb-Rot ein. Überflüssig.

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Daniel Van Buyten

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(Foto: dapd)

Nach seiner guten Leistung im Hinspiel wieder der Abwehrchef. Im Grunde ohne gravierenden Fehler - bis man ihn nach dem 1:3 der Gäste durch Fernández verdutzt auf dem Hosenboden sitzen sah. Die Szene wiederholte sich dummerweise beim 2:3, abermals hatte sich der Belgier überspringen lassen.

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Philipp Lahm

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(Foto: dapd)

So häufig wie diesmal hat er wohl selten auf diesem Niveau die Mittellinie überquert, Ribérys Wagemut inspirierte offenkundig auch den Kapitän. Hinten selten gefordert, seine linke Seite war nicht das Problem, auch nicht in der erstaunlich hitzigen Schlussphase.

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Jérôme Boateng

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(Foto: dapd)

Musste diesmal wieder als Rechtsverteidiger ran, der Brasilianer Rafinha saß nicht zum ersten Mal auf der Bank. Aber Boateng murrt nicht, aufmerksam hielt er auf seiner Seite Neapels Torjäger Cavani in Schach und schaltete sich regelmäßig in die Offensive ein. Verbesserungswürdig sind noch seine Willy-Sagnol-Gedächtnisflanken aus dem Halbfeld, auch seine überflüssigen Fouls wie jenes vor dem Freistoß zum 3:1 sollte er sich abgewöhnen.

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Luiz Gustavo

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(Foto: AFP)

Wer riskanterweise Geld darauf gesetzt hatte, dass Anatoli Timoschtschuk wie zuletzt im defensiven Mittelfeld auflaufen würde, hat die Scheine abgeben müssen. Im Ernstfall, und das ist ein Duell mit Napoli eher als das 183. Derby gegen Clubberer, vertraut Trainer Heynckes nur dem Brasilianer, weil er zupackender ist im Zweikampf und mutiger im Spiel nach vorn. Gustavo hat sein Repertoire in der ersten Viertelstunde vorgeführt, als er zunächst bei den frühen kraftstrotzenden Kontern der Italiener den Feuerwehrmann gab - und vor dem 1:0 den Türöffner mit seinem Pass auf Schweinsteiger. Am Ende Turm in einer Abwehrschlacht.

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Bastian Schweinsteiger

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(Foto: REUTERS)

Irgendwo soll neulich gestanden haben, der Co-Kapitän des FC Bayern müsse wegen der Khediras und Kroos' um seinen Platz im Nationalteam bangen. Wahrscheinlicher ist, dass Schweinsteiger demnächst als Distanzschütze bei den Bayern-Basketballern auftaucht. Der Boss schuftete wie häufig dort, wo Spiele entschieden werden; laufstark, zweikampfstark und Wegbereiter eines stimmungsvollen Abends mit seinem Assists zu Gomez' erstem Treffer. Es hat die Bayern deshalb massiv zu betrüben, dass er kurz nach der Pause wegen eines Schlüsselbein-Bruchs auf der Trage den Rasen verlassen musste.

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Toni Kroos

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(Foto: AFP)

Wird immer mehr zum Ideengeber und elegantesten Passspieler außerhalb Spaniens. Mit beiden Füßen jederzeit in der Lage, ein Kunstwerk entstehen zu lassen; bediente beim 2:0 Gomez millimetergenau, als habe er eine Rechenmaschine im Fußgelenk eingebaut.

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Thomas Müller

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(Foto: REUTERS)

Spielte auf rechts Katz und Maus mit Zuniga, aber weil ihm das nicht reichte, stieß Müller immer wieder in die Spitze, um auch dort Gegenspieler demütigen zu können. Herausragend war sein No-look-Pass, den er im Strafraum auf Gomez spielte, ausnahmsweise erzielte der Kollege kein Tor. Nur die Technik stoppte ihn einmal - nach dem Halbzeitpfiff war er natürlich auch schneller als die Luke am Kabinengang. Wie bei sämtlichen Münchnern zerfaserte nach Schweinsteigers Verletzung auch sein Spiel.

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Franck Ribéry

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(Foto: dapd)

Seine Form ist seit Wochen nicht mehr auszuzeichnen mit handelsüblichen Fleißkärtchen oder Schulnoten, der Franzose entkräftete mit seinen Tempoläufen nahezu die komplette Gästedefensive und war an jeder brenzligen Situation beteiligt. Einmal hielt ihn der Schweizer Nationalspieler Dzemaili über sieben, acht Meter fest, aber der Franzose wurde nicht langsamer und trieb den Ball einfach weiter, bis der entkräftete ihn ziehen ließ. Die Italiener wussten sich später nur noch mit derben Tritten zu wehren, Zuniga langte in einer Minute zweimal hin und durfte gehen. Aber Ribéry stand auch diesmal auf und lief weiter, ehe er entkräftet ausgewechselt wurde.

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Mario Gomez

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Das filigranste Rennpferd der Liga demütigte die SSC-Abwehr per Hattrick, mit jetzt 17 Toren ist er bester deutscher Champions-Torschütze überhaupt. Wendig und gedankenschnell, beim 1:0 tanzte er Campagnaro aus; dass er sich den Ball mit Vorliebe auf links legt, hat sich wohl immer noch nicht herumgesprochen. Arbeitete auch nach hinten mit. Traf kurz vor dem Ende beinahe aus 80 Metern. Ein großes Spiel von ihm.

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Anatolij Timoschtschuk

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Ersetzte den Patienten Schweinsteiger. Lief verlässlich Löcher zu und versuchte mit seinem pragmatischen Stil, das Spiel zu beruhigen. Wer eine sichere Wette braucht: Wird Sonntag in Augsburg von Beginn an spielen.

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