Einzelkritik FC Bayern:Künstlerpech im schwarz-gelben Theater

Für Torwart Manuel Neuer hagelt es Südfrüchte von den BVB-Fans, der echte Thomas Müller steht nicht auf dem Platz, Torjäger Mario Gomez ist extrem blass und Arjen Robben entscheidet wohl die Meisterschaft. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Andreas Burkert, Dortmund

Einzelkritik FC Bayern

Manuel Neuer

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(Foto: REUTERS)

Für Torwart Manuel Neuer hagelt es Südfrüchte, der echte Müller steht nicht auf dem Platz, Torjäger Mario Gomez ist extrem blass und Arjen Robben entscheidet die Meisterschaft: Der FC Bayern in der Einzelkritik. Von Andreas Burkert, Dortmund Manuel Neuer: Als Quasi-Schalker besonders herzlich begrüßt im schwarz-gelben Revier. Dass ihn das alles nicht sonderlich beeindrucken sollte, deutete er umgehend an. Die ersten Rückpässe machten den Bayern-Torwart nicht nervös, und als nach sechs Minuten der Ur-Dortmunder Großkreutz am Fünf-Meter-Raum volley zur Stelle war, warf sich der Nationalkeeper furchtlos entgegen und parierte großartig mit den Haxen. Nach der Pause empfingen ihn die 20.000 auf dem Südrang mit einem Gewitter aus Bananen und sonstigen Südfrüchten, mit der Beute hätte Neuer einen Stand auf dem Viktualienmarkt bestücken können. Diese Form der Hochachtung ließen die Dortmunder einst nur Oliver Kahn zukommen. Bei der Arbeit war Neuer tadellos, beim Tor machtlos.

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Philipp Lahm

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(Foto: dapd)

Philipp Lahm: Aufmerksam und leidenschaftlich hielt der Kapitän seine rechte Abwehrseite sauber, sofern das in seiner Macht stand. In der Offensive gelang ihm viel Kleinteiliges, doch den entscheidenden Akzent im Verbund mit Robben setzte auch er nicht. Aber das ist wohl etwas zu viel verlangt angesichts der Räume, die sein holländischer Kompagnon nach Ballverlusten den Dortmundern nicht selten gestattete. Insgesamt solide.

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Jérome Boateng

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(Foto: dapd)

Jérome Boateng: Ihm war anzumerken, dass er diesmal jedes Risiko scheuen wollte. Im Zweifelsfall trat der Innenverteidiger also die Kugel hoch und weit nach vorn, die B-Note zählte diesmal ja wirklich nicht. Kagawa ließ ihn ein paar Mal schlecht aussehen, schwerfällig sah der Münchner Innenverteidiger bei den Dribblings des Japaners aus. Impulse in der Spieleröffnung gingen von ihm nie aus.

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Holger Badstuber

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(Foto: REUTERS)

Holger Badstuber: Eine starke Partie des zweiten Innenverteidigers, den man wohl inzwischen als Abwehrchef der Bayern bezeichnen muss. Mehrfach zur Stelle, wenn sich jemand über die Außen bedrohlich näherte, ansonsten kompromisslos und zweikampfstark, am Boden wie in der Luft. In Sprintduellen mit Lewandowski auf einer Höhe, hielt den Laden nach Kräften zusammen.

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David Alaba

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(Foto: REUTERS)

David Alaba: Kann diesem österreichischen Knirps eigentlich gar nichts Angst machen? Gut, bei Großkreutz' Großchance kamen sie über seine Seite durch, aber was dieser 19-jährige Linksverteidiger ansonsten für ein Pensum abspulte, war aufs Neue erstaunlich. Nutzte Ribéry zu Beginn mehrfach als Anspielstation, um schneller als jedes Prater-Karussell über Linksaußen vorzupreschen. Der BVB stellte sich allerdings später besser auf ihn ein, und Alabas Flanken erreichten nicht immer einen Münchner. Trotzdem beachtlich.

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Luiz Gustavo

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(Foto: REUTERS)

Luiz Gustavo: Da Trainer Jupp Heynckes die logische Aufstellung der vergangenen Erfolgswochen brachte, erhielt der Brasilianer den Vorzug vor Rückkehrer Bastian Schweinsteiger. Rechtfertigte seine Nominierung von Beginn an, denn dem wendigen Dortmunder Mittelfeld begegnete er im Zentrum wirkungsvoll als Balljäger und Eigentümer einer filigran-rustikalen Grätsche.

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Toni Kroos

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(Foto: AFP)

Toni Kroos: Wirkte anfangs nicht sonderlich gedankenschnell, als könnte er einen Espresso ganz gut vertragen. Einige Ballverluste machten ihn dann aber rasch munter, mit taktischen Fouls meldete er sich kampfbereit. Besaß nach eigener Balleroberung die einzige nennenswerte Offensivaktion in der ersten Hälfte, doch sein furioser Linksschuss zischte knapp vorbei. Nach Schweinsteigers Einwechslung eine Reihe nach vorn gezogen auf seine Lieblingsposition zehn. Doch der entscheidende Pass gelang auch ihm nicht.

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Franck Ribéry

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(Foto: dpa)

Franck Ribéry: Dass Alaba wieder eine Belebung war, ist auch das Verdienst des Franzosen gewesen. Wenn der Partner vorn den Flankenball abgesetzt hatte, befand sich der Franzose nicht selten auf dem Rückzug, um die konternden Borussen defensiv mit in Empfang zu nehmen. Diese Teamarbeit wirkte sich zu Lasten seines Offensivradius' aus. Der beste Vorbereiter der Liga (18 Assists) kam nie durch gegen seine Widersacher Piszcek und Blaszczykowski; häufig zu unentschlossen, manchmal zu kompliziert. Zu wenig angesichts seiner Leistungen in den vergangenen Wochen.

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Thomas Müller:

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(Foto: REUTERS)

Thomas Müller: Trabte in der ersten Hälfte recht teilnahmslos übers Feld, als ginge ihn das alles wenig an. Die typische Müller-Art, sich aus dem Bewusstsein des Gegners zu schleichen? Sein Mitwirken fiel nur nach Ballverlusten auf. Nach einer Stunde traute ihm Heynckes die Verwandlung in den echten Müller nicht mehr zu. Schweinsteiger kam.

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Arjen Robben

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(Foto: AFP)

Arjen Robben: Schneller als alle anderen: Ließ sich vor dem Spiel als erster Münchner draußen blicken, Punkt 18 Uhr 47. Dortmund empfing ihn erwartungsgemäß, aber Robben konnte das Gebrüll nicht hören: Er trug Kopfhörer. Bei seinen Eckstößen vor der schwarz-gelben Menschenwand half ihm diese Präparation dann freilich nicht mehr viel. Unternehmungslustig und diszipliniert in der Vorwärtsbewegung, doch auch er drang selten bis zur Grundlinie durch. Die Chance in der Nachspielzeit bedeutete eine besonders Premiere: sein allererster Torschuss aus dem Spielgeschehen heraus in den drei letzten Duell mit der Borussia. Dafür hat Robben nun die Meisterschaft zugunsten des BVB entschieden - mit seiner Schlafmützigkeit vor dem 0:1, als er Lewandowski nicht abseits stellte, und mit einem schlecht platzierten Elfer.

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Mario Gomez

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(Foto: dapd)

Mario Gomez: Wie die komplette Münchner Angriffslinie ohne Durchsetzungskraft und die Fähigkeit, sich in Ballbesitz zu behaupten. Ein harmloser Kopfball nach einem Kroos-Freistoß gleich in der ersten Minute, das war eine bescheidene Ausbeute für den unkonzentriert wirkenden Schützenkönig der Liga. Blass.

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Bastian Schweinsteiger

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Bastian Schweinsteiger: Als sie gerade hereingekommen waren, fiel das Tor für Dortmund. Künstlerpech. Ivica Olic: Gleiche Situation wie bei Schweinsteiger. Ebenso Künstlerpech.

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