Eishockey:Ein Stiefel voller Tore

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Gala-Vorstellung: Münchens Yasin Ehliz jubelt im zweiten Playoff-Finalspiel gegen Ingolstadt über seinen Treffer zum 6:2. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Der EHC Red Bull München gewinnt das zweite DEL-Finalspiel in Ingolstadt mit 7:1 und führt in der Best-of-seven-Serie nun mit 2:0. Nach nicht einmal zweieinhalb Minuten waren bereits vier Tore gefallen - das Startdrittel hat ohnehin das Potenzial, in die DEL-Final-Geschichte einzugehen.

Von Christian Bernhard

Fabio Wagner reichten 60 Minuten, um das bestätigt zu bekommen, was er schon geahnt hatte - und was weiter auf beide Mannschaften zukommen würde. Ein "sehr schnelles Spiel", sagte der Kapitän des ERC Ingolstadt am späten Freitagabend, als er mit einer Essensbox aus der Münchner Olympia-Eishalle kam.

Dass es so schnell gehen kann wie am Sonntagnachmittag, dürfte aber nicht nur Wagner überrascht haben. Nicht einmal zweieinhalb Minuten waren im zweiten Finalspiel um die Meisterschaft in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gespielt, da waren schon vier Treffer gefallen - am Ende stand ein spektakulärer 7:1-Auswärtserfolg für den EHC zu Buche.

Dabei hatte Maurice Edwards die Ingolstädter nach nur 35 Sekunden in Führung gebracht, nachdem auf der Gegenseite Patrick Hager nur knapp das 1:0 verpasst hatte. Die Münchner Antwort auf den schnellen Rückstand aber war so fulminant, dass sie die Ingolstädter nachhaltig beeindruckte: Ein abgefälschter Schuss von Konrad Abeltshauser nach 49 Sekunden, ein von Filip Varejcka vollendeter Konter nach 90 Sekunden und ein Treffer ins verwaiste Tor von Maximilian Kastner, da ein Aufbaupass von Ingolstadts Torhüter Kevin Reich abgefangen wurde, machten aus dem Münchner 0:1-Rückstand blitzschnell eine 3:1-Führung, die der Hauptrundensieger nicht mehr aus der Hand gab. Mit dem Kantersieg geht der EHC in der Best-of-seven-Serie mit 2:0 in Führung. Finalspiel drei findet am Dienstag wieder in München statt (19.30 Uhr). "Wir haben unseren Stiefel runter gespielt", sagte Yasin Ehliz, einer von sieben unterschiedlichen Münchner Torschützen.

Am Samstag trainierten die Münchner nicht - die dadurch gewonnene Energie ist offensichtlich

Das Startdrittel hatte das Potenzial, in die DEL-Final-Geschichte einzugehen. Denn es hatte noch mehr als die vier schnellen Tore auf Lager. Für Reich etwa war die Partie nach nicht einmal 14 Minuten vorbei, laut ERC-Trainer Mark French "aus gesundheitlichen Gründen". Drei der ersten vier Münchner Schüsse landeten in seinem Kasten, Konrad Abeltshauser legte in Minute zehn das 4:1 nach. Damit war auch die Energiefrage geklärt. In Spiel eins, das die Münchner mit 2:1 für sich entschieden, waren sie ab dem Mitteldrittel gehörig unter Druck geraten - für den Geschmack von Münchens Kapitän Patrick Hager zu sehr. Sein Fazit daraus: " Über zu lange Zeit sollten wir das Spiel mit dem Feuer nicht forcieren." Münchens Trainer Don Jackson verzichtete am Samstag auf ein Mannschaftstraining, "wir versuchen, Energie zurückzubekommen", sagte er - und das gelang.

Für Reich kam der 21-jährige Jonas Stettmer ins ERC-Tor, der in der bisherigen Saison kein DEL-Spiel bestritten hatte und insgesamt auf nur zwei Einsätze kam. Kaum war er im Spiel, war er auch schon gefragt, denn die Münchner bekamen in Minute 16 einen Penalty zugesprochen. Chris DeSousa lief an - und Stettmer hielt. Es war der letzte Aufreger eines äußerst aufregenden Drittels.

Das 7:1 ist der neunte EHC-Erfolg gegen Ingolstadt in Folge

Abeltshauser hatte etwas Zeit, die turbulenten ersten 20 Minuten sacken zu lassen. Wie nach jedem Drittel klatschte er alle Mannschaftskollegen am Eisrand ab, bevor es in die Kabine ging. Diesmal blieb der Verteidiger aber noch etwas länger auf dem Eis, denn er ordnete bei Magentasport das Startdrittel ein - und das gelang ihm mit einem Wort: "Vogelwild", sei es gewesen, sagte er. Mit Blick auf das Mitteldrittel erklärte er, es gehe nun darum, die "Emotionen zu kontrollieren". Das gelang den Münchnern besser. Bei immer noch sehr hohem Tempo leisteten sich die Ingolstädter mehrere Strafzeiten, welche die Münchner bestraften. Erst traf Austin Ortega in Überzahl (29.), dann Yasin Ehliz zum 6:1 (37.). "Nur noch vier", tönte es höhnisch aus dem Münchner Fanblock. Der Ingolstädter Frust entlud sich kurz vor der zweiten Drittelpause, als sich Matt Bodie und Hager einen Faustkampf lieferten. Dann wurde es ruhiger, Justin Schütz markierte noch das 7:1 (53.).

Die Ingolstädter müssen die Heimpleite schnell abschütteln, um am Dienstag in München in die Serie zurückzukommen. Und sie sollten dabei nicht zu sehr auf eine Statistik blicken: Der Münchner Sieg am Sonntag war der zehnte in Serie gegen den ERC.

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