1860 in der dritten Liga:Die Null steht bei den Löwen

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Fein gemacht! Julian Guttau (links) nimmt die förmlichen Glückwünsche zum 1:0-Treffer des Kollegen Leroy Kwadwo entgegen. (Foto: Noah Wedel/Imago)

Der TSV 1860 München reiht Sieg um Sieg aneinander und gewinnt auch in Verl 1:0. Den Abstiegskampf dürfte das Team hinter sich gelassen haben - die Dauerkritik am Investor hält trotzdem an.

Von Christoph Leischwitz

Im Herbst war Joël Zwarts noch ein großer Hoffnungsträger des TSV 1860 München. Seit Ende Oktober war der niederländische Angreifer allerdings verletzt, und als er am Samstagnachmittag in der 70. Minute an der Seitenlinie stand, um endlich einmal wieder eingewechselt zu werden, da zeigte sich sinnbildlich, was sich in den vergangenen Wochen bei den Löwen getan hatte: Denn während Zwarts wartete, erzielte Julian Guttau aus dem Nichts das glückliche 1:0 beim SC Verl. Der offensive Mittelfeldspieler ist einer der großen Profiteure des Trainerwechsels im Januar. "Es sind ja mehrere, die auftrumpfen" unter Trainer Argirios Giannikis, sagte der Matchwinner nach dem Spiel.

Joël Zwarts musste nach dem Treffer noch acht Minuten an der Seitenlinie warten, ehe er mitwirken durfte, ein paar Bälle festmachen konnte und so dazu beitrug, den Sieg nach Hause zu fahren. "Ein dreckiges 1:0", sagte Marco Hiller, sein dreckiges gelbes Torwarttrikot bestätigte ihn. Während sich die Verlierer aus Verl nach ihrer vierten Niederlage in Serie ratlos anblickten, freuten sich die Münchner samt ihren etwa 800 mitgereisten Fans ( darunter auch der jüngst zurückgetretene Vizepräsident Hans Sitzberger) über den vierten Sieg nacheinander ohne Gegentor. Weil Aufstiegsaspirant Dynamo Dresden nur 2:2 gegen Rot-Weiss Essen spielte, haben die Münchner jetzt sogar die wenigsten Gegentore der gesamten dritten Liga aufzuweisen - und das als Zwölfter.

Der Gastgeber drängt - und die Löwen gewinnen

Trainer Giannikis hatte vor dem Spiel zu basteln: Torwart David Richter war erkrankt, Stammkeeper Hiller nach Verletzung allerdings rechtzeitig fit geworden. Manfred Starke konnte wegen eines Hexenschusses die lange Busfahrt nach Verl nicht mitmachen. Mit einer beeindruckenden Serie von sieben Spielen ohne Niederlage unter dem neuen Trainer waren die Löwen angereist, allerdings gab es daran einen Makel: Einen Auswärtssieg hatte der 43-jährige Giannikis bis dahin nicht feiern können. Der letzte datierte vom 11. November (3:2 in Saarbrücken).

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Auch in Verl sah es lange nicht so aus, als wolle die Mannschaft auf einen Dreier spielen: Die ballbesitzfreudigen Gastgeber durften viel kombinieren, und manchmal kombinierten sie sich auch gefährlich in den Sechziger-Strafraum hinein. So in der 15. Minute, als Nico Ochojski frei vor Hiller auftauchte. Der grätschende Keeper lenkte den Schuss mit seinem Oberschenkel zum Eckball. Machtlos war er 13 Minuten später, als Tom Baack unbedrängt abzog und den Innenpfosten traf - Hiller konnte dem gefährlichen Abpraller gerade noch ausweichen.

Auch in der zweiten Halbzeit hatten die Gastgeber die besseren Möglichkeiten, Lars Lokotsch zielte aus kurzer Distanz zu ungenau und schoss Hiller an (55.). Als sich gegen Ende Kontermöglichkeiten boten, hatte der eingewechselte Neuling Eliot Muteba die beste Abschlussmöglichkeit, er wurde jedoch in letzter Sekunde geblockt (89.). Neben Siegtorschütze Guttau waren aber vor allem Torwart Hiller und die beiden Innenverteidiger Jesper Verlaat und Max Reinthaler die Spieler des Spiels - die beiden hatten wie so oft Kopf und Kragen riskiert.

Ruhe nach dem Investorenstreit? Nicht beim TSV 1860 München

Wenn sich in vielen deutschen Fankurven die Lage nach dem gescheiterten Investorendeal der Deutschen Fußball Liga beruhigen dürfte, ist das beim TSV 1860 München allerdings noch lange nicht der Fall. Das sogenannte "Scheichlied" wurde diesmal von den mitgereisten Fans besonders laut gesungen, auf einem Banner war zu lesen: "Der Kampf geht weiter: Gegen jeden Investor." Hasan Ismaik hatte sich unter der Woche auf Instagram zu Wort gemeldet und wenig Verständnis dafür gezeigt, dass der Investorenprozess platzte. "Und das nur, weil man vor den lauten und organisierten Fans Angst hat?", hieß es in dem Eintrag. Unterdessen hatte 1860-Präsident Robert Reisinger Gesprächsbereitschaft angedeutet für den Fall, dass Ismaik nun wirklich aussteigen wolle - in einem Interview mit der Abendzeitung hatte der Jordanier das zumindest angedeutet.

Um den zurzeit so erfolgreichen Kader zusammenzuhalten, wird allerdings auch finanzielle Planungssicherheit benötigt. Die Hauptaufgabe der beiden neuen Geschäftsführer besteht momentan darin, mit 15 Spielern zu verhandeln, deren Verträge zum Saisonende auslaufen. Sportliche Planungssicherheit könnte jetzt zumindest gegeben zu sein: Dass der TSV 1860 München noch einmal in den Abstiegskampf rutscht, erscheint angesichts solch dreckiger Siege wie am Samstag unwahrscheinlich.

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