DFB-Team in der Einzelkritik:Hummels überläuft die Grande Nation

Der Abwehrchef stürmt und hadert, Marco Reus weckt das Stadion auf - und Thomas Müller dreht sich leider statt zu köpfen. Das DFB-Team in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Martin Schneider

Manuel Neuer

1 / 12
(Foto: Bongarts/Getty Images)

Durfte in der 36. Minute zum ersten Mal zum Gelingen der Mission Neuanfang beitragen, indem er einen Kopfball von Olivier Giroud aus dem rechten Eck holte, dann einen Freistoß von Kylian Mbappé antizipierte und einen Gewaltschuss von Antoine Griezmann wegboxte. Hatte gegen den Weltmeister weniger zu tun als befürchtet - was aber daran lag, dass Bundestrainer Joachim Löw die anderen zehn Spieler auf dem Platz anwies, hauptsächlich Schaden von Manuel Neuers Tor fernzuhalten.

Matthias Ginter

2 / 12
(Foto: AFP)

Bei der WM fehler- und spielminutenfrei. Bekam diesmal seine Chance, weil Joachim Löw unter allen Umständen verhindern wollte, dass Frankreich ein neues Mexiko wird. Also reaktivierte er die Ochsenabwehr der WM 2014 aus vier gelernten Innenverteidigern. Der Vorteil: die Defensive. Der Nachteil: die Offensive. Hätte trotzdem mit einem Kopfball nach einer Ecke in der zweiten Halbzeit der Held des Spiels werden können, aber Areola verhinderte das mit einer sensationellen Parade.

Mats Hummels

3 / 12
(Foto: Bongarts/Getty Images)

Es war die 72. Minute, als Mats Hummels die Sache selbst in die Hand nahm. Bis dahin war der Nationalmannschaft, die ja so gerne auch kontern wollte, kein Konter gelungen. Also lief Hummels los. Er lief an der ganzen Grande Nation vorbei und bekam den Ball von Marco Reus. Er flankte seidenweich auf Thomas Müller - der nicht köpfelte, sondern sich wegdrehte. Der Ball kam noch einmal zu Hummels, der den Ball dann bretthart aufs Tor zimmerte. Ärgerte sich, weil Areola parierte. Ansonsten bekam Hummels, der bei der Weltmeisterschaft für mehr defensive Stabilität plädiert hatte, nun mehr defensive Stabilität. Trug seinen Teil dazu bei, war nach hinten souverän, fehlerfrei und gewann alle wichtigen Zweikämpfe. Kritisierte bei der WM viel, lieferte nun aber auch viel ab.

Jérôme Boateng

4 / 12
(Foto: REUTERS)

Nicht so omnipräsent wie Kollege Hummels, aber auch ohne Fehler, was gegen die französische Offensive bei der Weltmeisterschaft ja keiner Abwehr gelungen war. War wegen der tieferen Ausrichtung nicht so sehr in der Spielmacher-Rolle - und wenn Hummels Ausflüge macht, muss einer hinten sichern. Weiß man ja jetzt.

Antonio Rüdiger

5 / 12
(Foto: Bongarts/Getty Images)

Eigentlich war es keine blöde Idee von Joachim Löw, seinen mutmaßlich schnellsten Spieler gegen den mutmaßlich schnellsten Spieler der Welt zu stellen. Gegen Mbappé machte Rüdiger das auch sehr gut. Startete unglücklich ins Spiel, weil er Benjamin Pavard unabsichtlich mit seinen Stollen am Hals erwischte. Ansonsten gilt bei ihm das gleiche wie bei Ginter: Wer Stabilität will, bezahlt damit mit Durchschlagskraft.

Joshua Kimmich

6 / 12
(Foto: Bongarts/Getty Images)

Lachte im SZ-Interview vor ein paar Tagen bei der Frage, ob der Sechser der Nationalmannschaft nicht Joshua Kimmich heißen müsste. Plötzlich hieß der Sechser Joshua Kimmich. Holte sich die Bälle tief ab, harmonierte gut mit Toni Kroos, um Joachim Löws Plan auszuführen: Das Spiel auf eine Seite ziehen, um dann mit einem Flankenwechsel den freien (Fachbegriff: ballfernen) Mann zu finden. Engagiertes Spiel.

Leon Goretzka

7 / 12
(Foto: AFP)

Trägt die Nummer sechs, ist eigentlich eine Nummer acht, musste gegen Frankreich aber sehr oft den Neuner geben. Verzählte sich dabei immer mal wieder - aber da Timo Werner auf den Flügel ausweichen sollte, blieb es Goretzka und Reus überlassen, in den Sechzehner zu sprinten, damit bei der neuen Safety-First-Taktik von Joachim Löw wenigstens irgendwer da ist. Lief viel, versuchte viel, lief sich aber auch viel fest.

Toni Kroos

8 / 12
(Foto: dpa)

Kritisierte bei der WM fast ebenso viel wie Kollege Hummels, vor dem Frankreich-Spiel auch noch namentlich den Mitspieler Leroy Sané. Entgegnete dem Vorwurf, bevor man andere kritisiere, müsse man erst mal selbst liefern, in dem er selbst lieferte. Ballverteiler im Mittelfeld, kam vor allem in der zweiten Halbzeit in den Rhythmus, erwischte die sehr stabile französische Defensive oft auf dem falschen Fuß.

Thomas Müller

9 / 12
(Foto: AFP)

Wenn er den Kopf genommen hätte, wäre er der Mann des Abends gewesen. Aber nach der Flanke von Mats Hummels machte er lieber eine Müller-Drehung und verhedderte sich. Hätte das noch geklappt - man hätte seinen eher unauffälligen Auftritt vergessen und ihn für seine Müller-Drehung gelobt. So blieben viele sehr beherzte Zweikämpfe in Erinnerung. Ohne Tor, aber voll bei der Sache.

Timo Werner

10 / 12
(Foto: AFP)

War eigentlich der Stürmer, war aber eben auch dafür zuständig, von der Seite aus in den Sechzehner zu sprinten. Und so schnell ist Timo Werner dann eben auch nicht, dass er überall sein kann. Schoss einmal gefährlich aufs französische Tor.

Marco Reus

11 / 12
(Foto: REUTERS)

Weckte das Stadion in der 65. Minute mit einem Direktschuss auf. Matthias Ginter hatte den Ball scharf in die Mitte gespielt, Reus nahm ihn direkt und Areola konnte ihn soeben noch aus dem Kreuzeck fischen. Es war der Beginn der besten deutschen Phase - aber auch die einzige richtig gute Aktion von Marco Reus. Musste für Leroy Sané raus.

Einwechselspieler

12 / 12
(Foto: dpa)

İlkay Gündoğan: Ein paar Zuschauer pfiffen, ebenso viele applaudierten als Ilkay Gündogan kam. Hatte noch eine gute Chance, aber brachte das Stadion nicht zum applaudieren. Leroy Sané: Auch er blieb ohne gute Aktion.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: