DFB-Pokalfinale:Thomas Tuchel zu Guardiola: "Er ist der Beste"

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Vor dem DFB-Pokalfinale überbieten sich beide Trainer mit Lob füreinander. Der BVB-Coach fordert aber von seiner Mannschaft den nächsten Schritt: Er will kein Außenseiter mehr sein.

Von Martin Schneider, Berlin

Jérôme Boateng und Marcel Schmelzer saßen bei dieser Pressekonferenz auf dem Podium in der Aufwärmhalle des Olympiastadions und es ist wichtig, das extra zu erwähnen, weil man es sonst schnell vergessen hätte.

Schmelzer und Boateng sind Spieler und wirklich keine unwichtigen Spieler ihrer Mannschaften. Sie werden es sein, die das DFB-Pokalfinale spielen. Sie werden passen, köpfen, Zweikämpfe führen, sie sind diejenigen, die diesen Sport namens Fußball spielen, sie sind ein Elftel einer Mannschaft. Aber nicht bei diesem Spiel.

Dieses Spiel, dieses DFB-Pokalfinale zwischen Bayern und Dortmund am Samstag in Berlin ist zu einem Trainerspiel geworden. Pep Guardiola gegen Thomas Tuchel. Eins gegen Eins statt Elf gegen Elf. Zwei Taktik-Masterminds, bei denen man glaubt, dass das Spiel nicht auf dem Platz, sondern schon vorher im Kopf der beiden Trainer entschieden wird.

"Ich werde Thomas sehr vermissen", sagt Guardiola

Jemand fragte, ob sie die Duelle gegeneinander vermissen werden, weil Guardiola ja nach England zu Manchester City geht. "Ich werde Thomas sehr vermissen", sagte Guardiola. "Natürlich werde ich das vermissen", sagte Tuchel. "Ich habe viel gelernt bei den Spielen gegen seine Mannschaften", sagte Guardiola.

"Die Spiele gegen Peps Mannschaften sind eine große Herausforderung, eine große Inspiration. Er ist der Beste. Es ist ein großer Verlust, dass er geht", sagte Tuchel. "Vielleicht kann man jetzt ja sagen: Gut, dass man nicht mehr gegen ihn spielen muss. Aber so denke ich nicht. Das Messen mit den Besten macht dich besser", sagte Tuchel.

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Die Story, wie sich beide einst im Münchner Restaurants Schumann's trafen und mit Pfeffer- und Salzstreuen Fußballspiele auf dem Tisch nachspielten ist oft erzählt, und nicht mehr aus der Welt zu schaffen. Weil sie eben so unfassbar gut, die Beziehung dieser beiden Nerds zeigt.

Eigentlich sind sie für den jeweils anderen der größte Gegner. Aber statt die Rivalität zu leben, freuen sie sich darüber, jemanden gefunden zu haben, der den Fußball genauso denkt wie man selbst. Auf den Abend angesprochen sagte Pep Guardiola nur: "Das Schumann's ist eines der besten Restaurants in München. Wir haben gut gegessen." Tuchel lachte und wollte nichts mehr dazu sagen.

Einen Unterschied gab es dann doch noch. Während Pep Guardiola auch auf seiner vorletzten Pressekonferenz für den FC Bayern kaum was zum Spiel sagte und betonte, dass er sich keine Gedanken um seinen letzten Auftritt als Bayern-Trainer gemacht habe und sich nur auf das Spiel konzentriert habe, hatte sich Tuchel eine Art Regierungserklärung zurechtgelegt.

"Wir wollen in jedem Wettbewerb die Spitze herausfordern und das bedeutet im Pokal, das Pokalfinale zu erreichen und, und ich sage ganz bewusst und, zu gewinnen. Und ich glaube, wir dürfen zu Recht daran denken, das Finale zu gewinnen und wir dürfen es auch von uns verlangen. Ich denke, da gibt es eine schmale Stufe, die wir uns erlauben dürfen zu nehmen", sagte Thomas Tuchel und er klang dabei so, als hätte er sich diese Wort lange überlegt.

Das Besondere daran: Es ist keine Bayern-ist-der-Favorit-Rhetorik. Tuchel versucht nicht wie so viele Gegner der Münchner, Kraft aus der Außenseiterrolle zu ziehen, er will nicht mehr die Wir-können-nur-gewinnen-Karte spielen. Er findet: Dortmund macht sich damit zu klein.

Pep Guardiola hat es da einfacher, er hat sowieso nur eine mögliche Rhetorik zur Auswahl. "Unsere Spieler sind immer hungrig. Selbst nach dem Triple mit Jupp Heynckes, selbst nach tausendmillionen Punkten in der Bundesliga", sagte der Katalane. "Für mich ist diese Einstellung der beste Titel. Ich bin sehr stolz."

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Die restlichen Themen des Spiels wurden schnell abgehandelt. Mario Götze wird mit einem Rippenbruch ausfallen, die Verletzung zog er sich im Spiel gegen Hannover zu, warum das erst jetzt bekannt wird, konnte oder wollte Guardiola nicht sagen. Ein Einsatz bei der Europameisterschaft scheint aber nicht in Gefahr zu sein.

Bei Borussia Dortmund wird Shinji Kagawa einsatzbereit sein. Zu Mats Hummels, der sein letztes Spiel für Dortmund gegen seinen neuen Verein machen wird, sagte Marcel Schmelzer: "Da ist alles geklärt. Wir haben innerhalb der Mannschaft viel über das Thema gesprochen. Ich mache mir da keine Sorgen."

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Nach einer halben Stunde rief der Pressechef des DFB dann zur letzten Frage auf. Wieder ging sie an Tuchel, wie viel Genuß er bei so einem Finale empfinde. "Genuß beschreibt das nicht", sagte Tuchel und fing an, melancholisch zu werden.

"Ich würde viel darum geben, das Gefühl wieder zurückzuholen, das man früher hatte. Als Jugendlicher Pokal-Finale zu schauen und reinzukommen vom Bolzplatz und sich mit der dreckigen Hose auf die Couch zu setzen und den Ball noch unterm Arm zu haben. Das Gefühl herzuholen, jetzt wo man hier ist, das funktioniert leider nicht mehr." Zu viel Anspannung. Zu viele Gedanken.

Dann stand er auf. Ging zu Pep Guardiola und Pep Guardiola ging zu ihm. Beide tätschelten sich auf die Schulter und stapften aus den tiefen Katakomben des Olympiastadions wieder nach oben. Tuchel zum Training, Guardiola vermutlich zurück ins Mannschaftshotel. Noch ist ja noch Zeit, die Taktik für morgen nochmal zu ändern. Noch kann man das Spiel im Kopf nochmal anders durchspielen.

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