Werder Bremen im DFB-Pokal:Lang ersehnter Geistesblitz

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Bremens Torschütze Yuya Osako lässt sich feiern, sein Tor brachte Werder ins Halbfinale. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Yuya Osako schießt Werder ins Halbfinale des DFB-Pokals, hat aber einen schweren Stand in Bremen. Im Saisonendspurt könnte der Stürmer nun eine elementare Rolle einnehmen.

Von Johannes Kirchmeier, Regensburg

Ein kleines Tänzchen eines Virtuosen am Elfmeterpunkt, mehr brauchte es nicht für den Fußball-Bundesligisten SV Werder Bremen am Mittwochabend, um die Runde der letzten Vier im DFB-Pokal zu erreichen. Angreifer Yuya Osako stoppte im Strafraum den langen Ball des Rechtsverteidigers Marco Friedl mit der Brust, dann legte er eine filigrane Vierteldrehung ein und schoss die Kugel in der 52. Spielminute mit seinem rechten Fuß direkt ins Tor des Zweitligisten SSV Jahn Regensburg.

Es gibt nicht viele Fußballer, die von fast allen unbemerkt in solch eine Position schleichen und dann über eine derartige Technik gepaart mit kühler Präzision beim Torabschluss verfügen. Florian Kohfeldt musste es daher eigentlich gar nicht extra erwähnen, aber weil der Bremer Trainer seine Spieler in der Öffentlichkeit nun mal gerne lobt und zur Not auch verteidigt, sagte er nach dem 1:0 (0:0) im Viertelfinale im Jahnstadion: "Spielerisch ist er einer unserer stärksten Spieler."

Kohfeldt sah sich wohl genötigt, ein kleines Plädoyer für Osako zu halten, weil es der Japaner zuletzt nicht leicht hatte in Bremen. In dieser Saison spielte er nicht oft von Beginn an - und wenn, dann eher unglücklich. "Wir alle wissen, dass sein Standing in Bremen nicht immer so top ist, wie es seiner Bedeutung entspricht", sagte der Trainer. "Ich hoffe, dass jetzt endlich alle den Wert sehen, den Yuya für uns hat." Dank des Stürmers und einer starken Parade von Torwart Jiri Pavlenka gegen Jahn-Mittelstürmer Andreas Albers kurz vor dem Ende komplettieren die Bremer das Halbfinale und kämpfen am 30. April (20.30 Uhr) gegen RB Leipzig um ihre elfte Pokalfinalteilnahme. Werder, das Flutlicht und der Pokal, dieser Dreiklang ergibt seit jeher eine kleine Erfolgsmelodie. 2009 gewannen die Bremer zuletzt den Titel.

Bremen muss sich im Halbfinale deutlich steigern

Der Weg ins Endspiel ist diese Saison zumindest ein leichterer: Anders als 2016 und 2019, als der FC Bayern die Bremer im Semifinale stoppte, fehlt der Süd-Rivale unter den letzten Vier - aus dem Weg geräumt vom Zweitligisten Holstein Kiel, der am 1. Mai bei Borussia Dortmund antritt (20.30 Uhr). "Maximilian Eggestein und ich stehen jetzt zum dritten Mal zusammen im Halbfinale", sagte Kohfeldt. "Es wäre schön, wenn wir diesen letzten Schritt gehen könnten."

Gegen Leipzig wird dafür eine Leistungssteigerung vonnöten sein. In Regensburg stellten sich die Bremer lange nicht sonderlich gut an gegen den Jahn, der erst in der zweiten Hälfte in Bedrängnis geriet. Sie profitierten vor allem von ihrer frischen und noch vor Jahren für schier unmöglich gehaltenen Defensivstärke: Im vierten Pokalspiel der Saison blieb Kohfeldts Team zum vierten Mal ohne Gegentor.

Aus dieser Sicherheit heraus und der Umstellung auf lange Bälle im Angriff, um den zerstörerischen Zweikämpfen mit dem Regensburger Mittelfeld aus dem Weg zu gehen, steigerte Bremen sich dann in der zweiten Hälfte und kam durch Friedls und Osakos Geistesblitz zur verdienten Führung. Beim Jubel scharte der Torschütze gleich seine Mitspieler um sich. "Das Tor war für mich ganz wichtig", sagte der 30-Jährige. Mit einer zweiten Großchance scheiterte er später am starken Jahn-Torwart Alexander Meyer (67.).

Ganz unschuldig ist letztlich auch Kohfeldt selbst nicht am schweren Stand des Stürmers in der Hansestadt: Schließlich hat der Coach ihm - ganz Förderer und Forderer - vor anderthalb Jahren die doch übergroße Aufgabe aufgebürdet, den damaligen Frontmann Max Kruse zu ersetzen, der nach Istanbul weitergezogen war. Doch den mittlerweile bei Union Berlin kickenden Kruse vergessen zu machen, hat das Team bis heute nicht richtig geschafft - besonders in dessen Mischung als Führungsfigur sowie Torjäger und Vorbereiter.

Osako dürfte im Bremer Abstiegskampf besonders wichtig werden

Mit einem formstarken Osako wächst aber zumindest die Auswahl in der Spitze wieder für Kohfeldt. Und in diesem Falle könnten die Bremer sogar einer von wenigen Vereinen sein, die von den wegen der Corona-Lage umstrittenen Länderspielreisen im März profitierten: Osako hatte da drei Tore für Japan gegen die Mongolei erzielt. Diesen Moment des Aufschwungs nutzte Kohfeldt in Regensburg. Die anstehenden Aufgaben im Kampf um den Bundesliga-Klassenverbleib sind diffizil: Am Samstag empfangen die Werderaner den Zweiten Leipzig, eine Woche später gastieren sie am Sonntag in Dortmund (15.30 Uhr).

Punkte kämen recht, um nicht erneut ein so enges Finish wie in der vergangenen Saison erleben zu müssen, als der Ligaverbleib erst in der Relegation gegen Heidenheim gelang. Gerade jetzt werde Osako also wichtig, sagte der Coach am späten Mittwochabend, als der Schnee durchs Jahnstadion wehte: "Weil er in der Lage ist, auch selber Tore zu schießen. Und da müssen wir ehrlich sein: Das ist schon ein Themenbereich, an dem wir weiterarbeiten müssen."

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