SpVgg Unterhaching:Demütiger Haufen

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Feierbiester in Rot und Blau: Die Unterhachinger Fußballer - in Gelb Torwart René Vollath - bejubeln ihren Pokal-Coup gegen den FC Augsburg. (Foto: Bernd Feil/M.i.S./Imago)

Nach dem überraschenden Sieg im DFB-Pokal gegen den FC Augsburg wird ordentlich gefeiert - doch jetzt gilt die volle Konzentration dem Abstiegskampf in der dritten Liga.

Von Stefan Galler

Der Boss legte einen Sprint hin wie womöglich seit seiner aktiven Karriere nicht mehr - und die endete vor mehr als 26 Jahren. Als Boipelo Mashigo am Sonntag das endgültig entscheidende 2:0 in der Nachspielzeit des DFB-Pokalspiels gegen den FC Augsburg erzielt hatte, war Manfred Schwabl genauso wenig zu bremsen wie alle anderen, die es mit der Spielvereinigung Unterhaching hielten. Er war mittendrin in der Jubeltraube auf dem Platz und wusste gar nicht, wohin mit all den Emotionen.

Im Normalfall hätte man ihn wohl auch noch Stunden nach dem Spiel im Biergarten vor dem Stadion angetroffen, doch der Klubpräsident hatte einen Auftritt im Bayerischen Fernsehen und musste weg, obwohl er durch den Spurt offensichtlich körperlich leicht gehandicapt war. Auch von den Spielern war keiner in der Sportgaststätte anzutreffen, die Mannschaft hatte sich stattdessen in der Kabine zu einer spontanen Party verabredet - und die dürfte heftig ausgefallen sein: "Zwischen zwei und acht Halbe gehen schon", sagte etwa Präsidentensohn und Rechtsverteidiger Markus Schwabl nach der Partie - und auf die Nachfrage, ob das denn überhaupt erlaubt sei, entgegnete Schwabl junior, seit kurzem auch Sportdirektor der Hachinger, breit grinsend: "Ich darf es ja selbst entscheiden."

Torwart René Vollath, der sein Team vor allem mit einem spektakulären Reflex gegen Augsburgs Stürmer Ermedin Demirovic kurz vor der Pause vor dem 1:1-Ausgleich bewahrt hatte, war in seiner Prognose etwas zurückhaltender: "Zwei bis vier Halbe" peile er an, er müsse sich aber zurückhalten, weil seine Frau hochschwanger und womöglich ein spontaner Transport in die Klinik nötig sei.

Und 1:0-Torschütze Mathias Fetsch, der stolz seine Trophäe für den "Man of the Match" präsentierte, war ganz froh, dass noch Bier im Kühlschrank in der Umkleide lagerte, sonst hätte er wohl einen ausgeben müssen. Der 34-Jährige bekam das Strahlen gar nicht mehr aus dem Gesicht: "Da waren heute schon einige Highlights für mich dabei, ich bin sehr glücklich", sagte der Stürmer, zwischen 2013 und 2015 beim FCA unter Vertrag, dort jedoch nur in einem einzigen Bundesligaspiel berücksichtigt. Durchaus vorstellbar, dass ihn ein Schuss Genugtuung durchzuckte, als Fetsch seinen Treffer gegen den ehemaligen Arbeitgeber bejubelte.

Der gebürtige Badener, der vor fast 15 Jahren beim TSV 1860 München gespielt hatte und einst mit Eintracht Braunschweig und Holstein Kiel in die zweite Liga aufgestiegen war, betonte den enormen Zusammenhalt innerhalb der Unterhachinger Mannschaft: "Wir sind ein geiler eingeschworener Haufen. Im Laufe der letzten Saison sind wir eng zusammengewachsen, jeder kämpft für den anderen", sagte Fetsch.

"Wir sind in jedem Spiel der Underdog, auch in der Liga", sagt Kapitän Josef Welzmüller

Das sei auch die Voraussetzung dafür, dass man als Aufsteiger mit einer enorm jungen Mannschaft die Klasse halten könne, da sind sich in Unterhaching alle einig. Denn der Pokalerfolg gegen die Schwaben habe dem Renommee gut getan, schließlich ist man erstmals seit der Saison 2017/18 überhaupt wieder dabei gewesen und hat erstmals seit 2015/16 die erste Runde überstanden. Und auch für die Vereinskasse war der Sieg eine Wohltat, aus den 215 000 Euro Antrittsprämie haben die Hachinger durch den Sieg flugs fast 650 000 Euro Pokaleinnahmen gemacht.

Doch viel wichtiger sei es, sich nun schnell wieder auf die Liga zu konzentrieren. Am Samstag gastiert Mitaufsteiger SSV Ulm (14 Uhr) im Sportpark. "Wir sind in jedem Spiel der Underdog, auch in der Liga", warnte Kapitän Josef Welzmüller. Es sei notwendig, in den verbleibenden 37 Drittligapartien jedes Mal eine Leistung wie gegen Augsburg oder in den Relegationsspielen gegen Cottbus abzurufen. "Und dabei wollen wir möglichst viele junge Spieler ranlassen, deshalb müssen wir demütig an die Aufgabe rangehen", sagte der 33-Jährige. Trainer Marc Unterberger, gerade mal ein Jahr älter als der Spielführer, äußerte sich ebenfalls bescheiden: "Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir in dieser dritten Liga Fußball spielen wollen, dann werden wir sehen, wo das noch alles hinführen kann." So oder so aber bleibe das Ziel der Klassenerhalt. "Mit dem Umbruch pro Jugend wird das eine sehr spannende, aber auch schwere Aufgabe."

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