SpVgg Unterhaching - FC Augsburg:Der Funke springt über

Lesezeit: 3 min

Jubel nach einer knappen halben Stunde: Mathias Fetsch (re.) bringt die SpVgg Unterhaching letztlich vorentscheidend in Führung. (Foto: Frank Hoermann/Sven Simon/Imago)

Der Drittliga-Aufsteiger Unterhaching feiert seinen Überraschungssieg im DFB-Pokal, die Lage beim FC Augsburg ist kurz vor dem Bundesligastart schon angespannt.

Von Stefan Galler

Als der Ball zum zweiten Mal im Augsburger Tor lag, war auf Seiten des Underdogs keiner mehr zu halten: Die gesamte Bank der Spielvereinigung Unterhaching sprang auf, alle rannten aufs Feld - Ersatzspieler und der gesamte Betreuerstab - und fielen übereinander her. Ohrenbetäubender Jubel ließ den ausverkauften Sportpark geradezu explodieren. Hinterher feierten die Spieler des Drittligaaufsteigers mit ihren Fans vor der Südtribüne, das obligatorische "Humba Täterä" wurde angestimmt, und dann sangen die Anhänger aus vollen Kehlen den Gassenhauer "Berlin, Berlin - wir fahren nach Berlin".

Mit 2:0 (1:0) besiegte also der Außenseiter den Bundesligisten an diesem brütend heißen Sonntagnachmittag im Unterhachinger Sportpark. Es war ein packender Pokalkampf, in dem es den Gastgebern über weite Strecken der Begegnung eindrucksvoll gelang zu verbergen, dass sie ihre sportliche Heimat noch vor wenigen Wochen drei Spielklassen unter den Augsburgern hatten. "Ich glaube, man kann mit Fug und Recht von einer Sensation sprechen", sagte SpVgg-Kapitän Josef Welzmüller nach der Partie und lobte die Anhänger für deren Unterstützung: "Der Funke ist absolut übergesprungen." Allerdings sei die Mannschaft gegen Ende auch mit ihren Kräften völlig am Ende gewesen: "Es war brutal heiß, wir haben schon gemerkt, dass uns langsam die Körner ausgehen."

Auf der Gegenseite war die Enttäuschung groß: "Wir müssen uns jetzt zu Recht einiges anhören, aber ich kann die Fans verstehen", sagte der neue Kapitän der Augsburger, Ermedin Demirovic. "Jetzt ist gar nichts anderes möglich, als nach vorne zu schauen, wir müssen am Samstag gegen Gladbach ein anderes Gesicht zeigen." Auch Trainer Enrico Maaßen zeigte sich in der Pressekonferenz nach dem Spiel "brutal enttäuscht, traurig, sprachlos". Die Leistung sei "nach der sehr ordentlichen Vorbereitung so nicht zu erwarten" gewesen.

Fassungslos: Augsburgs Ruben Vargas (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Dabei war der FCA, der am Wochenende bekannt gegeben hat, dass der zuletzt an den Wolfsberger AC verliehene Stürmer Maurice Malone mit sofortiger Wirkung zum Schweizer Traditionsverein FC Basel wechselt, vielversprechend ins Spiel gestartet: Bei einem schnellen Angriff drang Außenverteidiger Arne Engels bis zur Grundlinie durch, seine Hereingabe konnte der Unterhachinger Neuzugang Raphael Schifferl gerade noch klären (2. Minute).

Doch die Gastgeber kamen nach und nach immer besser in die Partie, einen Gewaltschuss von Simon Skarlatidis musste FCA-Torwart Finn Dahmen mit den Fingerspitzen über den Querbalken lenken (13.). Dem Drittliga-Neuling gelang es, die Schwaben weitgehend aus dem eigenen Strafraum herauszuhalten, während es vorne immer wieder gefährlich wurde, etwa bei einem raffinierten Heber von Mathias Fetsch - abermals bewahrte Dahmen seine Mannschaft vor einem Rückstand (27.).

Augsburgs Phillip Tietz verfehlt mit einem Kopfball das Tor aus zwei Metern

Eine Minute später war aber auch der von Mainz 05 nach Augsburg geholte Schlussmann machtlos: Eine Flanke von Markus Schwabl aus dem rechten Halbfeld legte Patrick Hobsch mit dem Kopf für seinen Sturmpartner Fetsch ab, der frühere Augsburger hatte nahe dem Elfmeterpunkt so viel Platz, dass er die Kugel mit der Brust stoppen und ins rechte untere Eck schießen konnte.

Die beste Chance zum Ausgleich vor der Pause vergab Demirovic, als er völlig frei vor SpVgg-Keeper René Vollath auftauchte, jener jedoch mit einem verblüffenden Reflex den Einschlag verhinderte. Bereits beim Drittligaauftakt eine Woche zuvor bei Jahn Regensburg (1:1) war der Unterhachinger Torwart maßgeblich am Punktgewinn seiner Elf beteiligt gewesen. "René ist ein Torwart, der in solchen Momenten da ist", sagte SpVgg-Trainer Marc Unterberger. "Und solche Situationen brauchst du, wenn du als Klassenniedrigerer eine Chance haben willst."

In der zweiten Halbzeit wurden die Aktionen der Schwaben zusehends hektischer - und Haching konterte brandgefährlich: Einmal geriet die Flanke von Ben Westermeier jedoch zu lang für den völlig freistehenden Hobsch (55.), kurz danach ging Hobsch im gegnerischen Strafraum im Zweikampf zu Boden, einen Elfmeter bekam er dafür jedoch nicht (58.). Was dazu führte, dass sich Trainer Marc Unterberger, sein Assistent Marc Endres und Präsident Manfred Schwabl bei ihrem Protest wie die Orgelpfeifen vor dem vierten Offiziellen aufbauten.

Je näher das Spielende rückte, desto lautstärker unterstützten die Unterhachinger Anhänger ihre leidenschaftlich kämpfende Mannschaft. Und was war mit der Offensive der Augsburger? Einen Freistoß aus zentraler Position zirkelte Ruben Vargas übers Tor (75.), in den letzten Minuten schoss dann der eingewechselte Mergim Berisha aus 17 Metern knapp vorbei (88.), Philip Tietz traf mit seinem Kopfball aus zwei Metern (!) den Kasten nicht (89.).

Es folgte die Schlusspointe in der Nachspielzeit, als der 20-jährige Südafrikaner Boipelo Mashigo alleine übers halbe Feld rannte, im Sechzehner einen kurzen Haken schlug und Torwart Dahmen mit seinem Schlenzer keine Abwehrchance ließ. Während die Hachinger nach dem Abpfiff ihren Erfolg kaum fassen konnten, mussten sich die Gäste beim Gang zu ihren Fans harsche Kritik und jede Menge Pfiffe anhören. Die Lage in Augsburg scheint nach dieser Blamage schon vor dem Ligaauftakt am kommenden Samstag gegen Borussia Mönchengladbach ziemlich angespannt zu sein.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: