DFB-Pokal:Mit dem Mittel eines Außenseiters

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Technisch gekonnt: Yuya Osako erzielt das Siegtor für Bremen in Regensburg. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Der SV Werder Bremen bleibt im DFB-Pokal auch im vierten Spiel ohne Gegentor. Beim 1:0 beim SSV Jahn Regensburg wird der Erstligist seiner Favoritenrolle aber erst durch einen simplen Kniff in der zweiten Halbzeit gerecht.

Von Johannes Kirchmeier, Regensburg

Sie hatten sich das Ende des Abends so schön ausgemalt. Da sie schon nicht ins Stadion durften, als das Flutlicht in Regensburg anging, hatten sich die Fans des SSV Jahn Regensburg vor dem ersten DFB-Pokalviertelfinalspiel der Vereinsgeschichte einen kleinen Mutmacher überlegt. Sie hinterließen ihren Fußballern am Mittwochabend die einprägsame Nachricht: "Mit Kampfgeist ins Halbfinale!" Die pinselten sie auf ein Transparent und drapierten dieses am Zaun vor dem Kabineneingang der Regensburger Mannschaft im Jahnstadion. Es sei ein guter Zeitpunkt für eine weitere Überraschung, sagte auch der Trainer Mersad Selimbegovic vor dem Spiel gegen den SV Werder Bremen.

Doch am Ende zeigte sich der favorisierte Bundesligist auch gegen den Zweitligisten in der Kälte von Regensburg erbarmungslos und blieb im vierten Pokalspiel dieser Saison ohne Gegentor. Werder siegte nach den Erfolgen gegen Carl Zeiss Jena (2:0), Hannover 96 (3:0) und die SpVgg Greuther Fürth (2:0) am Mittwoch 1:0 (0:0) und steht damit im Halbfinale, wo am 30. April (20.30 Uhr) RB Leipzig wartet. Die Lotterie Elfmeterschießen, in der der Jahn in dieser Spielzeit jedes Mal als Sieger hervorging, vermieden die Gäste. "Bei uns ist keine Enttäuschung. Wir können stolz sein auf das, was wir diese Saison geleistet haben", sagte Selimbegovic.

Erstaunlich wenig fiel für die Hanseaten ins Gewicht, dass sie auf ihren Abwehrchef verzichten mussten: Der zuletzt so starke Innenverteidiger Ömer Toprak fiel mit Rückenproblemen kurzfristig aus, für ihn stellte der Bremer Coach Florian Kohfeldt den Kapitän Niklas Moisander auf. Josh Sargent ersetzte im Sturm Niclas Füllkrug, der wegen eines gebrochenen Zehs fehlte, Yuya Osako kam für Romano Schmid. Und Selimbegovic? Der verzichtete auf Exprimente, vertraute der Elf, die sich am Sonntag 1:1 von Aue trennte.

Osaka trifft nach einem technischen Leckerbissen

Die spielte auch ähnlich wie zuletzt in Liga zwei: Sie zwang ihrem Gegner eine zähe Partie mit ganz vielen Zweikämpfen zwischen den Strafräumen auf - und zeigte so eben jenen von den Anhängern geforderten Kampfgeist und eine beeindruckende Disziplin. Selbstredend entwickelte sich daraus lange wenig Einprägsames - bis auf eine so frühe wie überzogene gelbe Karte für den Regensburger Außenverteidiger Benedikt Saller (4. Minute). Nach einem Dribbling versuchte sich dann Bremens Milot Rashica an einem Abschluss aus 20 Metern, den der Jahn-Torwart Alexander Meyer locker hielt (26.), mehr war da nicht in der ersten Hälfte. Der Jahn hatte so immerhin den ersten der zwei Akte seiner Viertelfinal-Premiere schadlos überstanden. "Wir hatten uns lange nicht so viele Torchancen erspielt, wie wir wollten", sagte Kohfeldt.

Bei Werder weckte das zwangsläufig Erinnerungen an den August 2004. Damals gastierte Bremen als Double-Sieger mit dem Spielmacher Johan Micoud und dem Torjäger Miroslav Klose schon einmal im Pokal in der Oberpfalz: "Wir haben uns sehr, sehr schwer getan und hatten ein Stück weit Glück, dass wir weitergekommen sind", sagte der frühere Sechser und heutige Geschäftsführer Frank Baumann im Werder-Podcast. Und sie hatten sich damals nach einem 0:0 zur Pause in der zweiten Halbzeit gesteigert, das war die nächste Parallele am Mittwochabend. Zumindest nachdem sie die große Jahn-Chance durch den Mittelstürmer Andreas Albers, der den Ball aus wenigen Metern übers Tor hob, überstanden hatten (47.).

Danach gingen die Bremer den Zweikämpfen nämlich weitgehend aus dem Weg, Kohfeldt hatte auf die spielerische Misere des Favoriten mit einem Mittel für Außenseiter reagiert: Seine Mannschaft spielte nun fast nur mehr lange Bälle in die Spitze. Dies führte erst zu einer Ecke, nach der Moisander an den Pfosten köpfte (50.). Und kurz darauf zum Siegtor: Aus dem Mittelland heraus schlenzte der Verteidiger Marco Friedl den Ball in den Strafraum zum sträflich freistehenden Osako. Der stoppte ihn mit der Brust und traf anschließend aus der Drehung, es war erst das erste Saisontor des Japaners (52.). Die große Gelegenheit zu seinem zweiten Tor ließ er später alleine vor Meyer aus (67.). "In der Phase müssen wir das Spiel früher beenden", fand Kohfeldt.

So blieb das Weiterkommen für Werder jedoch auch dieses Mal ein hartes Stück Arbeit, und die Verlängerung für die Regensburger in Reichweite. Einmal sollte der Jahn sogar noch zur Ausgleichschance kommen: Frontmann Albers schoss dabei erst den Torhüter Jiri Pavlenka an, ehe in der Folge zwei Bremer die Regensburger Nachschüsse auf der Linie klären mussten (89.). Die Werder-Mauer hielt also erneut. Und so empfangen die Bremer im Kampf um ihre insgesamt elfte Pokalfinalteilnahme Leipzig - dann treten sie selbst als Außenseiter an.

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