DFB-Pokal:Saarbrücken schaut in den Himmel

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Gibt es wieder eine Schlammschlacht in Saarbrücken? Zumindest gestern regnete es im Ludwigspark. (Foto: Uwe Anspach/dpa)

Regnet es? Und wenn ja: wie stark? Vor dem Pokal-Halbfinale des 1. FC Saarbrücken gegen den 1. FC Kaiserslautern ist der Wetterbericht das größte Thema an der Saar. Doch der FCS ist optimistisch, dass diesmal der Rasen hält.

Von Martin Schneider, Saarbrücken

Und nun zum Wetter: Es regnet in Saarbrücken. Zumindest am Montag, Wind und Wolken aus Südwest, konstanter Niederschlag bis mittags. Und die Vorhersage für Dienstag: Der Wind wird stärker, bis zu 50 Kilometer pro Stunde sollen die Böen erreichen. Und Regen? Tja. Da unterscheiden sich die Modelle. Manche sagen ja, manche sagen nein, manche sagen ein bisschen.

Halb Fußball-Deutschland gibt gerade "Wetter Saarbrücken" in die Suchmaschinen ein, weil die Leute wissen wollen, ob am Dienstag das Halbfinale des DFB-Pokals zwischen Saarbrücken und Kaiserslautern überhaupt stattfinden kann. Im Viertelfinale gegen Gladbach reichten ja auch schon ein paar Stunden Landregen, um den Platz im Ludwigsparkstadion versinken zu lassen. Damals lag allerdings noch der alte Rasen in Saarbrücken-Malstatt, als Reaktion darauf tauschte die Stadt, Inhaberin des Stadions, das Geläuf aus. Montagfrüh lag noch, wie beim Rasentennisturnier in Wimbledon, eine Plane über dem Feld, um die Fluten umzuleiten.

Der Verein ist jedenfalls trotz der noch ungewissen Wetterprognosen sicher: "Das Spiel wird stattfinden", sagt der FCS auf Anfrage entschieden. Der Rasen sei unter ständiger Beobachtung, es werde alles Menschenmögliche getan, damit Schiedsrichter Marco Fritz am Dienstag zum gleichen Urteil kommt. Auch andere Beobachter in Saarbrücken berichten, sie hätten eine Verbesserung der Spielfläche wahrgenommen, ein pünktlicher Anpfiff scheint derzeit also möglich zu sein.

Der Rasen im Ludwigspark ist aktuell wohl eine der interessantesten botanischen Anlagen Deutschlands. (Foto: Andreas Schlichter/Getty Images)

Das liegt auch daran, dass der Deutsche Fußball-Bund (DFB) zuvor hart eingegriffen hatte. Aus Misstrauen gegenüber dem saarländischen Gras verlegte der Verband das Drittligaspiel gegen Rot-Weiss Essen von Ostersamstag auf den 24. April. Das Risiko, dass erneut Millionen Fernsehzuschauer nur Tropfen beim Fallen und Wasser beim Steigen zuschauen können, war dem Verband trotz aller Beteuerungen doch zu groß.

Der Verdacht der Benachteiligung heizt die Stimmung an, zusätzlich zur ohnehin großen Rivalität

Das wiederum sorgte für erhobene Augenbrauen, zum einen bei den Essenern, die sich im Aufstiegsrennen gegen einen Gegner, dessen Spieler sich vor einem Pokal-Halbfinale eher nicht verletzen wollen, etwas ausgerechnet hatten. Zum anderen natürlich bei den Lauterern, die am Samstag noch gegen Fortuna Düsseldorf ran mussten. "Es ist schön, dass die heute die Füße hochgelegt und uns zugeschaut haben", sagte FCK-Spielmacher Marlon Ritter nach dem Spiel.

Der Verdacht der Benachteiligung heizt die Stimmung noch mehr an, die Rivalität zwischen Kaiserslautern und Saarbrücken ist ohnehin schon groß, die Bedeutung dieses Pokal-Halbfinales wirkt als Katalysator. Die saarländische Polizei, schon in den Pokal-Spielen gegen Frankfurt und Gladbach sehr präsent rund ums Stadion, hat Verstärkung aus vier Bundesländern angefordert.

Saarbrückens Trainer Rüdiger Ziehl muss vermehrt gegen den Eindruck ankämpfen, seine Mannschaft könne nur mit der Hilfe von Matsch und Monsun gewinnen - dabei hatte es gegen Bayern und Frankfurt nicht geregnet. (Foto: Uwe Anspach/dpa)

Sportlich ist der FCK als Tabellen-16. der zweiten Liga sogar der auf dem Papier einfachste Pokal-Gegner des 1. FC Saarbrücken, der sich gegen den Karlsruher SC (2:1), den FC Bayern (2:1), Eintracht Frankfurt (2:0) und Borussia Mönchengladbach (2:1) zum zweiten Mal in vier Jahren fürs Halbfinale qualifiziert hat. Sollte der FCS den FCK schlagen, wäre er der erste Drittligist im Pokal-Endspiel seit Union Berlin 2001.

Kaiserslautern wird aber mittlerweile von Friedhelm Funkel trainiert, der mit seinen 70 Jahren einerseits von einem Risikospiel nicht aus der Ruhe zu bringen ist und andererseits die hohe Kunst des psychologischen Vorgeplänkels beherrscht. "Wir fahren als Außenseiter nach Saarbrücken", sagt der FCK-Trainer und verweist nicht ganz zu Unrecht auf die Mannschaften, die im Ludwigspark bereits scheiterten, aber auch auf eine Statistik, die gerne übersehen wird: Saarbrücken hat in der ganzen Saison erst sechs Spiele verloren. Das deute, so Funkel, auf eine starke Abwehr hin. Beim Brechen dieses Riegels muss der FCK auf seinen besten Spieler verzichten, 14-Tore-Stürmer Ragnar Ache sei nach einer Verletzung zwar nicht mehr arg angeschlagen, so Funkel, aber "wir werden bei ihm kein Risiko eingehen. Er wird nicht dabei sein."

Sollte das Match gegen den FCK doch abgesagt werden müssen, ist die Ansage klar

Bei Saarbrücken sind alle Pokal-Protagonisten an Bord, und Trainer Rüdiger Ziehl muss vermehrt gegen den Eindruck ankämpfen, seine Mannschaft könne nur mit der Hilfe von Matsch und Monsun gewinnen. Als er nach dem Saarland-Pokal-Spiel gegen Borussia Neunkirchen im altehrwürdigen Ellenfeldstadion sogar vom Saarländischen Rundfunk danach gefragt wurde, erlaubte er sich dann doch mal anzumerken, dass es gegen Bayern und Frankfurt nicht geregnet hatte.

Trotzdem bleibt das Wetter ein Thema an der Saar. Der DFB hat den FCS aufgefordert, für alle verbleibenden Drittligaheimspiele der Saison ein Ausweichstadion anzugeben, und bei allem Optimismus für das Pokal-Spiel scheint das Vertrauen in den Platz nicht so groß zu sein, dass man ihm zwei Spiele in drei Tagen zutraut. Zwei Nachholspiele (gegen Essen und Unterhaching) stehen schon auf der Agenda, gegen Dresden gab es im Oktober zur Halbzeit einen Spielabbruch wegen Überflutung. Und das Problem der fehlenden Drainage ist weiter akut, das Wasser fließt kaum ab. Der FCS spricht von einem "Feuchtbiotop", das sich in einigen Zentimetern Tiefe unter der Grasnarbe gebildet habe.

Sollte - trotz aller Beteuerungen - das Match gegen den FCK am Dienstag doch abgesagt werden müssen, ist die Ansage übrigens klar: Dann verliert Saarbrücken das Heimrecht, und der DFB sucht ein Ausweichstadion. Das darf nicht das Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern sein - aber ansonsten sind die Möglichkeiten mannigfaltig. Wirklich selten hing im DFB-Pokal so viel am Wetter.

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