VfL Wolfsburg:Ein Jahrzehnt lang DFB-Pokalsieger

Lesezeit: 3 min

Svenja Huth und Alexandra Popp heben den Pokal in die Höhe - mittlerweile eine gewohnte Übung. (Foto: Christof Koepsel/Getty Images)

Die Wolfsburgerinnen gewinnen erneut den Wettbewerb, in dem sie einfach nicht verlieren können. Mit dem 50. ungeschlagenen Spiel in Serie holen sie ihren zehnten Cup nacheinander. Beim FC Bayern, in der Liga ungeschlagen, ist die Enttäuschung nach dem 0:2 im Finale groß.

Von Anna Dreher, Köln

Sechs Minuten Nachspielzeit, das gab manch einer vielleicht noch die Hoffnung auf eine Wende, an ein kleines Fußballwunder im Müngersdorfer Stadion. Noch die letzten Energiereserven leerkratzen, irgendwie zum Tor kommen. Doch die Fußballerinnen des FC Bayern München schafften es diesmal nicht. Zweimal hatten sie ihre Gegnerinnen vom VfL Wolfsburg in der Bundesliga diese Saison geschlagen. Aber der DFB-Pokal bleibt weiter das Revier der Wölfinnen.

Mit 2:0 (2:0) gewann jenes Team, das diesen Wettbewerb dominiert wie kein anderes: Zehn Cup-Siege in Serie hat der VfL nun gesammelt, seit 50 Spielen ist er ungeschlagen. Der 18. nationale Titel seit 2013 als Antwort an all jene, die einen Machtwechsel im deutschen Frauenfußball schon am Horizont sahen. "Die Enttäuschung ist riesig, wir haben uns das anders vorgestellt", sagte Bayerns Klara Bühl direkt nach dem Spiel im ZDF: "Wir haben die erste Halbzeit verschlafen." Wolfsburgs Stürmerin Alexandra Popp meinte: "Wir wussten nicht, was heute auf uns zukommt, weil wir einfach keine gute Saison gespielt haben. Aber das ist der VfL Wolfsburg, das ist der DFB-Pokal."

Nach den ersten ausgeglichenen Minuten deutete sich bereits an, wer in diesem Finale in Führung gehen würde. In der neunten Minute spielte Vivien Endemann den Ball quer in den Fünfmeterraum - nur eine Abnehmerin fehlte. Auch in der elften Minute hätte Ewa Pajor nach einer Ecke beinahe das erste Tor des Tages feiern können. Dann landete der Ball über Lena Oberdorf bei Jule Brand. Der Schuss der deutschen Nationalspielerin aus 18 Metern war nicht sonderlich gefährlich, aber womöglich irritiert vom Aufsetzen flutschte der Ball Bayerns Torhüterin Maria Luisa Grohs an den Händen vorbei ins Tor.

Torschützin Jule Brand setzt sich durch gegen drei Münchnerinnen. (Foto: Christof Koepsel/Getty Images)

Da waren Bayerns Klub-Boss Herbert Hainer, Ehrenpräsident Uli Hoeneß, der Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen, Finanzvorstand Michael Diederich und Sportdirektor Christoph Freund extra nach Köln gereist - um dann in gewisser Weise ein Déjà-Vu zu erleben. Am Mittwoch war schon Manuel Neuer gegen Real Madrid ein harmloser Schuss zum Verhängnis geworden. Kein Champions-League-Finale mit den Männern - und nun kein Pokalsieg mit den Frauen. Die Miene von Hoeneß wirkte recht finster, womöglich ahnte er, wie das hier ausgehen sollte.

Ein bisschen Grund zur Freude hatten die Münchner Anhänger immerhin, denn jene Spielerin, die in der Folge hervorstach, war Lena Oberdorf. Und die wechselt in diesem Sommer bekanntlich die Seiten. In der 23. Minute zog sie aus elf Metern ab, Grohs konnte den Schuss ihrer künftigen Mitspielerin gerade noch zur Seite ablenken. Nach einer Ecke versuchte es Oberdorf erst mit dem Kopf, setzte dann nach, blieb im Gerangel mit Grohs aber hängen. Die frühere Wolfsburgerin Pernille Harder kam bei einer der äußerst seltenen Annäherungen der Münchnerinnen dem Ausgleich noch am nächsten - jedoch in so harmloser Form, als spiele sie einen Pass.

Davon, dass der FC Bayern in dieser Bundesliga-Saison die beste Defensive (sieben Gegentore) und die zweitbeste Offensive (52) stellt, war wenig zu sehen - dass der VfL in dieser Statistik führt, hingegen schon. Die Roten reagierten, die Grünen agierten. Mit fünf Offensivspielerinnen in der Startelf ließ sich der Plan von VfL-Trainer Tommy Stroot schon vorab erkennen. Die frisch, vorzeitig gekürten Meisterinnen aus München sahen die historische Chance zu ihrem ersten Double schwinden.

Vergeblicher Versuch, das Double zu schaffen: Münchens Spielerinnen (links Pernille Harder) nach der Niederlage in Köln. (Foto: Christof Koepsel/Getty)

In der 40. Minute sprangen gleich zwei Wolfsburgerinnen nach einer Ecke schön ungestört in die Höhe. Kapitänin Alexandra Popp, erwiesene Spezialistin für die Kunstform des Kopfballs, verpasste den Ball, konnte aber Sekunden danach trotzdem jubeln: Hinter ihr lauerte in zweiter Reihe Dominique Janssen. Auch die Niederländerin wird den VfL verlassen, die Gelegenheit nutzte sie für ein schönes Abschiedsgeschenk: Grohs hechtete noch nach ihrem Kopfball, vergeblich, Schleife drum!

In den Tagen vor dem Pokal-Endspiel hatte Bayerns Trainer Alexander Straus davon gesprochen, dass sein Team nach der Meisterschaft gierig sei. Dieses erste Double, diese lange Serie der Dauerrivalinnen durchbrechen - die Bayern wollten es unbedingt auf dem Weg zu einer Ära, die sie gerne prägen würden. Aber im Gegensatz zur vorherigen Liga-Begegnung fanden die Münchnerinnen auch nach der Pause nicht zu jener Finesse wie bei ihrem 4:0-Sieg im März, der vorentscheidend war in der Meisterschaft. In der 58. Minute wäre Lea Schüller per Kopfball nach einer Ecke bei der wohl besten Münchner Chance des Tages fast der Anschluss gelungen. Doch der Reflex von Merle Frohms war zu stark - wie auch kurz danach, als Klara Bühl es versuchte. Und dann mussten sie schließlich anerkennen, dass dies noch immer der Wettbewerb der Wolfsburgerinnen ist.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Fußballerinnen des FC Bayern
:"Wir werden massiv sein"

Nach dem zweiten Titel nacheinander wollen die Fußballerinnen des FC Bayern eine Ära prägen. Und in der Herangehensweise von Trainer Alexander Straus steckt ein schöner Gruß an den Tegernsee.

Von Anna Dreher

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: