FC Bayern im DFB-Pokal:Die Titelsammlerin

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Ihren nächsten Gegner kennt sie bestens - Pernille Harder (Mitte) spielte viele Jahre für den VfL Wolfsburg , bevor sie zu Chelsea und im Sommer 2023 zum FC Bayern ging. (Foto: Oliver Baumgart/foto2press/Imago)

Mit dem VfL Wolfsburg holte Pernille Harder viermal das Double. Nun trifft sie mit dem FC Bayern im Pokalfinale auf ihren früheren Verein - und steht längst für weit mehr als ihren Torinstinkt.

Von Anna Dreher

Im deutschen Fußball ist zuletzt sehr viel von einer historischen Serie die Rede gewesen, was an Bayer 04 Leverkusen liegt. Der Klub könnte als erster in der Bundesliga-Geschichte die Saison ohne Niederlage beenden, deutscher Meister ist die Mannschaft schon, seit 48 Pflichtspielen ungeschlagen. Bei den Frauen ist die Sache ganz ähnlich, es bekommen nur weniger Menschen mit - und hier ist es der FC Bayern, der die Trophäe gewonnen hat.

Seit dem Wochenende sind die Münchnerinnen nicht mehr einzuholen und haben die Titelverteidigung bei zwei verbleibenden Spieltagen ebenfalls ohne Niederlage geschafft - wie schon 2014/2015. Was den Erfolg noch spezieller machen würde, wäre ihr erstes Double. Diesen Donnerstag treffen sie im Finale des DFB-Pokals (16 Uhr, ZDF) auf den VfL Wolfsburg. Ihren Dauerrivalen haben sie diese Saison zweimal in der Bundesliga geschlagen. Aber der Pokal, das ist Wölfinnen-Revier: Zum zehnten Mal nacheinander könnte der VfL den Cup gewinnen, es wäre der 50. Sieg ohne Unterbrechung in diesem Wettbewerb. Apropos Serie.

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Wie gut, dass der FC Bayern eine Fußballerin in seinen Reihen hat, die den nächsten Gegner bestens kennt: Pernille Harder, Kapitänin und Rekordtorschützin des dänischen Nationalteams, zweimal gewählt zu "Europas Fußballerin des Jahres". Für den VfL hat Harder von Anfang 2017 bis zum Sommer 2020 gespielt, sehr viele Tore geschossen und jedes Jahr das Double aus Meisterschaft und Pokal geholt. Für eine kolportierte damalige Rekordsumme von 350 000 Euro wechselte sie dann zum FC Chelsea - und kehrte im Sommer 2023 aufsehenerregend in die Bundesliga zurück. Ein doppelter Coup, denn die schwedische Nationalspielerin Magdalena Eriksson kam gleich mit, die beiden sind privat ein Paar.

Harder geht es um mehr als den Fußball und ihre ganzen Titel

Beide verletzten sich zwar und fielen mehrere Wochen aus - bei Harder war es im Oktober das Innenband des rechten Knies, Eriksson erlitt im Dezember einen Mittelfußbruch. Andere kommen also auf mehr Einsatzzeit und Tore. Doch als Trainer Alexander Straus über die Gründe für die gute Saison sprach, nannte er neben der Entwicklung von Spielerinnen, die schon länger für den FC Bayern auf dem Platz stehen, explizit Defensivspezialistin Eriksson und Angreiferin Harder. Über sie sagte der Norweger: "Pernille hat uns gutgetan."

Mit ihrer Präsenz in der Offensive ist Harder längst eine sogenannte Unterschiedsspielerin in München. Auch wenig Bewegungsraum bereitet der gedankenschnellen und technisch starken Harder keine Probleme, sie ist schwer zu kontrollieren, liefert die entscheidenden Pässe, hinzu kommt ihr Instinkt als Torjägerin, der vor allem in ihrer Wolfsburger Zeit ausgeprägt war: In 114 Pflichtspielen traf sie 105 Mal, 2020 erhielt Harder für 27 Treffer die Torjägerkanone. Als sie Chelsea verließ, sagte Trainerin Emma Hayes: "Ich werde ihre Exzentrik vermissen, ihre Liebe zum Detail, ihren Durst nach Siegen." Mit dieser Einstellung ist Harder nun unter anderem seit 2016 neunmal Meisterin mit vier verschiedenen Vereinen in drei Ländern geworden.

International steht die 31-Jährige nicht allein für herausragenden Fußball. Nach einer Partie bei der WM 2019 ging ein Foto von Harder und Eriksson um die Welt: eigentlich nur ein Kuss, und auch nicht ihr erster öffentlicher, doch er wurde zum Symbol für den selbstverständlichen Umgang mit gleichgeschlechtlichen Beziehungen. Das Paar konnte erst nicht nachvollziehen, warum so eine große Sache daraus gemacht wurde. Viele hätten ihnen geschrieben, sie seien inspirierend und ermutigend. "Wenn wir anderen Menschen helfen können, sie selbst zu sein und sich dabei gut zu fühlen, dann wollen wir das wirklich gern tun", sagte Harder dazu. Seitdem gehen Harder und Eriksson ihre Vorbildrolle in Interviews und Kampagnen ganz bewusst an. Ihrem Spiel hat das nicht geschadet.

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