FC Homburg gewinnt im Pokal:Saarländisch-bayerisches Projekt

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Phil Harres bejubelt das 2:1 gegen Fürth. Kleines Detail - auf dem Ärmel wirbt der FC Homburg mal wieder für eine Kondom-Marke. (Foto: Jan Huebner/Mohr/Imago)

Südwest-Regionalligist FC Homburg strebt mit dem früheren FCB-Nachwuchstrainer Danny Schwarz und einem Profikader in die dritte Liga. Nebeneffekt sind die Pokalüberraschungen gegen Darmstadt und Fürth.

Von Markus Schäflein

Beim FC Homburg spielen Naturwaren eine wichtige Rolle, passend dazu nahmen die Fans Bezug auf die Botanik. "Die Lilien haben wir gepflückt, jetzt ist das Kleeblatt dran", hatten sie vor dem Zweitrundenspiel im DFB-Pokal gegen die SpVgg Greuther Fürth auf ein Plakat geschrieben, und in der Tat schaltete ihre Mannschaft nach dem Bundesligisten Darmstadt 98 nun auch den fränkischen Zweitligisten aus und ist der letzte verbliebene Regionalligist im Wettbewerb.

Amateure sind die Fußballer aus der 44 000-Einwohner-Stadt zwischen Saarbrücken und Kaiserslautern allerdings nicht. Homburg strebt seit Jahren unter Profibedingungen in die dritte Liga und will zumindest ein bisschen an die mittlerweile sehr vergangene Vergangenheit anknüpfen: Von 1974 bis 1995 spielte der FCH in der zweiten Bundesliga, von 1986 bis 1988 und noch einmal 1989/90 sogar in der ersten. Wie es öfter passiert, wenn ein Viertligist unter Profibedingungen arbeitet, gelingen dann als Nebeneffekt Pokalerfolge: Gegen Fürth reichten eine konzentrierte Defensivleistung und Effizienz vor dem Tor in Person von Fabian Eisele (31.) und Phil Harres (83.) bei einem Gegentreffer durch Branimir Hrgota (52.).

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Das nötige Geld für den Homburger Profibetrieb kommt maßgeblich von Mäzen Giuseppe Nardi, dem geschäftsführenden Gesellschafter der Dr. Theiss Naturwaren GmbH, einem in Homburg ansässigen Unternehmen mit weltweit etwa 2000 Angestellten und dem bekannten Produkt "Allgäuer Latschenkiefer", das auch beim 1. FC Kaiserslautern auf den Trikots prangt. Nun soll sich das Investment nach etlichen Jahren auszahlen, auch FCH-Geschäftsführer Rafael Kowollik verwendet das Wort "endlich": "Ganz klar, wir wollen das ausgegebene Ziel Aufstieg endlich realisieren", sagte Kowollik der Saarbrücker Zeitung zu Saisonbeginn. "Wir wollen es jetzt wissen, sehen diese Saison nicht als Aufbaujahr."

Viele Spieler des Kaders haben eine Vergangenheit in Bayern

Dafür haben die Homburger "mit Danny Schwarz und seinem Co Benjamin Schwarz sehr ambitionierte Trainer ausgesucht", wie Kowollik meinte. Danny Schwarz war viele Jahre Trainer im Nachwuchs des FC Bayern München, dann war das Duo Schwarz & Schwarz 2021/22 in der dritten Liga bei den Würzburger Kickers tätig. Schon im Mai stieg Danny Schwarz als Kaderplaner in Homburg ein, um dann das Traineramt zu übernehmen - und fast die Hälfte des Kaders hat eine Vergangenheit in Bayern. In der Startelf gegen Fürth standen Tom Kretzschmar, vergangene Saison noch Ersatztorwart beim TSV 1860 München, Michael Heilig (früher FC Memmingen), Max Dombrowka (früher SpVgg Unterhaching), Tim Steinmetz (vorher 1. FC Nürnberg II) sowie Patrick Weihrauch, der aus dem Nachwuchs des FC Bayern München stammt.

Das saarländisch-bayerische Projekt begann überaus zäh: Nach sechs Spieltagen der Regionalliga Südwest lag der FC Homburg mit sechs Punkten schon neun Zähler hinter dem damaligen Tabellenführer VfB Stuttgart II, im Umfeld kam bereits gewaltige Unruhe auf. Doch danach starteten die Homburger eine Aufholjagd - unter anderem mit einem 8:1 beim VfB II. Nun haben sie nur noch drei Zähler Rückstand auf die Spitze, und im DFB-Pokal-Achtelfinale stehen sie auch noch, inklusive zusätzlicher 800 000 Euro Prämie plus garantiertem Heimspiel in der nächsten Runde. Auf das alte Waldstadion mit seiner Laufbahn und den freistehenden Flutlichtmasten wartet also ein weiterer Höhepunkt, möglicherweise gar ein Latschenkiefer-Derby gegen Kaiserslautern - und vielleicht ja auch die dritte Liga, der echte Profifußball.

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