DFB-Pokal:Dortmund tobt sich nach Lust und Laune aus

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Grund zur Freude: Donyell Malen ebnete den Weg zum Dortmunder Pokalsieg (Foto: Andreas Gebert/Reuters)

Der BVB zeigt sich beim 3:0-Sieg gegen den TSV 1860 München in blendender Frühform. Die Fans feiern das Aufeinandertreffen der beiden Traditionsklubs - der Klassenunterschied ist allerdings eklatant.

Von Christoph Leischwitz, München

Schon am späten Nachmittag waren die Kneipen nahe dem Stadion gut gefüllt. Am Grünspitz, einem der beliebtesten Treffpunkte auf Giesings Höhen, rief ein Fan: "Ist doch wurscht, wie es ausgeht, heut' wird gefeiert!" Die Fans des Drittligisten TSV 1860 München hatten also den festen Plan, sich auch bei einer klaren Niederlage die Laune nicht vermiesen zu lassen, sondern dieses DFB-Pokal-Duell gegen Borussia Dortmund, das so sehr an goldene Sechziger-Zeiten erinnert, einfach zu genießen. Zwischenzeitlich taten sich die Löwen-Anhänger mit diesem Vorhaben schwer angesichts der Unterlegenheit, aber die Stimmung war auch nach Schlusspfiff noch ausgesprochen gut, als die Teams nach einem 0:3 (0:3) in die Kabinen gingen.

Für Borussia Dortmund war dieses Spiel zwar kein echter Härtetest, aber eine gelungene Generalprobe vor dem Bundesligastart am kommenden Wochenende, nachdem die Vorbereitung nicht zufriedenstellend verlaufen war. "Es war ein sehr gutes Spiel von uns, sehr dominant und erwachsen. Das hat mir gefallen", erklärte Trainer Edin Terzić anschließend.

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Der VfB hat die erste Pokalrunde überstanden. Gegen Dynamo Dresden spielen die Schwaben längere Zeit in Unterzahl - und gewinnen am Ende dank ihrer Cleverness. Auch Nürnberg und Karlsruhe stehen in Runde zwei.

Die allerersten Minuten gehörten den Sechzigern - allerdings auch da schon nicht auf dem Rasen. In der Westkurve hatten sie per Spruchband eine Reise "in goldene Zeiten" ausgerufen, unterstützt von einem Feuerwerk außerhalb des Stadions. Der Rauch dieser Choreografie waberte einige Minuten über das Spielfeld hinweg, dann aber stand es 1:0 für die Gäste: Donyell Malen war in jener achten Spielminute schon zum zweiten Mal in den Strafraum gezogen, ohne dass ein Sechziger ansatzweise hätte Schritt halten können. Malens ansatzloser Abschluss klatschte an den linken Innenpfosten, von dort an den rechten und dann ins Netz.

Nicht aufzuhalten: Nach acht Minuten findet der Dortmunder Donyell Malen die erste Lücke in der Löwen-Abwehr. (Foto: Sebastian Widmann/Getty)

Sechzigs Trainer Michael Köllner hatte vor dem Spiel gemeint, dass sich die Dortmunder in ihrer Saison-Vorbereitung nicht so richtig in die Karten hätten schauen lassen. So war auch nicht klar gewesen, in welchem Spielsystem Trainer Terzić auflaufen lassen würde. Er entschied sich für ein 4-3-3, in dem sich die drei schnellen Stürmer nach Lust und Laune austoben konnten.

Immer wieder brachen die schnellen Angreifer auf den Flügeln durch, vor allem auf der rechten Abwehrseite der Sechziger, wo Christopher Lannert und Leandro Morgalla überfordert waren - Lannert holte sich früh eine gelbe Karte ab, als er den enteilenden Malen verzweifelt am Trikot zog (12.). Es kam noch schlimmer: Nach 19 Minuten humpelte Marcel Bär mit einer Fußverletzung vom Feld, der Drittliga-Torschützenkönig der Vorsaison hatte erst am Samstag zum Auftakt bei Dynamo Dresden zwei Treffer erzielt. Bei der Gelegenheit wechselte Köllner auch noch Niklas Lang für Lannert ein.

Bellingham schiebt locker ein - und auch ein Neuzugang trifft

Das Aufeinandertreffen der beiden Traditionsmannschaften hatte auch ehemalige Spieler ins Stadion gelockt. Auf der Haupttribüne war zum Beispiel Sascha Mölders zu sehen, der noch vor einem Jahr für Sechzig gespielte hatte, oder auch Micky Stevic, der für beide Teams tätig war. Sie sahen einen besonders gut aufgelegte Malen, der dann den zweiten Treffer der Gäste einleitete: Der 23-jährige Niederländer schickte Marco Reus steil. Reus legte nach kurzem Antritt quer auf Jude Bellingham, der alleine im Fünfmeterraum stand und locker einschob (31.).

Leicht konsterniert: Das Münchner Trio Tim Rieder, Yannick Deichmann und Jesper Verlaat (von links) nimmt die Dortmunder Übermacht zur Kenntnis. (Foto: Mis/Imago)

Karim Adeyemi, der in der Jugend für die SpVgg Unterhaching gespielt hatte, erzielte wenig später sein erstes Pflichtspieltor im neuen Trikot. Adeyemi war im Sommer aus Salzburg zum BVB gewechselt. Sechzigs Torwart Marco Hiller, der die Löwen im vergangenen Jahr mit überragenden Leistungen gegen Darmstadt und Schalke ins Achtelfinale geführt hatte, rutschte diesmal der Ball auf dem regennassen Rasen unter den Armen durch ins Tor (35.). Sechzig brachte in der ersten Halbzeit keinen einzigen Torabschluss zustande, was vor allem daran lag, dass sie sich selten überhaupt in die gegnerische Hälfte kombinieren konnten.

Bis zu diesem Zeitpunkt war die Überlegenheit der Schwarzgelben in etwa so deutlich, wie sie die Sechziger vier Tage zuvor beim Bezirksligisten SV Rödelmaier im Verbandspokal (7:0) demonstriert hatten. In der zweiten Halbzeit jedoch konnten die Fans singen und klatschen, ohne von Gegentoren unterbrochen zu werden. Terzić brachte Mats Hummels für Niklas Süle. Hummels hatte ein wenig überraschend nicht in der Startelf gestanden. "Er geht professionell damit um", hatte Trainer Terzić vor dem Anpfiff im ZDF gesagt. Ganz professionell hielt er dann auch die Abwehr zusammen, als die Sechziger ein kleines bisschen mehr mitspielen durften als zu Beginn.

Keeper Hiller konnte sich noch für die eine oder andere Parade beklatschen lassen (59., 69.), Sechzigs Yannick Deichmann verzeichnete einen Torschuss (56.). Letztlich hatten die Sechziger sich nicht nur selbst gefeiert, sondern sich auch als gute Gastgeber gezeigt. Zumal der Münchner Stadionsprecher von Dortmund als der "besten Mannschaft in Liga eins" sprach, um den roten Stadtrivalen FC Bayern zu trietzen.

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