DFB-Mittelfeldspieler Sami Khedira:"Ich muss nicht der große Liebling sein"

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Er zeigt sich bei dieser EM in hervorragender Form und kurbelt das deutsche Spiel an: Sami Khedira ist bisher die herausragende Persönlichkeit im Mittelfeld der DFB-Elf. Im SZ-Interview spricht der Real-Profi über seine natürliche Autorität, seine Hilfe für junge Chaoten und einen Auftrag von Horst Hrubesch.

Im Mittelfeld der DFB-Elf ist derzeit einiges anders als sonst: Bastian Schweinsteiger fehlt die nötige Fitness, Verletzungen behindern den eigentlichen Ankurbler des deutschen Spiels. Profiteur der Sache ist Sami Khedira, der spätestens seit seiner starken Leistung im Viertelfinale gegen Griechenland als neuer Führungsspieler gehandelt wird. Wichtig für die Nationalelf ist vor allem eines: seine mentale Stärke.

Gelassenheit zeichnete den 25-Jährigen in den vergangenen Partien aus, auch als die Griechen das Ausgleichstor erzielten, blieb Khedira ruhig. "Ich wusste: Es wird nichts passieren. Wir stehen kompakt, wir haben einen einzigen Fehler gemacht, aber wenn wir nicht an uns zweifeln und das Tempo hochhalten, dann werden wir noch unsere Tore schießen", sagt Khedira im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Dienstags-Ausgabe).

Eine Mannschaft zu führen, ist für den früheren Stuttgarter kein Novum: Im Sommer 2009 ist er als Kapitän der deutschen U21 Europameister geworden. Der damalige Coach Horst Hrubesch hatte ihn erst kurz vor Turnierbeginn zum Mannschaftsführer gemacht. "Dann stehst du da, bist 21 Jahre alt, bist plötzlich Kapitän und denkst: Wie mach ich das jetzt?", erinnert sich Khedira. "Am Anfang wurde schon noch gelacht, wenn ich eine Ansage gemacht habe", so Khedira weiter, "aber am Ende haben alle mitgezogen, und ich glaube nicht, dass wir sonst Europameister geworden wären."

Streitig machen will er Bastian Schweinsteiger die Rolle als Mittelfeldchef deshalb aber nicht: "Bastian ist so erfahren und so gut, dass er uns auf jeden Fall weiterhilft. Seine Körpersprache, seine Mentalität, da muss ihm keiner helfen." Vielmehr gelte es, junge Kollegen wie Mario Götze oder Marco Reus in schwierigen Spielen zu unterstützen. "Die haben eine Wahnsinnsqualität, aber auf diesem Niveau noch nicht die Erfahrung. Sie kommen noch ins Grübeln, wenn die Griechen plötzlich das 1:1 schießen und dann braucht es eben Spieler, die schon ein Gespür für so ein Spiel haben", sagt Khedira.

In der Nationalmannschaft darf er, was ihm bei Real Madrid verwehrt wird: offensiv angreifen. In der spanischen Presse wird dennoch oft kritisiert, Khedira schieße für den Verein zu wenig Tore. "Bei Real ist meine Rolle eher defensiv und wer sich mit Fußball auskennt, weiß meinen Job dort auch zu würdigen", so der gebürtige Schwabe, "ich kenne meine Spielweise, und da muss ich nicht der große öffentliche Liebling sein. Wichtig ist, was die Trainer denken - und da habe ich eigentlich immer positive Rückmeldungen erhalten."

Das komplette Interview von Christof Kneer und Philipp Selldorf lesen Sie in der EM-Sonderbeilage im Sportteil der Süddeutschen Zeitung vom Dienstag oder auf Ihrem iPad.

© SZ vom 26.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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