DFB: Löw/Bierhoff vs. Sammer:Nur noch zwei Köche

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Sportdirektor Matthias Sammer hat den Machtkampf um die U 21 zugleich gewonnen und verloren. Ein erster Konflikt mit dem gestärkten Bundestrainer Joachim Löw kündigt sich schon zeitnah an.

Christof Kneer

Spätestens am 10. August wird man merken, was die schönen Worte wert waren. "Eine große Geste von Oliver Bierhoff an Matthias Sammer" sei das gewesen, sagte Theo Zwanziger mit gut eingeübter Ergriffenheit. Man hat nicht ganz begriffen, welcher Art diese Geste genau war, weil Zwanzigers Rhetorik so viel Soße über den Sachverhalt goss, dass man das Fleisch darunter zunächst kaum erkennen konnte.

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Wichtig sei "die Linie Bundestrainer/Sportdirektor", fuhr Zwanziger fort und wies dem Sportdirektor Sammer "ein Aufgabenfeld" zu, "das ihm breitere Möglichkeiten gibt", wobei Sammer auch "klar sehen" müsse, "dass der Chef unter den sportlichen Führern immer der Bundestrainer" sei. Nimmt man den DFB-Präsidenten beim Wort, dann hat sein Sportdirektor Sammer einen lange währenden Machtkampf gewonnen und verloren. Er ist gestärkt und geschwächt.

Praxistest am 10. August

Theo Zwanziger hat sich an der Quadratur des Kreises versuchen müssen, und man darf gespannt sein, wie ihm dieses unter geometrischen Gesichtspunkten sehr ambitionierte Projekt gelingt. An der U-21-Auswahl hatte sich zuletzt ja das schwere Strukturproblem offenbart, das Zwanzigers Verband nicht zu lösen imstande war. Bundestrainer Löw und A-Elf-Manager Bierhoff hatten an der obersten Junioren-Nationalelf ebenso herumgezerrt wie Sammer, der kraft Amtes die Nachwuchsteams im DFB verantwortet.

Zwanziger hatte allen Parteien den Zugriff auf dieses Team zugesagt, was zu einer lustigen Arbeitsteilung geführt hatte: Bierhoff durfte sich für die administrative Seite zuständig fühlen, Löw für den Sport von der U 21 aufwärts, Sammer für den Sport von der U 21 abwärts. Nach der neuen Sprachregelung stehen jetzt nur noch zwei Köche am Herd: "Es ist klar zum Ausdruck gekommen, dass die administrative Verantwortung für dieses Team ab sofort beim Sportdirektor liegt", sagte Sportdirektor Sammer der SZ.

Löw darf jeden U-21-Spieler haben

Bierhoff hat seine Zuständigkeit für dieses Team zurückgegeben, und so erkennt Sammer in der neuen Vereinbarung "die Basis, um die U 21 an den Nachwuchsbereich anzugliedern". Wenn U-21-Trainer Rainer Adrion einen neuen Fitnesstrainer braucht, weiß er, dass er sich jetzt an Sammer wenden muss. Und Sammer weiß, dass Löw jeden Spieler für sein A-Team haben darf, den er will. Er könne mit dieser Lösung "sehr gut leben", sagt Sammer, der "künftig einen engen Draht mit Jogi Löw" anstrebt.

Ob die Praxis mit der schönen Theorie mithalten kann, ist eine andere Frage. Nach Löws Urlaub werde er sich mit dem Bundestrainer zusammenzusetzen, sagt Sammer, wobei der neuen Zusammenarbeit gleich ein erster Praxistest droht. Am 10. August steht für die U 21 in Island ein EM-Qualifikationsspiel an, das dringend gewonnen werden muss; tags darauf übt Löws A-Team in Freundschaft gegen Dänemark, was die Frage aufwirft, für welches Team etwa Kroos, Marin oder Badstuber spielen. Sammer ist eindeutig der Meinung, dass die U 21 in dieser Woche wichtiger ist.

© SZ vom 21.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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