Max Kruse im Olympiateam:Der Taxi-Vorfall ist verjährt

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Da war er noch dabei: Max Kruse (rechts) im November 2014. (Foto: Christof Stache/AFP)

Von Joachim Löw wurde Max Kruse einst aus dem DFB-Team gestrichen - jetzt steht er im deutschen Olympia-Kader. Trainer Stefan Kuntz hätte sich noch mehr prominente Spieler gewünscht.

Von Sebastian Fischer

Es gehört zu den komplizierten Aufgaben für Turniermannschaften in diesen Tagen, unter Einhaltung von Corona-Schutzmaßnahmen keinen Lagerkoller aufkommen zu lassen. Dem deutschen Nationalteam ist das bei der EM bis zum Ausscheiden im Achtelfinale nach Dafürhalten der Beteiligten gelungen. Die Spieler trafen sich, um ein paar Beispiele zu nennen, schon während der Vorbereitung zum Tennis oder Golfen, ein in den Worten von DFB-Direktor Oliver Bierhoff "erfahrener Abenteurer" sprach als Motivationsredner zum Team, Ersatzstürmer Kevin Volland hatte ein Backgammonbrett im Gepäck. Die deutsche Auswahl, die beim Fußballturnier der Olympischen Spiele in Tokio antritt, hat nun Max Kruse dabei.

Es ist rund fünf Jahre her, dass die Nationalmannschaftskarriere des 33 Jahre alten Angreifers von Union Berlin vergleichsweise spektakulär endete. Zunächst hatte der passionierte Zocker, damals als Angestellter des VfL Wolfsburg, 75 000 Euro frühmorgens in einem Taxi verloren, angeblich nach einem Pokerturnier. Und als er bald darauf von der Bild-Zeitung auch noch beim Feiern in einem Berliner Nachtclub fotografiert wurde, strich ihn Bundestrainer Joachim Löw aus dem Kader.

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Wer von Bundestrainer Flick die Einberufung neuer Talente erwartet, wird enttäuscht sein. Auch die Nominierung des Olympiakaders an diesem Montag zeigt, dass sich nur wenige Namen aufdrängen.

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Seine Rückkehr ins Nationalmannschaftstrikot erfolgt nun natürlich nicht vorrangig, um die Stimmung in der deutschen Corona-Bubble in Japan anzuheizen. Der Offensivspieler hat sich mit herausragenden Leistungen in der Bundesliga empfohlen, er hatte riesigen Anteil daran, dass Union demnächst in einem von der Uefa neu erfundenen Europapokal namens Conference League antritt, auf den Kruse gar nicht so viel Lust hat, wie er sagte. Seine große Lust auf Olympia hatte er dagegen längst betont.

Der FC Bayern lässt seinen Ersatztorhüter nicht nach Japan reisen

Dass Kruse zum Aufgebot gehört, das der DFB am Montag bekannt gab, war keine Überraschung mehr. U-21-Trainer Stefan Kuntz, auch für die Olympia-Auswahl zuständig, hatte das jüngst angedeutet, er ist während der EM als ARD-Experte aktiv. Drei Spieler, die vor 1997 geboren wurden, durfte er nominieren, die anderen beiden sind Maximilian Arnold, 27, vom VfL Wolfsburg und Nadiem Amiri, 24, von Bayer Leverkusen. Ähnlich wie sein Vorgänger Horst Hrubesch, der 2016 in Rio de Janeiro mit dem deutschen Team die Silbermedaille gewann, setzt Kuntz damit auf bewährte Kräfte. Hrubesch hatte seine erklärten Lieblingsspieler nominiert: die Bender-Zwillinge. Kuntz gewann 2017 mit Arnold und Amiri die U-21-EM.

Von den U-21-Europameistern in diesem Sommer sind sieben Profis dabei, dazu einige ehemalige Junioren-Nationalspieler, die Kuntz bei der U-21-EM 2019 trainierte. Ungewöhnlich viele nominell zentrale Mittelfeldspieler gehören zum Kader, was nach einer gewissen Unwucht aussieht und auch darin begründet sein könnte, dass die Nominierung einer Auswahl während der Saisonvorbereitung nicht ganz einfach ist. "Die Bereitschaft, das Olympiateam zu unterstützen, war in der Bundesliga unterschiedlich", sagte Kuntz: "Einige große Vereine wollten leider nicht so wie erhofft helfen."

Der FC Bayern, zum Beispiel, ließ Ersatztorwart Ron-Thorben Hoffmann nicht nach Tokio reisen. Als einer der Ersatz-Keeper ist nun Svend Brodersen dabei. Zur Atmosphäre kann der gebürtige Hamburger sicher auch Wertvolles beitragen. Der DFB listet ihn als Spieler von Yokohama FC. Und dort, in Yokohama, findet am 22. Juli das deutsche Olympia-Auftaktspiel gegen Brasilien statt.

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