DFB-Elf vor der EM-Qualifikation:"Mario wird die Tore irgendwann machen"

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"Wir werden weiter versuchen, Mario die Tore aufzulegen, dann wird er sie auch irgendwann machen": Gomez (im Bild mit Bundestrainer Joachim Löw) erhält Zuspruch von seinem Mannschaftskameraden Marco Reus. (Foto: dpa)

Hinten wackelig, vorne ungefährlich: Bundestrainer Löw muss vor dem Schottland-Spiel zwei Problemstellen beheben. In der Defensive deutet sich eine Umstellung an - vorne hofft man auf Selbstreinigung.

Von Lisa Sonnabend, Kamen

Lukas Podolski winkte fröhlich den Kindern hinter dem Absperrgitter zu, die seinen Namen brüllten. Auch Marco Reus schlenderte vorbei, er hatte sich gar nicht erst die Mühe gemacht, die Schnürsenkel seiner neongelben Turnschuhe zu binden, die Hände vergrub er tief in den Taschen seiner Trainingsjacke. Am Freitagmittag stieg die deutsche Nationalmannschaft aus dem Bus und residiert nun der Sportschule Kaiserau in Kamen, um sich auf das EM-Qualifikationsspiel gegen Schottland vorzubereiten. Es ist ein entspannter Ort, umgeben von Einfamilienhäusern aus Backstein, ein paar ruhigen Straßen und weiten Wiesen.

Die Umgebung liefert einen Kontrast zur Situation der deutschen Nationalelf. Der Weltmeister war am Mittwoch im Testspiel von Argentinien mit 4:2 vorgeführt worden, so etwas passte gar nicht in die allgemeine Jubelstimmung. Zwei Problemstellen traten dabei besonders auffällig zu Tage: die mangelnde Chancenverwertung und die schwache Abwehrleistung.

Das Offensivproblem mag eher von zweitrangiger Bedeutung sein, nur die Pfiffe des Düsseldorfer Publikums gegen den unglücklichen Mario Gomez beschäftigen das DFB-Team weiterhin. Interims-Co-Trainer Andreas Köpke sagte dazu auf der Pressekonferenz am Freitagmittag. "Das war unmöglich. Mario ist zu Recht in der Nationalmannschaft." Mittelfeldspieler Reus formulierte es so: "Wir werden weiter versuchen, Mario die Tore aufzulegen, dann wird er sie auch irgendwann machen."

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Problemfall Nummer zwei ist verzwickter: Wie kann der Bundestrainer gewährleisten, dass am Sonntag die Defensive kompakter steht? Gegen Argentinien verteidigten neben Benedikt Höwedes Kevin Großkreutz, Matthias Ginter und Erik Durm - drei Dortmunder, die sich eigentlich gut kennen. Doch der furiose Ángel di María legte mehrmals offen, wie schlecht die Abstimmung zwischen ihnen funktionierte.

Auf einer Position sehen die DFB-Verantwortlichen die Schwachstelle bereits behoben. Innenverteidiger Jérome Boateng konnte am Freitag wieder mit der Mannschaft trainieren und wird am Sonntag den Abwehrchef geben. "Er ist absolut schmerzfrei", sagte Köpke erleichtert. Größere Sorgen bereitet dem Trainerstab anderes: "Die Außenverteidigerpositionen sind die Aufgaben, die wir zu bewältigen haben bis zum nächsten Turnier", sagte Köpke und blickte ein wenig ratlos an die graue Decke des Kongressraumes der Sportschule Kaiserau.

Wer dort am Sonntag spielt, weiß nicht einmal Löw. "Die zwei Tage werden es zeigen, wir haben noch nicht über die Aufstellung gesprochen", verriet Interimstrainer Köpke. "Wer rechts, wer links spielt - das wird man sehen."

Fest steht, dass neben Boateng auch Benedikt Höwedes von Beginn an auf dem Platz steht. Womöglich rückt der Schalker aus der Zentrale wieder nach außen, bei der WM erledigte er diesen Job äußerst zufriedenstellend. Da sich die jungen Matthias Ginter und Erik Durm alles andere als aufdrängten, ist es durchaus möglich, dass Löw diesmal dem 21-jährigen Antonio Rüdiger den Vorzug gibt. Der spielte gegen Argentinien lediglich zehn Minuten, hinterließ aber einen besseren Eindruck als die Kollegen.

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Sofort nach Abpfiff des Argentinien-Reinfalls hatte Löw angekündigt, weitere Spieler nachzunominieren. Statt eines Defensivspielers beorderte er dann allerdings Mittelfeldrenner Sidney Sam nach Kamen. Köpke gab nun zu, dass er mit Löw darüber diskutiert hatte, auch Bayern-Verteidiger Holger Badstuber zu holen. Der zuletzt verhinderte Nationalspieler hat seine lange Verletzungsmisere mittlerweile überstanden und meldete bereits Interesse an, wieder spielen zu wollen.

Gerüchte, denen zufolge der FC Bayern seinen frisch genesen Akteur nicht hergeben wollte, widersprach Köpke. "Das kann ein Verein gar nicht verhindern, wenn wir einen Spieler wollen, soweit ich weiß", sagte er. Der Grund, warum sich Löw dennoch gegen Badstuber entschied? "Boateng ist ja wieder da", erklärte Köpke.

Falls allerdings Boateng, Höwedes und zwei der Nachwuchsnationalspieler am Sonntag die Schotten nicht aufhalten können, dürfte die Lage beim zweiten EM-Qualifikationsspiel im Oktober eine andere sein. Dann wird Löw sicherlich trotz Boateng und trotz seines Planes, junge Defensivkünstler zu fördern, Badstuber nominieren. Ob es dem FC Bayern passt oder nicht.

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