BVB gegen Bayern:Warum Aytekin Bellingham nicht Gelb-Rot gab

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Nach einer knappen Viertelstunde zeigte Aytekin Bellingham die gelbe Karte - Gelb-Rot gab es später nicht. (Foto: Dennis Ewert/Imago)

Der Schiedsrichter erklärt überraschend offen, wie es zu der Entscheidung kam - und bricht damit gleichzeitig ein kleines DFB-Tabu.

Von Felix Haselsteiner

Vermutlich hatte Deniz Aytekin schon gewusst, dass ihn in Dortmund nicht nur ein Bundesliga-Topspiel, sondern auch mediale Aufgaben erwarten würden. Kaum ein anderer Schiedsrichter in Deutschland definiert sich so sehr über Kommunikation auf und neben dem Platz wie der Franke Aytekin, 44 - was auch ein Grund dafür sein dürfte, dass der DFB die Leitung dieses besonderen Spiels in seine Hände legte. Diskussionen gab es dennoch - mit einem beachtlich offenen Schiedsrichter.

"Für mich war es einfach so, dass in der Szene die letzte Überzeugung gefehlt hat, Gelb-Rot zu geben und so ein Spiel letztendlich damit zu entscheiden", sagte Aytekin später bei Sky über die Schlüsselszene, in der Dortmunds Jude Bellingham Alphonso Davies am Kopf getroffen hatte. Aytekins Begründung für die unterlassene Ampelkarte: Das erste Gelb-Foul von Bellingham an Jamal Musiala (14.) sei eine "kann, aber keine Muss-Entscheidung" gewesen. Aytekin gab dem Dortmunder hier nach eigener Aussage vor allem deshalb Gelb, um einen Ausgleich zu schaffen zwischen dem BVB und den zuvor bereits zweimal verwarnten Bayern. Und wegen dieser Vorgeschichte wollte er Bellingham nach der Davies-Szene nicht vom Platz stellen.

In puncto Spielleitungs-Taktik und Ansprache der Spieler gilt Aytekin als absoluter Fachmann.

Schiedsrichtertaktik nennt man das in der Fachsprache. Es ist ein offenes Geheimnis und auch durchaus wünschenswert, dass Referees ein Spiel als großes Ganzes leiten und nicht nur Einzelszenen bewerten. Der Schiedsrichter muss auf dem Platz gegenüber 22 Spielern kommunizieren, warum er wen verwarnt - und warum nicht. Aytekin gilt genau deshalb als Meister seines Fachs, weil er sich selten vom VAR und anderen Einflüssen leiten lässt, sondern seine eigenen Entscheidungen dem Spiel anpasst. So wie auch beim Zweikampf zwischen Karim Adeyemi und Leroy Sané in der Nachspielzeit, als er ein Nachtreten des Münchners nicht mit Rot bewertete, sondern beiden Gelb zeigte und die Situation damit schnell beruhigte.

Seine Offenheit in der Begründung ist dennoch ein kleiner Tabubruch. Der DFB hatte sich von seinen Schiedsrichtern vor der Saison zwar gewünscht, dass sie auch medial mehr kommunizieren. Ob geplant war, derart offen zuzugeben, wie Karten verteilt werden, ist allerdings fraglich.

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