Transfer von Darwin zu Liverpool:Der nächste 100-Millionen-Euro-Stürmer

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Im vergangenen Frühling traf Darwin Núñez noch gegen Liverpool - damals schied Benfica aber aus der Champions League aus. (Foto: Pedro Fiuza/dpa)

ManCity holt Haaland, der FC Liverpool zieht nach: Wohl als Nachfolger für Bayern-Kandidat Sadio Mané kommt Darwin Núñez, der in Uruguay als Erbe von Suárez und Cavani gilt - und einen erstaunlichen Aufstieg hinter sich hat.

Von Javier Cáceres

Der Montag war gerade erst angebrochen, da ereilte die Wertpapierkommission in Lissabon eine ad-hoc-Mitteilung des börsennotierten portugiesischen Erstligisten SL Benfica, die niemanden überraschen konnte. Schon gar nicht den zuletzt noch bei PSV Eindhoven beschäftigten Roger Schmidt, der bald seine Arbeit als Trainer in Lissabon aufnehmen wird. Benfica gab offiziell bekannt, dass der Klub alle Rechte am uruguayischen Mittelstürmer Darwin Núñez, 22, an den Champions-League-Finalisten FC Liverpool veräußert habe - für eine Ablösesumme von vorerst 75 Millionen Euro, die durch diverse Bonus-Zahlungen auf 100 Millionen anwachsen könne. "Jackpot", jauchzte die portugiesische Zeitung Correio da Manhã.

Dass Darwin, wie sein fußballerischer Alias lautet, der nächste 100-Millionen-Euro-Mann der Branche wird, ist nahezu gewiss. In der Mitteilung an die Lissaboner Börse war zwar über die Details der Bonuszahlungen nichts zu lesen. Die Zeitung Récord aber erfuhr, dass sich der Sockelbetrag bereits um fünf Millionen Euro erhöht, sobald der Uruguayer zehn Pflichtspiele für die Reds von Trainer Jürgen Klopp absolviert hat.

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Nach insgesamt 60 Partien würden nochmals zehn Millionen Euro fällig; weitere zehn Millionen Euro seien an individuelle und kollektive Erfolge Darwins im Dienste Liverpools gekoppelt. Und die sind gar nicht mal so unwahrscheinlich. Darwin ist gewissermaßen ein Uruguayer von erhabenstem Ausdruck: "Bei der Geburt schreien wir Uruguayer: ¡Gol!", behauptete einst der verstorbene Schriftsteller Eduardo Galeano.

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Im vergangenen Jahr rief Darwin in 41 Partien 34 Mal "gol" oder "Tor!"; unter anderem traf er in den Viertelfinal-Spielen der Champions League gegen den FC Liverpool, dessen Shirt er nun sechs Jahre lang tragen soll. "Was für ein Spieler!", habe Liverpools deutscher Trainer Jürgen Klopp ausgerufen, als er wenig später mit seinem Spieler Adel Taarabt, einem früheren Benfica-Profi, über den Mann sprach, der in seiner südamerikanischen Heimat als "der Erbe" gilt. Als der Erbe der Weltklassestürmer Edinson Cavani und Luis Suárez, die ihre Karrieren gerade dämmern sehen. Beide sind 35 Jahre alt.

Beide sollen bei der Entscheidung ihres Nationalmannschafts-Kollegen eine wichtige Rolle gespielt haben. Im Fall von Suárez, der mit CA River Plate verhandelt, um für die WM in Katar fit zu bleiben, liegt das auf der Hand. Der zurzeit vereinslose Mittelstürmer Suárez habe Darwin aufgrund seiner Erfahrungen an der Anfield Road (2011-2014) dazu geraten, beim FC Liverpool zu unterschreiben. Im Fall von Cavani ist es etwas kurioser.

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Er spielte zuletzt noch bei Manchester United, sein Vertrag läuft dort gerade aus und wird nicht mehr verlängert werden. So oder so: Den Verständigen gilt Darwin als eine gelungene Kreuzung aus Cavani und Suárez - wobei Darwin an die herausragende Qualität des ersten Ballkontakts von Suárez (noch) nicht heranreicht.

Für United wäre eine Verpflichtung Darwins allein schon als Gegenprogramm wichtig gewesen. Denn Nachbar Manchester City brachte schon vor Monaten die Einkäufe des aufregenden Argentiniers Julián Álvarez (River Plate) und des bisherigen Dortmunders Erling Haaland über die Bühne. An diesem Montag nun wurde auch offiziell bestätigt, dass der 21-Jährige Norweger einen Vertrag bis 2027 unterschrieben hat. Haaland muss um einiges günstiger gewesen sein als Núnez. Aber auch die kolportierte Ablösesumme für Haaland - 60 bis 75 Millionen Euro - stellt einen Betrag dar, von dem Darwin sich einst genauso wenig einen Begriff machen konnte wie von seinem künftigen Jahresgehalt. Er soll angeblich sechs Millionen Euro netto pro Jahr verdienen.

Er habe als Kind Hunger gelitten, aber nicht einmal ansatzweise so viel wie die Mutter Silvia Ribeiro, hat Darwin in diversen Interviews gesagt. Sie habe auf Mahlzeiten verzichtet, um Darwin und seinem Bruder ein Essen zu ermöglichen. Sie sei auch im Morgengrauen aufgestanden und dann losgezogen, um in den Mülleimern nach Flaschen zu suchen. Das Geld, das sie dafür eintauschte, investierte sie in die Fußballschuhe des Sohnes. 2016 wäre die Karriere fast vorbei gewesen. In einem Drittligaspiel erlitt der 17-Jährige Darwin einen Kreuzbandriss, er setzte sich dennoch durch.

Als Darwin 2019 vom uruguayischen Kultverein Peñarol Montevideo zum spanischen Zweitligisten UD Almería wechselte, kaufte er seiner Mutter sechs Hektar Land. Nach nur einem Jahr wurde er für eine Ablösesumme von rund 25 Millionen Euro an Benfica verkauft, die für einen Zweitligastürmer als erstaunlich galt. Für Almeria wird Darwin nun erneut zum lohnenden Geschäft: Der spanische Zweitligist wird mit zehn Millionen Euro am Transfer nach Liverpool partizipieren.

In Liverpool soll er nun den Schmerz über den Abschied von Sadio Mané lindern, der als möglicher Zugang des FC Bayern gehandelt wird. Sollte dieser Abschied Wirklichkeit werden, worauf alles hindeutet, würde Darwin dennoch starke Konkurrenz haben. In Liverpools Kader stehen Offensivkräfte namens Mohammed Salah, Diogo Jota, Luís Díaz, Roberto Firmino und Minamino. Doch wer sollte für Fragen der Auslese besser gewappnet sein als ein Mann namens Darwin?

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