Sommer-Biathlon:In Wiesbaden rollt die Biathlon-Elite

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Volle Tribünen in Wiesbaden: Dorothea Wierer aus Italien, hier beim letzten "City-Biathlon" vor der Pandemie, tritt auch am Sonntag wieder an. (Foto: Norbert Wilhelmi/n plus sport/oh)

Mitten im Sommer messen sich die besten Biathleten der vergangenen Saison. Die Skier werden durch Inlineskates ersetzt. Sieht so die Biathlon-Zukunft aus?

Von Korbinian Eisenberger

Das Starterfeld liest sich herrlich winterlich: Dorothea Wierer, Lisa Vittozzi, Denise Herrmann-Wick, Hanna Öberg, Sturla Holm Laegreid, Benedikt Doll, Martin Ponsiluoma, Tarjei Bö. Vier der sieben weltbesten Biathletinnen und vier der sieben weltbesten Biathleten treten gegeneinander an. Das ist eine Erwähnung wert, weil die Wettkämpfe mitten im August ausgetragen werden - ein Monat, der zumindest in Mitteleuropa nicht gerade zur traditionellen Biathlon-Hochsaison zählt. Aber in einer Stadt in Hessen nehmen sie das mit der Tradition schon seit einigen Jahren nicht mehr so genau.

In Wiesbaden wird am Sonntag zum fünften Mal der "City-Biathlon" ausgetragen. Geplant ist all das ohne Zuhilfenahme von Kunstschnee, es sind vielmehr Kunstskier, die sich Athleten bei Wettbewerben wie diesem unter die Schuhe schnallen, was allen Überlieferungen zufolge umweltfreundlicher ist. In Fachkreisen wird von Skirollern gesprochen, es handelt sich um eine längliche Variante von Inlineskates.

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Wie auch immer man sie bezeichnet, sie werden immer interessanter: Denn der Winter bewirbt sich zunehmend, zu den schneearmen Jahreszeiten gezählt zu werden. Biathlon-Anhängern ist die Verlagerung in schneearme Jahreszeiten längst ein Begriff. Der Wesenskern des Biathlons bleibt auch im Sommer erhalten: Die Kombination aus Kondition und Präzision. Geschossen wird mit jenen Kleinkaliber-Gewehren, die auch im Winter zum Einsatz kommen.

Auch ohne Schnee kommen Zuschauer - die Tribünen-Tickets in Wiesbaden sind ausverkauft

Den Zuschauern scheint Schneearmut zumindest nicht restlos den Spaß am Zusehen zu verderben. In Wiesbaden sind - nach dem Ausfall 2022 und den Einschränkungen 2021 wegen Corona - für Sonntag die Tribünentickets ausverkauft. Vom Streckenrand aus ist Zusehen allerdings weiter möglich und günstiger, weil kostenlos. Weniger günstig, aber noch erhältlich, sind VIP-Tickets für 250 Euro zzgl. VVK-Gebühren - und in einer ähnlichen Preisklasse wie etwa VIP-Eintrittskarten beim Winterweltcup in Ruhpolding, wo im Januar fast ähnliche Temperaturen herrschten wie aktuell.

Nun, der Ruhpolding-Vergleich hinkt zugegebenermaßen mehrfach. Auch, weil in Wiesbaden keine Weltcuppunkte verteilt werden. Es handelt sich mehr oder weniger um ein Showevent mit ausgewählten Athleten oder solchen, die der Einladung gefolgt sind. Die beiden Besten ihrer Branche fehlen: Die französische Gesamtweltcupsiegerin und Weltmeisterin Julia Simon schlägt sich mit Betrugsvorwürfen herum, der norwegische Ausnahmekönner Johannes Thinges Bö ruht sich auf seinem Sieg beim letzten Wiesbadener City-Biathlon 2021 aus (und eventuell diversen Goldmedaillen von der Oberhof-WM). Dafür geben sich zwei Athletinnen noch mal die Ehre, die eigentlich schon zu den Ehemaligen zählen.

Deutschlands bis dato beste Biathletin Denise Herrmann-Wick hatte nach der vergangenen Wintersaison samt Weltmeistertitel im Sprint ihr Karriereende verkündet. Kurz vor der WM hatte sie Skiroller im Winter als "Schwarzmalerei" bezeichnet. Bis dahin müsse "schon viel passieren". Zum Abschiedsrennen steigt sie - wohlbemerkt im Sommer - noch mal auf Kunstskier und hängt sich das Gewehr um. Die ehemaligen Sportlerinnen Marte Olsbu Röiseland, Vanessa Hinz und Maren Hammerschmidt tun es ihr gleich. Wer die vier sehen will, sollte sich um 13 Uhr am Streckenrand (oder mit Ticket auf den Tribünen) einfinden. Das Finale der künftig noch aktiven Biathletinnen (14.30 Uhr) und Biathleten (15.30 Uhr) überträgt das ZDF live. Der Gesamtweltcup-Vierte des Vorjahrs Benedikt Doll erklärte vorab: "Ich will aufs Podest."

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