Champions League:Und wieder schmollt Guardiola

Lesezeit: 3 min

  • Pep Guardiola kassiert eine seiner bittersten Niederlagen: Manchester City unterliegt gegen den FC Liverpool im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League mit 0:3.
  • Kein Trainer hat Guardiola öfter geschlagen als Jürgen Klopp.
  • Mo Salah macht sein 38. Tor für Liverpool in dieser Saison.
  • Tabelle und Ergebnisse der Champions League finden Sie hier.

Von Sebastian Fischer, Liverpool/München

Von all den Bildern der zahlreichen Begegnungen der Trainer Jürgen Klopp und Pep Guardiola war bislang die eine aus dem April 2015 wohl ikonisch. Klopp hatte mit Borussia Dortmund Guardiola und den FC Bayern im DFB-Pokal-Halbfinale mit 3:1 im Elfmeterschießen geschlagen, als er, im Trainingsanzug, zähnefletschend am schmollenden Guardiola im Anzug vorbeilief.

Kein Trainer hat Guardiola öfter geschlagen als Klopp, viermal allein mit dem BVB. Als es ihm am Mittwoch zum dritten Mal mit dem FC Liverpool gegen Manchester City gelang, zum siebten Mal im 13. Aufeinandertreffen der beiden, wurden die Bilder wieder ikonisch. Liverpool schlug Manchester mit 3:0 (3:0). Es könnte für Klopp einer seiner wichtigsten Siege als Trainer in England gewesen sein. Für Guardiola war es eine der bittersten Niederlagen.

ManCity gilt in dieser Saison als fast unschlagbar, führt mit 16 Punkten Vorsprung die Tabelle in der Premier League an und könnte schon am kommenden Wochenende als Meister feststehen. Aber gegen Liverpool erlitt das Team seine einzige Niederlage in der Liga, verlor in einem wilden Spiel mit 3:4. Die Reds scheinen Citys perfekter Widerpart zu sein, die Antwort auf filigranes Ballbesitzspiel in Form von monströsen, schnellen Kontern. "Unser Spiel ist perfekt für Liverpool. Die Mannschaft kann wie kein anderes Team der Welt in die Räume stoßen. Das weiß ich", hatte Guardiola schon vorher gesagt.

Nach zehn Minuten war erstmals zu sehen, dass er Recht behalten würde: Da schlug Vincent Kompany, Manchesters Kapitän und einer der sichersten Innenverteidiger der Welt, zum ersten Mal einen Befreiungsschlag in Bedrängnis ins Seitenaus. Es sah wie ein Hilferuf aus, und an der Anfield Road wurde es sehr laut. Es gehörte auch zur Geschichte des Abends, dass Liverpooler Fans Manchesters Mannschaftsbus bei der Ankunft mit Flaschen und Feuerwerkskörpern bewarfen, die Stimmung war hitzig. Doch das Spiel sollte besser werden und sehr viel niveauvoller als das Geschehen daneben.

Nach zwölf Minuten unterlief Nationalspieler Leroy Sané im Angriff für Manchester ein Fehlpass, der Liverpools Kontermaschine anschmiss. Mohamed Salah, aus minimaler Abseitsposition kurz hinter der Mittellinie gestartet, spielte Roberto Firmino frei, dessen schwachen Abschluss Salah im Nachschuss zur Führung nutzte. Es war Salahs insgesamt 38. Tor für Liverpool in dieser Saison, bezieht man alle Wettbewerbe in die Statistik mit ein, sie nennen ihn "ägyptischen König". Salahs große Bedeutung für die Reds war in der zweiten Halbzeit zu sehen, als er nach 53 Minuten angeschlagen raus musste. Liverpools Pressing war, auch taktisch bedingt, nicht mehr so intensiv, die Konter nicht mehr so gemeingefährlich wie in der ersten Halbzeit - als sie das Spiel entschieden hatten.

City, neben dem FC Barcelona wohl die passsicherste Vereinsmannschaft der Welt, kam oft minutenlang nicht mit kontrollierten Spielaufbau bis über die Mittellinie hinaus. Liverpool gewann viel mehr Zweikämpfe, 79:59 lautete am Ende die Bilanz. Manchesters Ballbesitz, am Ende 8:0 Ecken, war wertlos. Die wohl symptomatische Szene der ersten Hälfte war ein Alleingang von Liverpools Außenverteidiger Andrew Robertson, ein schottischer Kämpfer, der von der Mittellinie aus geradeaus lief, immer weiter, und erst im Strafraum so gerade am Abschluss gehindert wurde. Da hatte Alex Oxlade-Chamberlain längst zum 2:0 getroffen, mit einem brachialen Fernschuss nach 20 Minuten.

Die Kameras zeigten nach dem zweiten Tor Guardiola im Anzug, wie er sich umdrehte und schwer ausatmete, es sah irgendwie vertraut aus. Schon als Trainer in München hatte er ja jede Saison die Liga dominiert, aber es in der Champions League nie ins Finale geschafft. Auch wenn es von allen Mannschaften wohl am ehesten ManCity zuzutrauen ist, das Spiel im Rückspiel noch zu drehen, bräuchte es dafür am kommenden Dienstag ein kleines Wunder.

Die Kameras zeigten natürlich auch Klopp im Trainingsanzug. Nach dem 2:0 schien er die Luft anzuhalten, um seine Freude noch im Rahmen zu halten. Als Sadio Mané in der 31. Minute nach einer Flanke von Salah mit einem Kopfball zum 3:0 getroffen hatte, da trommelte er mit den Fäusten in die Luft.

© SZ vom 05.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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