Champions League:Die Harmlosigkeit der Bayern-Verfolger

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Erschöpft und enttäuscht: Dortmunds Trainer Marco Rose, Marco Reus und Jude Bellingham (v.l.) nach der Niederlage gegen Amsterdam. (Foto: Maik Hölter/imago images/Team 2)

Der vierte Spieltag der Champions League zeigt, dass sich der FC Bayern in der Bundesliga keine großen Sorgen machen muss. Dortmund und Leipzig sind viel zu wenig gefestigt - aus gegensätzlichen Gründen.

Kommentar von Christof Kneer

Das Gute ist ja, dass es so etwas in 58 Jahren Bundesliga noch nie gegeben hat. Es gab - zumindest soweit man weiß - noch nie eine Partie, in der beide Mannschaften verloren haben. Es wird also - nach allem, was man vorhersehen kann - auch am Samstag nicht so kommen, dass die Leipziger nach einer 0:2-Niederlage gegen Dortmund niedergeschlagen in die Kabine schleichen, während die Dortmunder versuchen, ihre 0:2-Niederlage in Leipzig zu erklären. Die Prognose sei gewagt: Irgendeiner wird schon einen Punkt holen im sogenannten Bundesliga-Spitzenspiel. Vielleicht holt einer sogar drei.

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Traditionell neigen die professionellen Beobachter ja zu dem Reflex, vom Mittwoch auf den Samstag zu schließen. Wer unter der Woche im Europacup Selbstvertrauen tankt (so die Fachsprache), wird am Wochenende gewiss Topleistung abrufen können (ebenfalls Fachsprache). Natürlich gilt diese Logik auch umgekehrt. Wer unter der Woche verliert, gilt als angeschlagen, was die Chancen auf eine Topleistung deutlich mindert. Wie aber soll sich nun das arme Spitzenspiel entscheiden, wenn die traurigen Leipziger (Champions-Achtelfinale verpasst!) am Samstag die traurigen Dortmunder (zweite Niederlage gegen Amsterdam!) treffen? Und was bedeutet das für den deutschen Fußball, der dann - auch so ein Reflex - sofort als abgehängt gilt, natürlich abzüglich des vorhersehbar herumsiegenden FC Bayern?

Marco Rose hat für den BVB-Kader noch keine erkennbare Idee

Die Champions-League-Aufführungen der Leipziger und Dortmunder enthielten allerdings ein paar schicksalshafte Momente, die es eigentlich verbieten, dem deutschen Fußball deshalb den Prozess zu machen. Hätten die Leipziger nicht ihrem hilfsbedürftigen Stürmer Silva einen Therapie-Elfmeter zugeschanzt (den der prompt vergab), sondern wären mit 2:0 in Führung gegangen, dann ... Hätten die Dortmunder nicht einen absurden Platzverweis erleiden müssen und zu elft weiterspielen dürfen, dann ...

Der exakte Standort des deutschen Fußballs in Europa wird sich durch den vierten Vorrundenspieltag der Champions League kaum markieren lassen, dafür hielt dieser europäische Abend eine Botschaft für den innerdeutschen Markt bereit. Es ist eine Botschaft, die wieder mal dem FC Bayern gefallen dürfte. Leipzig und Dortmund galten ja mal als Bayern-Verfolger, ausschließlich ihnen wurde vor der Saison zugetraut, den Münchnern in der ersten Spielzeit nach Hansi Flick zumindest ein wenig den Spaß zu verderben.

Spätestens jetzt haben sich beide Teams aber als zu wenig gefestigt erwiesen, aus gegensätzlichen Gründen. Die Leipziger wissen zwar genau, wie sie spielen wollen, unter dem Trainer Marsch orientieren sie sich wieder klar an der Denkschule des Gegen-den-Ball-Gurus Ralf Rangnick - aber dieses Wissen hilft ihnen nichts. Sie haben ihren Trainer (Nagelsmann), ihren Kapitän (Sabitzer) und ihre Abwehr (Upamecano, Konaté) verloren und sind auf diese Weise zu einer Mannschaft für Momente geworden, der die Konstanz ebenso abgeht wie dem BVB - bei dem wiederum noch niemand genau erkennen kann, welche Idee (außer Erling Haaland) der Trainer Marco Rose für diesen Kader besitzt.

Unterhalb des FC Bayern schwächeln die Eliten, das ist im deutschen Fußball nicht anders als in der Gesellschaft. Stabil steht dagegen der fleißige Mittelstand, dessen hervorragendstem Vertreter die Bayern am Samstag im zweiten Spitzenspiel begegnen. Sie empfangen den SC Freiburg.

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