Champions League:Der BVB zeigt sein anderes Gesicht

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Der Führungstreffer: Niclas Füllkrug (links) jubelt mit Marcel Sabitzer. (Foto: Revierfoto/Imago)

Nach dem Debakel gegen die Bayern in der Liga präsentiert sich Dortmund in der Champions League stark verbessert - und schlägt Newcastle 2:0. Das Achtelfinale rückt näher.

Von Ulrich Hartmann

Grübeln ist schlecht. Aktionismus ist gut. Umso wichtiger war für Borussia Dortmunds Fußballer nach dem schmerzhaften 0:4-Debakel letzten Samstag gegen Bayern München, dass ihnen der Spielplan exakt 70 Stunden später bereits die Gelegenheit eröffnete, erneut im heimischen Stadion ein wegweisendes Champions-League-Spiel gegen den Premier-League-Sechsten Newcastle United zu bestreiten. Und zu gewinnen.

Zwei Wochen nach ihrem 1:0-Sieg am dritten Gruppenspieltag in Newcastle warfen die Dortmunder auch am Dienstagabend alles hinein, führten zur Pause durch das erste Champions-League-Tor ihres 30 Jahre alten Mittelstürmers Niclas Füllkrug mit 1:0 (26. Minute) und verteidigten in einer für sie gefährlichen zweiten Halbzeit die zarte Führung, bis Julian Brandt in der 79. Minute per Konter alles klar machte mit dem Treffer zum 2:0-Endstand. Mit einem weiteren Sieg im nächsten Spiel beim AC Mailand am 28. November könnte der BVB bereits das Achtelfinal-Ticket lösen, das sind ziemlich gute Aussichten.

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"Die ersten Zweikämpfe waren direkt auf unserer Seite, wir waren sofort wach und hatten eine extrem hohe Intensität", sagte Füllkrug sehr zufrieden nach dem Schlusspfiff ins Mikrofon bei Amazon Prime. "Entscheidende Situationen" habe er diesmal zugunsten des BVB ausgehen sehen, "Szenen, wie wir sie in anderen Spielen vielleicht hier und da haben vermissen lassen."

Terzic vertraut Füllkrug - und beweist damit ein gutes Gespür

Das war eine Anspielung auch auf die Heim-Klatsche gegen die Bayern. Füllkrug aber wähnte sein Team nun rehabilitiert: "So einen Sieg kann man dann schon auch mal hervorheben, der war ganz wichtig gegen eine sehr starke Mannschaft." Füllkrug lobte, dass sich die Dortmunder "nach schlechtem Start in die Gruppe mit harter Arbeit jetzt eine sehr gute Ausgangssituation geschaffen" haben.

Der Torschütze Brandt gestand: "Dieser Sieg tat extrem gut, nachdem wir drei Tage vorher in diesem Stadion noch vier Gegentore bekommen haben." Umso besser gefiel ihm, "dass wir jetzt zu Null gespielt haben". Und Trainer Edin Terzic freute sich, dass seine Mannschaft "so diszipliniert" gespielt hat und "zu allem bereit" gewesen war, selbst als ihr in der Schlussphase "die Körner auszugehen" drohten.

Die Dortmunder hatten ohne Marco Reus begonnen und durchgespielt ohne Donyell Malen, ohne Marius Wolf und weiterhin ohne den verletzten Emre Can. Hinten rechts spielte Niklas Süle und vorne rechts erstmals seit eineinhalb Monaten wieder in der Startelf: Karim Adeyemi. Füllkrug, zuvor drei Mal in der Champions League und zuletzt auch drei Mal in der Bundesliga ohne Treffer, erhielt trotzdem den Vorzug vor Sebastien Haller und Youssoufa Moukoko.

Terzic hatte bei Füllkrug ein gutes Gefühl bewiesen. Der von Werder Bremen gekommene Nationalstürmer war der prägende Spieler einer weitgehend von Dortmund dominierten ersten Halbzeit. Bereits in der 9. Minute zwang er im Laufduell Newcastles 19 Jahre jungem Champions-League-Debütanten Lewis Hall ein Foul und damit eine frühe gelbe Karte auf. Danach musste Füllkrugs Ellbogen gekühlt werden. Er verzog das Gesicht, doch beeinträchtigt war er nicht. In der 13. Minute gab er Dortmunds ersten satten Schuss aufs Tor ab, aber es dauerte bis zur 26. Minute, ehe er die 1:0-Pausenführung für den BVB markierte.

Nach der Pause gerät der BVB gehörig unter Druck

Dem Treffer ging ein beinahe neckischer Doppelpass mit Marcel Sabitzer voraus: Sabitzer mit der Hacke, Füllkrug mit dem Kopf, danach Sabitzers Vorlage ins Zentrum und die geistesgegenwärtige Direktabnahme von Füllkrug ins Tor. Newcastle, zuletzt stolzer Arsenal-Bezwinger in der Premier League und Manchester-United-Bezwinger im Ligapokal, agierte verhalten und teils unerwartet fehlerhaft, vielleicht auch, weil ihnen mehrere relevante Spieler fehlten.

Nach der Pause kamen bei den Briten von der Bank die geschonten Spitzenkräfte Miguel Almiron und Anthony Gordon. Der BVB geriet sofort unter Druck. In der 56. Minute köpfelte Joelinton den Ball aus fünf Metern um Haaresbreite an Gregor Kobels Tor vorbei. Die Dortmunder kämpften jetzt zunächst einmal um Entlastung statt um den zweiten Treffer. Doch in die sich öffnenden Räume hinein erhielten sie sukzessive neue Gelegenheiten, die beste nutzte in der 79. Minute Brandt per Konter zum 2:0. Nun genossen die Westfalen das wohlige Champions-League-Gefühl in einer wahrlich herausfordernden Gruppe, in die sie mit einer 0:2-Niederlage bei Paris Saint-Germain und einem 0:0 gegen AC Mailand mau gestartet waren.

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