Dortmunds Aus im DFB-Pokal:Ein Blackout nach dem anderen

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Wirkungslos: Der Einsatz von Dortmunds Emre Can bleibt vergebens, weil Josko Gvardiol wieder einmal eher am Ball ist - der BVB scheiterte im Pokal. (Foto: Karina Hessland/Reuters)

RB Leipzig schlägt den BVB dank des Spielwitzes von Dani Olmo im Viertelfinale 2:0. Die indisponierten Dortmunder erleben erneut ein Spiel, in dem fast nichts zusammenpasst - nur ein Borusse zeigt sein Können.

Von Javier Cáceres, Leipzig

Der zuletzt gehörig kriselnde Bundesligist RB Leipzig hat in der Karwoche eine osterwürdige Auferstehung gefeiert. Nach einer Serie von wettbewerbsübergreifend drei Niederlagen, die mit 0:11 Toren garniert waren, besiegten die Leipziger den Champions-League-Rivalen Borussia Dortmund im Viertelfinale des DFB-Pokals mit 2:0.

Der BVB musste damit wenige Wochen nach dem Champions-League-Aus und vier Tage nach dem bitteren 2:4 im Spitzenspiel beim FC Bayern, das die Optionen auf den Bundesligatitel kompromittierte, die nächste schwere Enttäuschung hinnehmen. Die Dortmunder erlebten einen Blackout nach dem anderen - erst metaphorisch auf dem Rasen, dann auch im Wortsinn: Denn in der Leipziger Arena gingen zur 75. Minute kurzzeitig die Lichter aus.

Der Sieg der Leipziger trug vor allem einen Namen: Dani Olmo, der erstmals seit einem Muskelfaserriss aus den letzten Januartagen wieder für einen Startelfeinsatz zur Verfügung stand. Olmo organisierte, dribbelte, passte, schoss und sprühte derart vor Spielwitz, dass man meinen musste, er hätte in den langen Wochen der Konvaleszenz irgendetwas vermisst. Schon mit Anpfiff dirigierte er ein enormes Pressing - und war damit die treibende Kraft hinter einer erstaunlich aggressiven Leipziger Anfangsphase. Hätte im Tor der Dortmunder nicht Gregor Kobel gestanden, der offenbar davon beseelt war, zu beweisen, dass er seinen Fehltritt vom Samstag beim 2:4 in München vergessen hatte, so wären die Leipziger sehr früh in Führung gegangen.

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Kobel rettete gegen Konrad Laimer, gegen Olmo oder Dominik Szoboszlai. Und musste sich in der 22. Minute doch geschlagen gegeben, als ausgerechnet der zuletzt überaus glücklose Timo Werner nach einer flachen Hereingabe von Mohamed Simakan mit seinem ersten Ballkontakt des Spiels den Ball zum 1:0 ins Tor schob. Das ließ ahnen, dass die Leipziger ihren Leidensweg der letzten Wochen für beendet erklären würden.

Zumal ihre Dominanz auch nach der 1:0-Führung anhielt, wenngleich das Tempo nicht mehr so gar so höllisch war wie in den Anfangsminuten. Zu den wenigen positiven Erkenntnissen für die Dortmunder zählte zur Halbzeit neben der grandiosen Leistung Kobels erstens, dass das DFB-Pokalreglement nichts über teilnehmende Klubs besagt, die nur ein Hologramm statt einer Elf aus Fleisch und Blut aufs Feld schicken. Und zweitens, dass der Rückstand überschaubar geblieben war.

Dortmunds Bemühen bleibt gegen Leipzig ohne jeden Effekt

Nur: Das blieb ohne jeden Effekt. Zum Wiederanpfiff schickte BVB-Trainer Edin Terzic den Nachwuchsstürmer Youssoufa Moukoko aufs Feld, was eine Systemänderung zur Folge hatte. Terzic wechselte Rechtsverteidiger Marius Wolf aus, aus der Vierer-Abwehrkette wurde eine Dreierkette. Der Verzicht auf eine Figur im Abwehrverbund erhöhte die Dortmunder Wachsamkeit im Spiel gegen den Ball. Die Hereinnahme der Offensivkraft Moukoko aber führte zunächst aber nicht dazu, dass Dortmunds Angriff diesen Namen auch verdiente. Im Gegenteil: Als die Nachspielzeit ausgerufen wurde, hatte Dortmund keine einzige Torchance verbucht. Jenseits davon blieb es dabei, dass Olmo immer wieder das suchte und fand, was er brauchte, um die Dortmunder an ihre Verwundbarkeit zu erinnern: Räume, gerne auch zwischen den Dortmunder Linien.

Das nahm erst ab, als Terzic das Publikum daran erinnerte, dass ein gewisser Julian Brandt auf dem Spielberichtsbogen gestanden hatte, indem er auch ihn auswechselte. Für den Nationalspieler kam nach gut einer Stunde der englische Mittelfeldspieler Jude Bellingham, der ein wenig mehr Struktur in das Spiel der Dortmunder brachte. Doch das war nicht ansatzweise genug. Und es änderte sich auch nicht, als sich RB-Trainer Marco Rose gezwungen sah, Olmo vom Platz zu nehmen. Schon vor der Partie hatte es geheißen, dass der Spanier nach seiner Verletzungspause noch nicht genug Kraft für 90 Minuten hatte.

Für Olmo kam Emil Forsberg, und der Schwede wusste die Lücke, die Olmo gerissen hatte, gut zu füllen. Vor allem, als er in der Schlussphase mit einem akrobatischen Absatzkick einen Konter einleitete, der fast zum überfälligen 2:0 geführt hätte. Allein: Kobel war zur Stelle, als Konrad Laimer einsam auf ihn zulief - und sich zum wiederholten Mal als der einzige Dortmunder erwies, der den Leipziger ebenbürtig war. Erst in der Nachspielzeit kam es zu einem gefährlichen Torschuss der Dortmunder, durch Jamie Bynoe-Gittens. Die Ecke mündete in das überfällige zweite Tor der Leipziger, weil Torwart Kobel in den Leipziger Strafraum geeilte war. Willi Orban netzte nach einem Konter mühelos ein.

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