Leipzig mit 1:0-Sieg:Nkunku belebt das Winterfeuer

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Jubeltänzchen nach dem Treffer: Dayot Upamecano (l.) feiert mit dem Torschützen Christopher Nkunku. (Foto: Roger Petzsche/imago images/Picture Point LE)

Der Tabellenzweite gewinnt das Topspiel gegen Leverkusen und hält die Verfolger auf Distanz. Der von Bayern umworbene Verteidiger Upamecano fällt mit erstaunlicher Ruhe auf.

Von Cornelius Pollmer, Leipzig

Wenn es um gute Fernsehunterhaltung geht, vertraut man in Deutschland gerne auf die Expertise aus Holland und so konnte man die Zeitungsbeilagen rtv und prisma umgehend ins Altpapier geben, als Bayer 04 Leverkusens Cheftrainer Peter Bosz am Freitag sagte: "Man sollte morgen den Fernseher anschalten."

Was war zu erwarten gewesen? Ein Aufeinandertreffen der spielstarken Konkurrenten RB Leipzig und Bayer 04 im Topspiel am Samstagabend. Zwar hatten beide Mannschaften zuletzt auch Spielschwächen gezeigt (Leverkusen verlor gegen Wolfsburg, Leipzig in Mainz), aber am Samstag schien alles bereit für ein kleines Winterfeuer in Leipzig, ein wenig Unterhaltungskunst in der Tradition des Trickreichtums der Zauberkugel von Marijke Amado und der Spannung der 100 000 Mark Show von Ulla Kock am Brink.

Der FC Bayern hatte am Nachmittag gewonnen, aber das interessiert eigentlich alle schon wieder weniger, weil die Liga zum FC Bayern eine Art Abstandsregel wieder stur zu befolgen beginnt, die es schon vor dem bösen Virus gab. Die erweiterte Konkurrenz aber - Frankfurt und Dortmund - hatte ebenfalls gewonnen und so ging es in Leipzig um wichtige Punkte für die Perspektive Champions League.

Der begehrte Upamecano sortiert die Abwehr mit erstaunlicher Ruhe

Man sollte den Fernseher einschalten, hatte Peter Bosz gesagt, aber die erste Halbzeit musste man dann gütigstenfalls den Versuch eines Suspense nennen, eine einzige Verzögerung wirklicher Spannung und wirklichen Ereignisreichtums. Mit Leipzig und Leverkusen trafen auch die beiden bis dato besten Defensiven der Liga aufeinander und diese Defensiven hatten zunächst keinerlei Mühe, ihren guten Ruf aufrecht zu erhalten. Leipzig agierte wacher und auch ein wenig aggressiver, allerdings in einer Weise marginal, die das Anfangsprädikat - ausgeglichen - jedes Fußballspiels nicht deutlich gefährdete.

Zwingend zu erwähnen aus dieser ersten Hälfte ist im Grunde nichts, passiert aber ist Folgendes: Leipzig versuchte es meistens über links und damit über den sehr engagierten Angelino, der aber mit seinen Läufen an das Verkehrsgeschehen in Los Angeles erinnerte: viel Betrieb, wenig Vorankommen. Leipzig hatte mit einem klaren Abseitstor von Marcel Sabitzer (13.) und einem wuchtigen Schuss von selbigem Angelino (18.) bessere Möglichkeiten, doch waren auch diese nicht so klar, dass man einmal seinen Enkeln oder am Montag den Nachbarn davon erzählen würde.

In Ermangelung klarer Chancen fiel schon eher die nach wie vor erstaunliche Ruhe auf, mit der der immer noch sehr junge und auch vom FC Bayern zunehmend begehrte Dayot Upamecano Leipzigs Abwehr aus der Mitte leitete, obwohl RB-Trainer Julian Nagelsmann diese Abwehr nach der Niederlage in Mainz umgebaut hatte (Klostermann und Mukiele für Halstenberg und Orban). Ebenfalls neu in der Mannschaft für den am Knie verletzten Emil Forsberg war Christopher Nkunku und er wirkte grundsätzlich, jedoch nicht zählbar belebend für das Leipziger Offensivspiel. Leverkusen? War schon auch da und dabei und nicht nur in den wesentlichen Messdaten mithaltend, irgendwie.

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Und wenn man manchmal denkt, das ist halt Fußball, so schenkte eben jener belebender Nkunku dem Spiel nach der Pause einen Moment, in dem man dachte: Das ist halt Fußball. Ein Leverkusener Bein grätschte in der 51. Minute einen auf dem Weg zu Upamecano befindlichen Ball eben nur fast weg und ermöglichte also nur fast einen potenziell gefährlichen Konter. Stattdessen erreichte der Ball Upamecano und dann bald Nkunku, der erst geblockt wurde, im zweiten Versuch aber aus viertelrechter Position im Strafraum das 1:0 erzielte - und damit seine Torstatistik sowie die Abendunterhaltung belebte. Im Anschluss an sein Tor führte er mit Upamecano ein feines Jubeltänzchen auf.

In der Schlussphase rettet Leipzigs Torwart Peter Gulacsi

Nach dem schnellen Tor nach Wiederanpfiff legte Leipzig noch druckvoller nach, besonders sehenswert mit der Doppelchance Sörloth (Tor verhindert durch sturen Pfosten) / Olmo (Tor verhindert durch beeindruckend agilen Hradecky) in der 62. Minute. Leverkusen schien auch jetzt, da Leipzig den Druck erhöhte, mithalten zu wollen und so schien sich das Spiel in eine Richtung zu entwickeln, die das Prädikat Fernsehunterhaltung noch mehr verdiente. Doch auch die offensiven Wechsel von Bosz (Schick und Bellarabi kamen in der 59.) verhinderten nicht, dass die Partie bald in einer Weise weitgehend erstarb, die Leipzig nun aber recht war.

In der Schlussphase musste sich RB-Torwart Peter Gulacsi trotzdem zweimal auszeichnen, besonders in der Nachspielzeit gegen Tabsoba. Leipzig hingegen vergab kurz darauf einen ans Lattenkreuz getretenen Freistoß Marcel Sabitzers und auch die leicht unglückliche Nichtverwertung des Rebounds durch den eingewechselten Poulsen. Unmittelbar danach folgte der Abpfiff, in dessen Konsequenz Leipzig sehr stabil auf Platz zwei steht, sieben Punkte sind es nach oben zu den Bayern, immerhin 5 nach unten zu Frankfurt, wiederum einen Rang dahinter sortiert sich Leverkusen auf Rang vier ein.

Bei sonst ausgeglichenen Statistiken, aber 14 zu 8 Torschüssen ging dieser für Leipzig eminent wichtige Sieg in Summe, wie man so sagt: mehr als in Ordnung. Man brauche diese Spannung im Guten in der Liga, um auch Spannung zu halten für DFB-Pokal und Champions League, hatte Nagelsmann vor dem Spiel gesagt, Bochum und Liverpool werden diesen Sieg gegen Leverkusen also möglicherweise mittelbar noch zu spüren bekommen. Für den Rest der Saison, so weit darf man sich auf Peter Bosz verlassen, wird man noch ein paar Mal den Fernseher anmachen müssen, womöglich sogar wollen.

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