Bundesliga:Spektakel in Stuttgart - Augsburg schlägt sich selbst

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Doppeltorschütze: Jeong Woo-Yeong erzielte das 1:0 und das 2:0 für den SC Freiburg. (Foto: THOMAS KIENZLE/AFP)

Der SC Freiburg gewinnt ein turbulentes Spiel beim VfB, der FCA erzielt zwei formschöne Eigentore. In Köln erkennt man einen Ansatz von Euphorie, bei der Eintracht zieht der Blues ein. Das Wichtigste zum Spieltag.

Von Tammo Blomberg, Felix Haselsteiner und Martin Schneider

VfB Stuttgart - SC Freiburg 2:3 (2:3), Tore: 0:1 Woo-Yeong Jeong (3.), 0:2 Woo-Yeong Jeong (9.), 0:3 Lucas Höler (28.), 1:3 Konstantinos Mavropanos (45.), 2:3 Hamadi Al Ghaddioui (45.+2)

Der VfB garantiert in dieser Saison bislang vor allem eines: Wenig Langeweile. 5:1 am ersten Spieltag gegen Fürth, 0:4 in Leipzig - und nun ein 2:3 gegen den SC Freiburg, bei dem der VfB seine beiden Gesichter wieder zeigte: Erst verteidigten die Schwaben desolat gegen zielstrebige und höchst effiziente Freiburger, die durch zwei Tore von Woo-Yeong Jeong und Lucas Höler 3:0 in Führung gingen - dann aber zu spüren bekamen, dass selbst eine von vielen Ausfällen geprägte Stuttgarter Offensive gefährlich sein kann: Der VfB kam durch Konstantinos Mavropanos und Hamadi Al Ghaddioui noch vor der Halbzeit zum 2:3 kam.

Das war allerdings auch der Endstand, da der VfB zwar mutig spielte und anlief, während Freiburg auf Konter lauerte: Die Stuttgarter verpassten Chancen, hätten sich aber auch über einen vierten Gegentreffer nicht beschweren könnten. Für Freiburg markierte das 3:2 auswärts den besten Saisonstart der Vereinsgeschichte.

FSV Mainz 05 - SpVgg Greuther Fürth 3:0 (2:0), Tore: 1:0 Anderson Lucoqui (15.), 2:0 Adam Szalai (18.), 3:0 Kevin Stöger (92.)

Seine Mannschaft würde "weiter leidenschaftlich Fußball spielen", hatte Fürths Trainer Stefan Leitl nach dem 1:1 gegen Bielefeld am zweiten Spieltag gesagt. Nur hilft auch Leidenschaft nicht viel, wenn man sich defensiv so vogelwild präsentiert wie Fürth das gegen die Mainzer phasenweise tat.

Deren Sommernzugang Anderson Lucoqui hatte in der 15. Minute viel zu viel Platz im Fürther Strafraum, scheiterte aber von halblinks zunächst an Torwart Sascha Burchert. Doch weil die Kleeblätter danach nicht klärten, sondern erst Jean-Paul Boetius einen zweiten und anschließend wieder Lucoqui einen dritten Schussversuch gewährten, musste Burchert trotzdem hinter sich greifen. Und weil Adam Szalai drei Minuten später in feinster Mittelstürmer-Manier eine scharfe Flanke von Silvan Widmer rutschend ins Tor wuchtete, war das Spiel bereits nach knapp zwanzig Minuten so gut wie entschieden.

Adam Szalai traf für Mainz gegen Fürth. (Foto: Juergen Schwarz/Getty Images)

Schon während der ersten Hälfte hörte man in der TV-Übertragung vereinzelte "Erste Liga - keiner weiß, warum"-Gesänge im Mainzer Stadion - das dürfte beim unglücklichen Fürther Auftritt zusätzlich demütigend gewirkt haben. Spannung kam auch in der zweiten Hälfte nicht mehr auf, Kevin Stöger setzte mit dem 3:0 den Schlusspunkt in der Nachspielzeit.

FC Augsburg - Bayer 04 Leverkusen 1:4 (1:2), Tore: 0:1 Iago (03., Eigentor), 0:2 Florian Niederlechner (14., Eigentor), 1:2 Florian Niederlechner (30.), 1:3 Patrik Schick (75.), 1:4 Florian Wirtz (81.)

Das Rätsel des Tages: Was hat sich der Augsburger Iago Amaral Borduchi, der für gewöhnlich nur beim ersten Vornamen genannt wird, eigentlich dabei gedacht, als er den Ball in der dritten Minute formschön mit dem Außenrist über den eigenen Torwart ins Netz lupfte? Wollte er klären? Vermutlich. Hat das geklappt? Nein. Und als man just so grübelte, ob in dieser Saison nochmal ein schöneres Eigentor fallen würde, traf elf Minuten später Florian Niederlechner per Flugkopfball - ebenfalls ins eigene Tor. Seit Portugal bei der EM hat sich niemand mehr selbst so eingeschenkt.

Augsburgs Iago (li.) unterlief ein kurioses Eigentor. (Foto: Andreas Schaad/Getty Images)

Niederlechner erwühlte immerhin kurz darauf den Anschlusstreffer - ins gegnerische Tor wohlgemerkt, obwohl auch da wegen des konfusen Verhaltens von Leverkusens Michel Bakker Züge eines Eigentors enthalten waren. Und zwischenzeitlich kam André Hahn noch im Strafraum zu Fall, aber der VAR wollte beim Tackling von Bakker keinen Elfmeter sehen - tendenziell zurecht. Patrik Schick (Weitschuss) und der eingewechselte Florian Wirtz (umdribbelte Rafa Gikiewicz nach einem Konter) entschieden das Spiel.

Arminia Bielefeld - Eintracht Frankfurt, 1:1 (0:1), Tore: 0:1 Jens Hauge (22.), 1:1 Patrick Wimmer (86.)

Gerade läuft es nicht bei der Eintracht. Am Freitag weigerte sich Filip Kostic am Training teilzunehmen und möchte durch diese Trotzreaktion offensichtlich einen Wechsel provozieren. Sportdirektor Markus Krösche stellte vor dem Spiel nochmal klar, dass das nicht funktionieren wird.

Kostic spielte gegen Bielefeld natürlich nicht, und zunächst sah es so aus, als wäre das kein Problem. Die SGE hatte bei ostwestfälischem Landregen keine Probleme mit der Arminia, kam in der ersten Halbzeit auf komfortable 75 Prozent Ballbesitz und ging durch Jens Petter Hauge schon nach 22 Minuten in Führung. Doch dann kamen die Einschläge näher: Robin Hacks Pfostentreffer sorgte für Adrenalin, Fabian Klos und wieder Hack hatten gute Chancen und dann knallte Patrick Wimmer den Ball zum verdienten Ausgleich ins Netz. Am Ende hatte Frankfurt Glück, dass es wenigstens beim Punkt blieb.

1. FC Köln - VfL Bochum 2:1 (0:0), Tore: 1:0 Louis Schaub (82.), 2:0 Tim Lemperle (90.+1), 2:1 Simon Zoller (90.+4)

In Köln waren sich Fans und Beobachter angesichts der Leistungen von Anthony Modeste zuletzt ja ein wenig unsicher, ob sie jemand ins Jahr 2016 zurückversetzt hatte. In der vierten Minute des Heimspiels gegen den VfL Bochum gab es die Auflösung, denn vor fünf Jahren hätte der Franzose die Hereingabe des Rechtsverteidigers Benno Schmitz mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit veredelt und den Ball im Tor untergebracht. Stattdessen klatschte der Ball an den Außenpfosten, genau wie in der 74 Minute, als Modeste aus der zweiten Reihe abzog.

Dennoch ist der Stürmer 2021 nach wie vor in hervorragender Form, er und seine Offensivkollegen verlangte der Bochumer Hintermannschaft alles ab. Gut 80 Minuten lang ging das gut für den Aufsteiger, dann sahen sich die Gäste in Unterzahl einem Kölner Konter ausgesetzt. An dessen Ende stand eine scharfe Flanke aus dem linken Halbfeld, die Louis Schaub, erst vier Minuten zuvor eingewechselt, formschön vollendete.

Der 1. FC Köln jubelt - kennt man so deutlich auch nicht unbedingt aus der Bundesliga. (Foto: Marius Becker/dpa)

Und weil das so gut funktioniert hatte, kopierte der FC diese Kombination in der Nachspielzeit gleich noch einmal, diesmal durfte Tim Lemperle sich feiern lassen. Bochum wehrte sich trotzdem noch, der Ex-Kölner Simon Zoller traf kurz vor Schlusspfiff sogar zum Anschluss - doch das kam zu spät, Köln darf nach der verkorksten vergangenen Spielzeit einen geglückten Saisonstart feiern. Im Stadion sah man Ansätze von Euphorie.

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