RB Leipzig:Der kleine Hexer und der Wunderwuzzi

Lesezeit: 2 min

Endstation Hexer: Gegen Bochums Torwart Manuel Riemann bleibt auch Emil Forsbergs Ballkunst beim Elfmeter wirkungslos. (Foto: Jan Woitas/dpa)

Das Remis in Leipzig ist für Bochum ein Erfolg und für die Gastgeber immerhin erklärlich - trotz zweier verschossener Elfmeter. Mitarbeiter des Tages ist: Manuel Riemann.

Von Cornelius Pollmer, Leipzig

Für die Mannschaft von Thomas Letsch gab es nach dem torlosen Unentschieden am Samstag gleich zwei Gründe, sich wohltuender Weise zu wundern. Da war, allen voran, Torhüter Manuel Riemann, der vor der Partie alle Finger seiner beiden Hände gebraucht hatte, um sich die Gegentore der Partien gegen den FC Bayern und Mönchengladbach noch einmal zu vergegenwärtigen. Und der aus diesem 0:0 nun nicht nur ohne Gegentor ging, sondern unbestritten mit dem Ehrentitel Mitarbeiter des Tages.

In der 27. Minute parierte Riemann zunächst den Elfmeter von Xavi Simons, in der 61. dann den des eingewechselten Emil Forsberg. Manchmal sei er eben "schon ein kleiner Hexer, der Riemann", sagte Leipzigs Christoph Baumgartner nach Abpfiff, Bochums Trainer Thomas Letsch wiederum befand, sein Keeper habe "einfach ein tolles Gefühl", es sei jedenfalls "kein Zufall, dass er so eine gute Quote hat": Elf von 23 in der Bundesliga gegen ihn getretenen Elfmetern hat Riemann nun pariert.

SZ PlusGuirassy beim VfB Stuttgart
:So langsam wird es unheimlich

Der VfB ist mit 18 Punkten Tabellenführer, Stürmer Serhou Guirassy erzielt gegen Wolfsburg einen Hattrick und steht nun bei 13 Saisontoren. Sogar der um Sachlichkeit bemühte Trainer Sebastian Hoeneß kann es kaum glauben.

Von Christoph Ruf

Die zweite wohltuende Verwunderung der Bochumer Mannschaft galt dem Gegner, der zwar mit 77 Prozent Ballbesitz und einer hochhaushohen Feldüberlegenheit einerseits so agierte wie erwartet. Der andererseits aber diese Überlegenheit überraschend selten in wirkliche Gefahr zu übersetzen verstand. Außer einem sehenswerten Kopfball von Yussuf Poulsen (77., Endstation: kleiner Hexer) blieb neben den beiden Elfmetern mit Verhallen des Schlusspfiffs nichts in Erinnerung vom Daueranlaufen der Mannschaft von Marco Rose, deren Arbeitsmoral in dieser Saison trotzdem weiterhin als tadellos bewertet werden darf.

Länderspielpause? Aus Leipzigs Kader sind 80 Prozent in Nationalmannschaften tätig

Ebendieser Rose hielt sich trotz des empfindlichen Punktverlusts (zumal bei Siegen der Konkurrenz aus Stuttgart und Dortmund) anschließend mit Kritik zurück. Von den beiden Elfmetern einmal abgesehen, müsse man sicher feststellen, dass seine Mannschaft einige falsche Entscheidungen getroffen habe, sagte er - aber es sei nach seiner Erfahrung auch so, dass man "normalerweise" Spiele wie dieses gegen Bochum am Ende sogar noch 0:1 verliere. Und, viel wichtiger noch, sei es so, dass seine Spieler nach einer Reihe sehr guter Partien schlicht müde seien.

Exemplarisch widmete sich Rose an dieser Stelle dem geschätzten Spieler Xavi Simons, 20, der gerade in einem solchen Alter noch "kein Wunderwuzzi" sein könne, obwohl er sich oft genug in dieser Saison als solcher ja bereits präsentiert hat. Am Ende einer knackigen englischen Heimspielwoche, die für RB mit dem sehenswerten 2:2 gegen den FC Bayern begonnen hatte und mit der 1:3-Niederlage gegen Manchester City erträglich weitergegangen war, stand Simons nun also wieder auf dem Platz und zog als Wunderwuzzi gegen den kleinen Hexer den Kürzeren. Kommt vor - und wollte Rose nicht überbewerten im Hinblick auf einen weit überwiegend starken Saisonstart nach gehörigem Kaderumbau und relevanten Verletzungsausfällen (es fehlten weiterhin unter anderen Dani Olmo, Benjamin Henrichs sowie Willi Orban, der seinen Vertrag gerade bis 2027 verlängert hat).

Nach diesem Saisonstart kommt nun das, was aus Sicht vieler Spieler in mutmaßlich irritierender Weise immer noch "Länderspielpause" genannt wird. Aus Leipzigs Kader jedenfalls sind 80 Prozent in Nationalmannschaften tätig, und als Trainer Rose seinen Wunderwuzzi fragte, wann der denn aller Voraussicht nach das nächste Mal spielen müsse, sagte dieser: Mittwoch. Bei Bochum wiederum musste lediglich Takuma Asano unmittelbar nach Spielende in ein Taxi Richtung Flughafen gesetzt werden. So berichtete es Thomas Letsch und schloss mit einer Feststellung, die auch an dieser Stelle noch einmal presseöffentlich bestätigt werden kann: Das habe er doch gerade "schön erzählt", nicht wahr?

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusSportpolitik
:Auf der Pirsch in Riad

Fifa-Patron Gianni Infantino hat den Weg freigemacht für die WM 2034 in Saudi-Arabien. Wie kann ein Mann allein solche Entscheidungen durchdrücken? Mit Geld, Geld - und Hilfe aus Deutschland.

Von Thomas Kistner

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: