Ursprünglich dachte man, Hermann Schulz wäre vor dem Hamburger Derby, Teil zwei, der wichtigste Mann. Schulz ist Greenkeeper beim Hamburger SV und dafür verantwortlich, dass sich nicht wiederholt, was am 6.Februar zur kuriosen Absage des Spiels gegen den FC St. Pauli führte: dass nämlich ein vom Regen total aufgeweichter Rollrasen (der allerdings erst zwei Tage vorher verlegt worden war) den Anpfiff verhindert.
So hatte es im Hamburger Stadion noch vor einer Woche ausgesehen - das Derby fiel dem norddeutschen Schmuddelwetter zum Opfer.
(Foto: dpa)Schulz umsorgt das neue Grün wie ein Friseur. Am Montag hat er die Halme erneut geschnitten, auf 25 bis 28 Millimeter. Er hat die Rasenheizung auf moderate 14 Grad gestellt. "Jetzt müsste die Welt untergehen, damit das Spiel ausfällt", sagte Stadionchef Kurt Krägel am Dienstag über das emotional wichtigste Hamburger Match der Saison.
Gleichwohl ist der Rasen weiter das Thema, über das sich beide Parteien am meisten aufregen. St. Paulis Trainer Holger Stanislawski streut gern mal den Halbsatz ein: "Wenn es denn stattfindet." Noch immer glauben die Paulianer nicht an die Aussage des vom HSV bezahlten Gutachters Yves Kessler, die Absage hätte nichts mit der kurzfristigen Verlegung des Rasens zu tun gehabt, sondern allein mit den 61,6 Litern Regen pro Quadratmeter, die in drei Tagen gefallen waren.
HSV-Coach Armin Veh wiederum entgegnet giftig, St. Pauli bringe es nicht fertig, einen ordentlichen Rasen ins Millerntor-Stadion zu legen: "Die sollen auf dem Teppich bleiben." Tatsächlich besteht der Boden dort momentan mehr aus Sand als aus Gräsern.
Wie unterschiedlich der Rasen auch ist: Noch nie lagen die Mannschaften der beiden so unterschiedlichen Klubs so nahe beieinander; beide trennen nur fünf Plätze in der Tabelle. Weil der HSV mit seiner teuren Mannschaft bislang wenig mit den Spitzenrängen zu tun hat, während der viel ärmere FC St. Pauli mit einer wahren Teamleistung viel weniger mit der Abstiegszone zu tun hat als viele glaubten.
Wer da aufeinander trifft, lässt sich gut an zwei Aussagen ablesen. "Ich muss die Spieler nicht darauf aufmerksam machen, dass sie individuell stärker sind", sagte HSV-Sportchef Bastian Reinhardt, "das wissen sie." Eine gefährliche Aussage, die St. Paulis Trainer Stanislawski so kontert: "Es zählt nicht der Kontoauszug, sondern was man als Masterplan im Kopf hat."