BVB in der Bundesliga:Vier krasse Aussetzer

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Schlug den Ball weg und musste vom Platz: Dortmunds Ramy Bensebaini (Mitte). (Foto: Thomas Frey/Frey-Pressebild/Imago)

In einem kuriosen Fehlerspiel mit Elfmeter und Platzverweis gewinnt Dortmund 3:1 in Hoffenheim und setzt sich oben in der Tabelle fest. Hoffenheim bestraft sich selbst.

Von Christoph Ruf, Sinsheim

Es waren die 6000 Dortmund-Fans unter den 30 150 Zuschauern in der Sinsheimer Arena, die nach sieben Minuten Nachspielzeit feiern durften - und das taten sie minutenlang. Ein Lied nach dem anderen hörten sich die Dortmunder Spieler an, ehe sie als zwischenzeitlich neue Tabellenführer in Richtung Dusche entlassen wurden. Auch auf der anderen Seite wurde angeregt gesungen. Denn auch die Hoffenheimer Anhänger hatten eine Mannschaft gesehen, der man allenfalls vorwerfen konnte, dass sie nach dem Platzverweis für Dortmunds Rami Bensaimi zu wenig aus der Überzahl machte.

Doch die TSG zeigte am Freitagabend, wie bislang immer in dieser Saison, spielerisch und in Sachen Tempo ein völlig anderes Gesicht als zum gleichen Zeitraum der Vorsaison, als noch Trainer André Breitenreiter das Sagen hatte. Die Richtung stimmt also in Hoffenheim unter Coach Pellegrino Matarazzo, der sah, dass sein Team nicht nur beachtlich stürmte, sondern auch konsequent verteidigte. Die wenigen Dortmunder Entlastungsversuche im zweiten Durchgang wurden allesamt weggegrätscht, abgelaufen oder schon im Ansatz verhindert. Bis auf den einen Versuch in der Nachspielzeit eben, der das Dortmunder 3:1 brachte und den Hoffenheimer Lauf von vier Siegen in Serie beendete.

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Die Borussia gewann vor allem deshalb, weil sich Hoffenheim durch zwei schlimme und einen mittelschweren Abwehrpatzer letztlich selbst besiegte. Beim ersten Dortmunder Treffer durch Niclas Füllkrug leistete Verteidiger John Brooks die Vorarbeit, den zweiten legte Keeper Oliver Baumann für Marco Reus auf, ehe Julian Ryerson in der Verlängerung auf 3:1 erhöhen konnte, weil Ihlas Bebou den Ball verlor, als all seine Kollegen aufgerückt waren.

Dortmund hat in der Bundesliga seit April nicht mehr verloren

Dabei hatten die Gastgeber von Beginn an keinerlei Respekt vor dem BVB gezeigt und sich ein munteres Hin und Her mit dem Favoriten geliefert. Doch dann ließ Brooks einen Einwurf von Bebou von seiner Brust abprallen und übersah, dass in unmittelbarer Nähe zwei Gegenspieler lauerten, darunter Julian Brandt. Der andere war Füllkrug, der erneut anstelle von Sébastien Haller beginnen durfte und zum Dortmunder 1:0 traf. Und auch wenn das nach dem souverän klingenden 3:1 niemanden mehr groß interessierte: Auch Mats Hummels hatte kurz darauf einen Brooks-Moment, als er Hoffenheims Paul Stach zuerst den Ball in die Beine spielte und ihn dann an der Strafraumkante foulte. Den Elfmeter verwandelte Kramaric zum 1:1.

Natürlich wurde nach dem Spiel die Binse bemüht, dass Fußball ein Fehlerspiel sei - aber dass gleich alle vier Tore nach solch krassen Aussetzern fielen, dürfte auch Augenzeuge Julian Nagelsmann, der neue Bundestrainer, noch nicht oft gesehen haben. Es wäre jedenfalls spannend gewesen zu sehen, wie das Spiel ausgegangen wäre, wenn Baumann nicht eine Hereingabe von Donyell Malen nach vorne hätte abprallen lassen, sodass Reus nur noch zum 2:1 einschieben musste, sein dritter Treffer im dritten Spiel hintereinander. Hoffnung kam bei den Gastgebern noch einmal zurück, als Dortmunds Bensebaini wegen ebenso leichten wie dämlichen Ballwegschlagens die gelb-rote Karte sah. Doch die trog, denn stattdessen schloss Ryerson kurz vor Abpfiff sein Solo über 70 Meter erfolgreich ab.

Damit hübschte er die Dortmunder Bilanz in der Bundesliga weiter auf, was die Argumentationslinie von Trainer Edin Terzic stärkt. Schließlich passt das in Online-Fanforen noch deutlich zu spürende Grummeln über die Verfassung des BVB nicht wirklich zu den Zahlen, die besagen, dass Dortmund mittlerweile seit 14 Bundesliga-Spielen ungeschlagen ist. Terzic jedenfalls freute sich, dass die Stimmung im sehr realen Gästeblock am Freitagabend deutlich ausgelassener war. Er versprach, weiter daran zu arbeiten, dass neben den Ergebnissen auch bald der Fußball zu sehen ist, der der "Emotionalität, die wir an diesem Verein so lieben", erst so richtig zum Durchbruch verhilft.

Zuvor sollte er allerdings mit seinem Keeper Gregor Kobel reden, der den Vorwurf, einen ziemlich glanzlosen Auswärtssieg gelandet zu haben, schlagfertig gekontert hatte: "Das ist kein Problem. Wenn wir die Spiele gewinnen, können wir von mir aus noch langweiligeren Fußball spielen."

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