Bundesliga: FC Bayern:Schweinsteigers Wutrede

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Nach der harten Kritik von Flügelspieler Arjen Robben kontern die Kapitäne des FC Bayern auf ihre Art: Philipp Lahm gewohnt abwägend, Bastian Schweinsteiger dagegen mit wütenden Worten und heftigsten Kraftausdrücken.

Moritz Kielbassa

Philipp Lahm hatte diese Frage zu Beginn des Pressegesprächs erwartet, sie musste ja kommen: Was er, der Kapitän des FC Bayern, von den Aussagen des Kollegen Arjen Robben halte, der tags zuvor am selben ovalen Konferenztisch erzählt hatte: "Wir haben unsere Kapitäne, aber Mark van Bommel war ein echter Führungsspieler. So einer fehlt jetzt." Übereinstimmend wurde der Holländer so zitiert.

Wütend: Bastian Schweinsteiger bei der Pressekonferenz des FC Bayern. (Foto: dpa)

Indirekte Kritik an Lahm und Stellvertreter Bastian Schweinsteiger - so interpretierten deshalb viele die Botschaft Robbens, dessen Eigensinn im Spiel Stärke und Schwäche zugleich ist. Lahm konterte, wie man ihn kennt: sorgfältig die Worte wägend, um einerseits Unverständnis auszudrücken, andererseits nicht zu viel Öl ins Feuer einer Debatte zu gießen, die für die Bayern in dieser sportlich kritischen Zeit so hilfreich ist wie ein Magen-Darm-Virus in der Kabine.

"Klar, das geht auch gegen meine Person. Ich weiß nicht, was Arjens Motivation war. Ich sehe das nicht so und werde das mit ihm bereden", so Lahm, van Bommels Nachfolger als Kapitän.

Er kennt Führungsspieler-Diskurse aus der Nationalelf, dort hatte er nach Michael Ballack seine Ansprüche aufs Kapitänsamt geltend gemacht. Lahm ist kein Zampano vom alten Schlag, er sieht sich als Vertreter einer modernen Spielergeneration, die sich ruhige, integrative Klassensprecher wünscht.

"Gespräche suchen, Leistung bringen", das sei wichtig, sagte Lahm: "Ich bin ein guter FC-Bayern-Kapitän. Das Feedback vom Vorstand ist positiv, in der Mannschaft ist das gar kein Thema." Welch sensiblen Bereich die Debatte jedoch berührt, zeigte sich, als Lahm den Raum verließ und Schweinsteiger hereinkam - mit dem Mediendirektor.

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Der monierte, Zitate Robbens seien angeblich zum Zwecke der Zuspitzung "bewusst verdreht" worden. Robben habe nur Nettes über den nach Mailand gewechselten Kumpel van Bommel gesagt, "aber kein Wort gegen Philipp oder Bastian!"

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Auch Schweinsteiger war wütend, sehr sogar. Er zürnte wegen Presseberichten, dass er seine Chefrolle im Mittelfeld derzeit weit weniger gut erfülle als im Vorjahr. 2010 noch als einer der weltbesten Zentrumsspieler gefeiert, fühlt er sich nun von den Medien, in denen er sich bewusst rar macht, ungerecht behandelt: "Ich bin kein Chefchen", fauchte er in Anspielung auf einen Presseartikel, "ich tue alles für Bayern, spiele auch mit Schmerzen, und am Ende bin ich der Idiot! Oft wisst ihr doch gar nicht, welche Aufgabe ich im Spiel habe".

So fulminant schimpfte sich der 26-Jährige im Streit mit einem Reporter unter Verwendung heftigster Kraftausdrücke in Rage, dass er kurzzeitig sogar die Runde verließ. Zum Thema Hierarchie versicherte er: "Jeder hört in der Kabine auf das, was ich sage!"

Ob ihm van Bommel als Partner fehlt? Eine knifflige Frage. Die fußballerische Qualität des 34-Jährigen wurde bei Bayern am Ende von vielen, nicht nur vom alten Trainer van Gaal, kritisch gesehen. Jetzt, da die Qualifikation zur Champions League akut in Gefahr ist, mehren sich jedoch die Stimmen, dass zumindest van Bommels dominante Ausstrahlung fehle.

Tabellenplatz vier sorgt für Rumoren und Reizklima. Schweinsteiger sieht als Hauptübel der Saison die mangelnde taktische Geschlossenheit im Defensivverhalten. Auch Lahm monierte diesen Punkt. "Unsere Lage", warnte er, "ist sehr kritisch."

© SZ vom 29.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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