Bundesliga:Eintracht sauer auf sich: „Hören auf, Fußball zu spielen“

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Frankfurts Trainer Dino Toppmöller gestikuliert. (Foto: Uwe Anspach/dpa)

Frankfurt verspielt am Böllenfalltor einen sicher geglaubten Sieg. Die Lilien feiern einen Punkt für die Moral - vor schweren Aufgaben.

Von Ulrike John, dpa

Darmstadt (dpa) - Schmallippig und ohne Gnade analysierte Trainer Dino Toppmöller den Auftritt seiner Mannschaft. „Wir haben einfach zwei Punkte weggeschmissen“, schimpfte Sportvorstand Markus Krösche. Und Neuzugang Sasa Kalajdzic konnte es einfach nicht fassen, wie die Frankfurter am Samstag im Hessen-Derby beim SV Darmstadt 98 noch den Sieg verspielten. An dem 2:2 (1:0) beim Bundesliga-Schlusslicht am Samstagabend hat der Europapokal-Aspirant mächtig zu knabbern.

Krösche sagte maßlos verärgert, dass die Eintracht-Profis die 2:0-Führung hergegeben hätten, „weil wir nicht weiter Fußball gespielt haben“. Er bemängelte: „Viel zu tief gestanden, viel zu passiv.“ Das Remis sei „extrem ärgerlich“ und „völlig unnötig“, sagte er. Die Spieler seien ein Stück weit naiv gewesen: „Wir haben ein super Spiel in Leipzig gemacht, haben einen big point gesammelt. Dann musst du einfach deine Pflichtaufgabe machen.“

„Wahnsinns-Fehlpass“

Vor 17.550 Zuschauern im ausverkauften Stadion am Böllenfalltor hatten Niels Nkounkou (33. Minute) und Ansgar Knauff (51.) zunächst die Tore für den abgezockt wirkenden Favoriten erzielt. Einen Tag nach Bekanntgabe seiner Verpflichtung traf dann der Ex-Hoffenheimer Julian Justvan für den Aufsteiger (62.), ehe Christoph Klarer in der Nachspielzeit (90.+5) für den verdienten Ausgleich sorgte.

„In der 95. Minute spielen wir so einen Wahnsinns-Fehlpass. Genau in den Pressing-Block rein“, sagte Toppmöller gefrustet. Einen Namen nannte er nicht: Der Brasilianer Tuta patzte am Ende. Tobias Kempe bereitete daraufhin den Ausgleich vor. Dem Österreicher Klarer gelang dabei ebenso wie Leihgabe Justvan der erste Treffer im Oberhaus überhaupt.

Krösche schimpft über zahlreiche Fehler

„Wir haben den Gegner eingeladen mit diesen zwei Pässen“, sagte Toppmöller, da die Eintracht auch vor dem ersten Gegentor gegen den nun seit elf Spielen sieglosen Abstiegskandidaten schlecht aussah: Der zuvor etwas angeschlagene Torwart Kevin Trapp hatte einen Fehlpass gespielt.

„Viel zu viele Fehler“ bescheinigte Krösche seiner Mannschaft, die zum Jahresauftakt noch 1:0 bei RB Leipzig gewonnen hatte. Kalajdzic wetterte vor der Sky-Kamera: „Ich verstehe es auch nicht. 70 Minuten waren wir ganz klar dominant, dann hören wir auf, Fußball zu spielen. Wir haben dann den Zugriff komplett verloren. Darmstadt hat es dann auch gut gemacht, aber das darfst du nie hergeben.“

Der Zwei-Meter-Stürmer hatte teilweise klug die Bälle verteilt, musste dann aber nach seiner Auswechslung mit ansehen, wie sein Team in der Schlussphase einbrach. Die Darmstädter verpassten zwar den Sprung weg vom Tabellenende, feierten aber nach frustrierenden Monaten einen Punkt für die Moral. Nach dem 0:2 hätte kaum ein Lilien-Fan noch auf so ein herzerwärmendes Ende gewettet.

Chefcoach Torsten Lieberknecht sprach von „fantastischen 30 Minuten, wo wir den Gegner reingedrückt haben. Wir sind glücklich, dass wir das 2:0 drehen konnten.“ Am kommenden Sonntag treten die Südhessen beim Mitkonkurrenten Union Berlin an und eine Woche später gegen den derzeitigen Spitzenreiter Bayer Leverkusen.

Verstärkung für Darmstadt

Lieberknecht hofft: „Moralisch muss uns das natürlich Kraft geben, für alles was kommt.“ Zusätzliche Power soll Leihgabe Gerrit Holtmann bringen, der bis Saisonende vom VfL Bochum kommt. „Die Gespräche mit den Verantwortlichen haben mich sofort beeindruckt. Ich kann es kaum erwarten loszulegen“, sagte der Offensivspieler. Die Probleme liegen aber eher nicht in der Offensive.

Die nimmermüden Darmstädter bleiben mit nun 46 Gegentreffern die Schießbude der Liga, belohnten sich dieses Mal aber für ihren leidenschaftlichen Fußball. „Wir müssen mit Frustration sehr gut umgehen. Aber heute kann jeder nachvollziehen, dass das echt was Besonderes war“, sagte Torhüter Marcel Schuhen. „Es ging heute darum, nach Hause zu fahren, unsere Frauen und Freundinnen und Kinder stolz zu machen. Ich glaube, das ist uns gelungen.“ Torschütze Klarer war sich sicher: „Das muss uns einen Push geben für die nächsten Wochen.“

© dpa-infocom, dpa:240120-99-688688/3

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