Bundesliga:Diesmal holpert's bei den Bayern

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Thomas Müller (l.) ärgert sich über den verschenkten Sieg gegen den FC Augsburg. (Foto: dpa)
  • Das 1:1 gegen den FC Augsburg ist für den FC Bayern das erste Bundesliga-Spiel der Saison, das der Klub nicht gewinnt.
  • In der Schlussphase der Partie trifft der Ex-Münchner Felix Götze zum Ausgleich. Er profitiert von einem Patzer von Manuel Neuer.
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Aus dem Stadion von Sebastian Fischer, München

Als alle Menschen im Stadion zum ersten Mal nur auf ihn schauten, da blickte der Augsburger Andreas Luthe nur auf den Ball, ruhig und konzentriert. Der Münchner Sandro Wagner führte den Ball in der 42. Minute auf sein Tor zu, es lief auf den Zweikampf zwischen Stürmer und Torhüter hinaus, niemand sonst konnte eingreifen. Wagner schoss schwach, Luthe parierte mit einem Reflex seines linken Fußes. Und so kreuzten sich für ein paar Sekunden die beiden Geschichten dieses Spiels, das am Ende den ersten Punktverlust für den FC Bayern in dieser Saison bringen sollte: Bayern und der FC Augsburg trennten sich überraschend 1:1 (0:0)

. "Wir wollen uns auf uns verlassen - und nicht auf den gegnerischen Torhüter", hatte Münchens Trainer Niko Kovac vor dem Spiel gesagt - ein durchaus gewagter Witz. Der Augsburger Torhüter, das war in den ersten vier Spielen Fabian Giefer gewesen, dreimal hatte er gepatzt und so zwei Augsburger Niederlagen eingeleitet, in Mainz und gegen Bremen. Am Dienstag stellte Augsburgs Trainer Manuel Baum deshalb Luthe auf, den bisherigen Ersatzmann.

Während es mit der Verlässlichkeit bei den Augsburgern also so eine Sache war, konnte sich der FC Bayern in dieser Saison bislang sehr gut auf sich selbst verlassen, egal wie Kovac von Spiel zu Spiel die Aufstellung änderte. Am Dienstag allerdings änderte er sie so stark wie nie zuvor in seiner Münchner Zeit. Mittelfeldspieler Leon Goretzka bot er als Linksverteidiger auf, Serge Gnabry warf er als Linksaußen in die Startelf. Renato Sanches, in der vergangenen Woche für seine Leistung gegen Benfica Lissabon in der Champions League gefeiert, spielte wieder. Und als Spitze lief erstmals Wagner auf.

So gut Kovac' Umstellungen bislang funktioniert hatten, diesmal holperte das Münchner Spiel. Das lag zum einen an den Augsburgern. Der FCA störte mit seinen Angreifern früh, ohne die Defensive zu vernachlässigen. Vorne spielten die Augsburger Pressing, hinten mit einer Art Libero, der defensive Mittelfeldspieler Rani Khedira ließ sich zwischen die Innenverteidiger fallen; dieser Stil hat in der Bundesliga schon den einen oder anderen Gegner an den Rande des Nervenzusammenbruchs geführt. Die Münchner kamen eher selten mit durchdachten Aktionen vors Tor.

Nach sechs Minuten fälschte Jeffrey Gouweleeuw einen Schuss von Thomas Müller an den Pfosten ab, nach zwölf Minuten schoss Sanches aus der Distanz vorbei, nach 37 Minuten schoss er drüber. Und nachdem Wagner an Luthe gescheitert war, hielt der Augsburger Torhüter kurz vor der Pause noch einen Schuss von Gnabry. Kovac wirkte dementsprechend nur bedingt zufrieden, nacheinander rief er Mats Hummels, Sanches und Goretzka zu sich an die Außenlinie.

Es endete zum ersten Mal in dieser Saison eine erste Halbzeit ohne Führung für die Bayern. Und es brauchte einen von taktischen Experimenten verschonten Spieler, um zunächst für die gewohnten Verhältnisse zu sorgen. Nach drei Minuten der zweiten Halbzeit, nachdem der Trainer Goretzka wieder ausgewechselt hatte und auf der Linksverteidigerposition der Linksverteidiger David Alaba spielte, bekam Arjen Robben im gegnerischen Strafraum den Ball, Gnabry hatte ihn nach einem langen Pass im richtigen Moment quergespielt. Robben zog nach innen, dribbelte Luthe aus und traf. Wenn Kovac Fehler gemacht hatte, dann waren sie nun scheinbar korrigiert.

Doch während der FC Bayern das Ergebnis zu verwalten versuchte, kam Augsburg noch mal nach vorne. In der 86. Minute schlug Philipp Max eine Ecke in den Strafraum. Es war nun Manuel Neuer, der danebengriff. Gouweleeuw schoss den Ball vors Tor. Und der eingewechselte Felix Götze, Bruder von Weltmeister Mario Götze und im Sommer aus München nach Augsburg gewechselt, traf mit der Brust zum Ausgleich, Manuel Baum sprang vor Freunde auf den Platz. So jubelten in München die Augsburger und ihr neuer Torwart Luthe, während Niko Kovac klagte: "Wenn wir einige unserer Chancen nach dem 1:0 nutzen, sieht es anders aus."

FC Bayern in der Einzelkritik
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Der Torhüter macht den entscheidenden Fehler. Leon Goretzka spielt "out of position". Und Renato Sanches zeigt Siebenmeilen-Läufe, die ihn bis zum Stammspieler tragen könnten. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Jonas Beckenkamp

Der FC Bayern hatte sich zuletzt so wenig um sich selbst kümmern müssen, dass er sich vor dem Spiel ein wenig um die Liga zu kümmern gedachte. "Die ungeheuerlichen und völlig deplatzierten Anfeindungen gegen Dietmar Hopp in deutschen Fußballstadien haben am vergangenen Wochenende einen erschütternden Höhepunkt erfahren", teilte der Klub in einem Schreiben mit, das von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Präsident Uli Hoeneß unterzeichnet war.

Nach dem 1:1 gegen Augsburg gibt es nun immerhin mal wieder ein paar sportliche Themen, über die in München gestritten werden darf. Über Kovac' Aufstellung zum Beispiel. Es lief die zweite Halbzeit, als die Münchner Fans zwar nach ihrem Stimmungsprotest zu Beginn wieder sangen, es aber doch recht ruhig war in der Arena. Und so war klar zu hören, wie ein Mann auf der Haupttribüne in Richtung der Trainerbank schrie: "Kovac, tu den Lewandowski nei! Siehst du's ned?" Der Ersatzstürmer Wagner hatte den Fan offensichtlich nicht zufriedengestellt. Wagner, 30, wurde übrigens nach 75 Minuten ausgewechselt.

Die Augsburger hatten angenehmere Probleme an diesem Abend. Trainer Manuel Baum sagte: "Ich wusste erst gar nicht, wer unser Tor geschossen hat. Das sind halt die Geschichten im Fußball: dass wir in München punkten und Felix bei seinen Bayern das Tor schießt."

© SZ vom 26.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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