Bundesliga:Schalkes Krise verschärft sich

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Trainer Domenico Tedesco erlebt seine schwierigste Phase mit Schalke. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • In Freiburg unterliegt Schalke mit 0:1 und hat nun fünf Spiele in Folge verloren.
  • Hoffenheim besiegt Hannover 96 3:1.
  • Werder Bremen gewinnt in der Bundesliga 3:1 gegen Hertha BSC.
  • Hier geht es zur Tabelle der Bundesliga.

Schon wieder kein Sieg, der Negativrekord ist eingestellt: Der kriselnde Vorjahreszweite Schalke 04 hat auch am fünften Spieltag der Bundesliga seinen ersten Punktgewinn verpasst. Die Mannschaft des immer mehr unter Druck stehenden Trainers Domenico Tedesco verlor am Dienstag beim SC Freiburg mit 0:1 (0:0). So schlecht waren die Königsblauen bislang nur einmal - vor zwei Jahren - gestartet.

Florian Niederlechner (52.) traf für Freiburg und stellte die Partie damit ein wenig auf den Kopf. Denn zuvor hatten Hamza Mendyl (41.) und der Ex-Freiburger Daniel Caligiuri (45.+2) den Pfosten für die Schalker getroffen, die in ihrem nächsten Spiel am Samstag (15.30 Uhr) gegen den FSV Mainz 05 nun noch mehr unter Zugzwang stehen.

Tedesco hatte vor dem Anpfiff alles versucht und seine Startelf im Vergleich zur jüngsten Pleite gegen Bayern München (0:2) auf sechs Positionen umgekrempelt, unter anderem saßen Abwehrchef Naldo und Millionen-Zugang Sebastian Rudy nur auf der Bank. Zudem strich der Coach den argentinischen Angreifer Franco Di Santo als Folge der verbalen Auseinandersetzung komplett aus dem Kader.

Die personellen Wechsel, gepaart mit einer taktisch deutlich offensiveren Ausrichtung, erbrachten zunächst allerdings keinen Ertrag. Zwar erzielte Cedric Teuchert mit der ersten Chance der Partie einen Treffer (6.), der wurde wegen einer Abseitsstellung nach Ansicht der Videobilder aber wieder aberkannt. Tedesco störte dies freilich wenig, er beklatschte die Aktion lautstark und forderte seine Spieler gestenreich auf, weiter Druck auszuüben.

Niederlechner belohnt Freiburg

Das gelang den Gästen nur bedingt. In den Ansätzen sahen die Angriffe zwar vielversprechend aus, im letzten Drittel des Spielfelds wurden die Bälle aber zu ungenau in die Spitze oder zu häufig quer gespielt. Das ermöglichte den Freiburgern Kontermöglichkeiten, die dank des pfeilschnellen Umschaltens auch oft in Abschlüssen resultierten.

Offenbar aufgrund dieser Gefahr zügelten die Schalker ihre Angriffe nach einer guten halben Stunde und waren wieder mehr auf die defensive Stabilität bedacht. Das hatte zur Folge, dass Qualität und Tempo der Partie abnahmen und erst die beiden Pfostenschüsse kurz vor der Halbzeit wieder Aufsehen erregten.

Die Freiburger kamen besser aus der Kabine und wurden mit dem Abstauber von Niederlechner prompt belohnt. Vorausgegangen war ein Torwartfehler von Ralf Fährmann, der den strammen Fernschuss von Christian Günter unglücklich in Niederlechners Füße abwehrte.

Tedesco brachte der unglückliche Rückstand kräftig ins Grübeln, nervös tigerte der 33-Jährige in seiner Coaching-Zone umher, offenbar auf der Suche nach dem erlösenden Schachzug. Den hätten seine Schützlinge gut gebrauchen können, denn sie agierten auch nach dem Freistoß von Matija Nastasic (63.) recht planlos.

Hoffenheim siegt in Hannover

Julian Nagelsmann hat die TSG Hoffenheim mit ein wenig Zittern zum Auswärtssieg bei Hannover 96 rotiert. Der Trainer des Champions-League-Teilnehmers bewies mit seiner Personalrochade beim 3:1 (1:0)-Erfolg ein gutes Händchen und schonte mehrere Stammkräfte für den Kracher gegen seinen künftigen Arbeitgeber RB Leipzig am Samstag. Die sieglosen 96er zeigen dagegen immer mehr Anzeichen einer sportlichen Krise.

Bundesliga
:Felix Götze ärgert den FC Bayern

Die Münchner sind gegen Augsburg auf dem Weg zum fünften Sieg im fünften Spiel - dann trifft der eingewechselte Ex-Bayer Felix Götze nach einem Fehler von Manuel Neuer zum 1:1.

Joshua Brenet brachte Hoffenheim in der 20. Spielminute vor 33.500 Zuschauern in Führung. Der Niederländer bezwang Michael Esser im 96-Tor mit einem Flachschuss nach einem gut getimten Steilpass von Joelinton. Kurz nach dem Seitenwechsel erhöhte Pavel Kaderabek mit einem Linksschuss verdient auf 2:0 (49.). Nur sechs Minuten später verkürzte Niclas Füllkrug per Foulelfmeter für Hannover. Der eingewechselte Ishak Belfodil (90.+3) machte nach einer Einzelaktion für Hoffenheim alles klar.

Mit dem ersten Heimsieg der Saison hat sich Werder Bremen in der Spitzengruppe der Fußball-Bundesliga festgesetzt. Die Bremer gewannen am Dienstagabend gegen Hertha BSC mit 3:1 (2:0) und stoppten damit die Erfolgsserie der Gäste. Während es für die Berliner am fünften Spieltag die erste Niederlage war, bleibt das Team von Trainer Florian Kohfeldt ungeschlagen und ist nun mit elf Punkten zumindest vorerst Bayern-Jäger Nummer eins.

Vor 39 100 Zuschauern im Weserstadion brachten Martin Harnik (11. Minute) und Milos Veljkovic (45.) Werder vor der Pause verdient in Führung. Javairo Dilrosun (53.) gelang nach dem Seitenwechsel der Anschlusstreffer für die Berliner, die nicht an ihre starke Leistung beim 4:2 gegen Borussia Mönchengladbach anknüpfen konnten. Max Kruse sorgte per Foulelfmeter für das 3:1 (66.).

Bei Werder beginnt Nuri Sahin, bei Hertha BSC Palko Dardai

Zum ersten Mal stand Nuri Sahin in der Startformation der Bremer. Der aus Dortmund gekommene türkische Nationalspieler ersetzte im defensiven Mittelfeld Philipp Bargfrede. Auch bei den Gästen gab es ein Novum: Erstmals überhaupt durfte Palko Dardai in der Bundesliga von Beginn an mitspielen - bis zur 64. Minute: Dann kam der Ex-Bremer Davie Selke für den Sohn von Hertha-Trainer Pal Dardai.

Erst nach 18:30 Minuten begannen die Werder-Anhänger mit der Unterstützung ihrer Mannschaft, die Berliner Fans zwei Minuten später - dieser Stimmungsboykott war als Protestaktion angekündigt worden. In den Fankurven sah man Transparente gegen die Anstoßzeiten oder die Übertragung der Spiele im Pay-TV. "Stell dir vor, es ist Fußball und keiner kann hin", "Spieltagszerstückelung stoppen" oder "Football is for you and me - Not for fucking Pay-TV" hieß es dort.

Werder startete schwungvoll. Harnik und Maximilian Eggestein prüften Herthas Keeper Rune Jarstein (5.), die erste wirklich gefährliche Aktion führte dann gleich zum Führungstor. Nach einem langen Freistoß von Sahin herrschte Konfusion im Hertha-Strafraum: Zunächst sprang der Ball an die Latte, dann schlug Fabian Lustenberger seinem Torhüter Jarstein die Kugel aus den Händen, und im Durcheinander stocherte Harnik die Kugel mit der Hacke ins Netz.

Elf Jahre liegen nun zwischen Harniks einzigen beiden Bundesliga-Toren für Bremen. Beim vermeintlichen 2:0 stand der Österreicher aber im Abseits (17.). Sekunden vor dem Pausenpfiff war Veljkovic nach einer Ecke von Sahin mit dem Kopf zur Stelle.

Werder blieb nach der verdienten Führung überlegen. Neuzugang Davy Klaassen vergab gleich zweimal aus guter Position (23./25.). Die Gäste wirkten verunsichert, nur Vedad Ibisevic ließ mehrfach seine Klasse aufblitzen: In der 49. Minute traf der Hertha-Kapitän das Außennetz. Beim 2:1 durch Dilrosun, der Jiri Pavlenka mit einem Schuss ins kurze Eck überlistete, sah Werders Keeper nicht gut aus.

Jarstein musste wegen einer Oberschenkelprellung in der Kabine bleiben. Nach der Pause stand Thomas Kraft zwischen den Pfosten, gegen Kruses Strafstoß war er machtlos.

Die letzte Pleite für Werder gegen Hertha liegt nun schon fünf Jahre zurück: am 16. Spieltag 2013/14 verloren die Bremer mit 2:3 in der Hauptstadt. Gegen keine andere aktuelle Bundesliga-Mannschaft ist Werder so lange unbesiegt.

© SZ.de/dpa/sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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