Bundesliga:Cunhas Kunsthacke rettet Hertha

SC Paderborn 07 - Hertha BSC Berlin

Matheus Cunha (links) aus Berlin feiert den Treffer zum 1:2 mit Karim Rekik (3.v.r.), Vladimir Darida (2.v.r.) und Maximilian Mittelstädt (rechts).

(Foto: Friso Gentsch/dpa)
  • Hertha BSC feiert im ersten Spiel nach Klinsmann einen glücklichen Sieg in Paderborn.
  • Die schlechte Serie von Werder Bremen geht indes weiter: Der Klub verliert in Leipzig deutlich mit 0:3.
  • Leverkusen erkämpft sich einen Sieg an der Alten Försterei und rückt auf Tabellenplatz vier vor.
  • Hier geht es zur Tabelle der Fußball-Bundesliga.

Von Martin Schneider

SC Paderborn - Hertha BSC 1:2 (0:1), Tore: 0:1 Boyata (10.), 1:1 Jarstein (51./Eigentor), 1:2 Cunha (67.)

Vor dem Spiel sagte Alexander Nouri, er habe nochmal mit Ex-Trainer Jürgen Klinsmann telefoniert. "Er hat uns Glück gewünscht. Das war ihm ein Anliegen", meinte der Trainer, dessen Horror-Serie von 21 sieglosen Ligaspielen als Trainer (acht bei Ingolstadt, 13 bei Bremen) an diesem Tag zu Ende ging. Nouri veränderte Klinsmanns Elf auf vier Positionen, brachte Karim Rekik, Peter Pekarík, Per Skjelbred und den Winter-Neuzugang Matheus Cunha.

Das Spiel startete, wie es für eine verunsicherte Mannschaft nicht besser starten konnte: mit einer frühen Führung. Dedryck Boyata köpfte nach einer Ascacibar-Flanke das 1:0. Weil Stürmer Krzysztof Piatek kurz darauf klar Hand spielte, nahm der Videoschiedsrichter einen Treffer von Cunha in der 18. Minute zurecht wieder zurück. Hertha nahm aber den Schwung nicht mit, den Rest der ersten Halbzeit war die Partie ausgeglichen, kurz nach der Pause erzielte Paderborn gar den Ausgleich. Dennis Srbeny kratzte den Ball nach einem Einwurf von der Torauslinie, schoss aus ganz spitzem Winkel aufs kurze Eck - und Hertha-Torwart Rune Jarstein ging so unglücklich dazwischen, dass ihm der Treffer als Eigentor angerechnet wurde.

Das Highlight des Tages lieferte dann aber Cunha, der im Winter für geschätzte 18 Millionen Euro aus Leipzig kam. Einen Fernschuss von Vladimir Darida ließ Leopold Zingerle nach vorne abprallen, Piatek setzt nach und Cunha versenkte volley-rückwärts mit der Hacke. Wenn so eine Aktion schief geht, dann beschwert sich der halbe Verein über Arroganz im Abstiegskampf. Wenn sie klappt, ist es die Aktion des Spiels. "Ein riesengroßes Kompliment nach den Unruhen, dass die Mannschaft so gearbeitet hat", war Nouris Fazit nach dem Spiel.

RB Leipzig - Werder Bremen 3:0 (2:0), Tore: 1:0 Klostermann (18.), 2:0 Schick (39.), 3:0 Mukiele (46.)

Natürlich hatte niemand erwartet, dass die kriselnden Wederaner Leipzig zu Hause an die Wand spielen - aber der Auftritt war dann doch wieder bedenklich. Werder startete zwar mutig und zumindest die ersten 15 Minuten waren ausgeglichen, doch Lukas Kostermann traf nach 17 Minuten nach einer schlecht verteidigten Freistoßflanke. Bremens bekannte Schwäche nach Standardsituationen erreichte dann in der 39. Minute ihren Höhepunkt, als Patrick Schick nach einem simplen Eckball sechs Meter vor dem Tor einfach einköpfen konnte. Schick schubste dabei zwar Milos Velkovic leicht weg - der Videoschiedsrichter griff aber nicht ein. "Wir waren nicht wach genug", sagte Velkovic später selbstkritisch.

Drei Tage lang war Bremen in ein Kurz-Trainingslager gefahren, führte dort unter anderem Gespräche mit Psychologen. Doch dem Team von Florian Kohfeldt fehlt es erkennbar an fußballerischen Grundlagen. Gegen Union kassierte die Mannschaft zwei einfache Konter-Gegentore, diesmal waren es zwei simple Standardsituationen, die Bremen in Rückstand brachten. Das Leipziger 3:0 war dann zwar kein Eckball oder Freistoß - aber aus Bremer Sicht auch nicht wirklich besser. Laimer flankte ohne Druck nach vorne, Nordi Mukiele wurde von Niklas Moisander höchstens begleitet und schob ein.

FC Union Berlin - Bayer Leverkusen 2:3 (1:1), Tore: 1:0 Gentner (7.), 1:1 Havertz (22.), 1:2 Diaby (83.), 2:2 Bülter (87.), 2:3 Bellarabi (90.+4)

Während der Stadtrivale Schlagzeilen macht, sonnt sich Union in seiner ersten Bundesliga-Saison. Keine Skandale - und eine Punkteausbeute weit über dem Soll. In so einem Lauf gelingt dann auch ein Tor wie das von Christian Gentner. Mit Anlauf aus dem Rückraum hämmerte der Routinier den Ball nach sieben Minuten unter die Latte. Es hätte für Leverkusen früh ein maximal unangenehmer Nachmittag an der Alten Försterei werden können - doch Kai Havertz war im Zweikampf mit Neven Subotic eine Zehenlänge schneller und spitzelte den Ball in hohem Bogen zum Ausgleich ins Berliner Tor.

Es entwickelte sich das an der Försterei übliche schwere Spiel. "Es war ein langer und harter Fight", sagte Sportdirektor Simon Rolfes später bei Sky: "Der Ball war sehr oft in der Luft und dadurch war es ein sehr unruhiges Spiel." In einem der wenigen Momente, in denen Union das Zentrum nicht dicht machte, spielte Kevin Volland einen perfekten Pass auf Moussa Diaby, der nur noch an Rafal Gikiewicz vorbeilegen mussten. Scheinbar die Vorentscheidung - doch dann kam Marius Bülter. Jonathan Tah ließ sich von Sebastian Andersson abkochen und Bülter (vor Kurzem noch Regionalliga-Spieler) tanzte Bender aus und schlenzte in den Winkel.

Es lief bereits die 87. Minute, doch weil Leverkusens Fans auf der Tribüne gezündelt hatten und Schiedsrichter Harm Osmers die Partie zweimal unterbrechen musste, gab es sieben Minuten Nachspielzeit. Und Leverkusen kombinierte sich noch einmal durch die massive Berliner Abwehr, Karim Bellarabi schoss aus spitzem Winkel und Gikiewicz machte die kurze Ecke auf - das 3:2 aus Leverkusener Sicht. In der achten Minute der Nachspielzeit hatte der nach vorne geeilte Union-Torwart dann die Chance zum Ausgleich - scheiterte aber am Kollegen Hradecky.

FC Augsburg - SC Freiburg 1:1 (1:0), Tore: 1:0 Max (38.), 1:1 Haberer (51.)

Einen Sieger? Hatte diese Partie nicht verdient. Erst wollte niemand angreifen, dann gelang beiden Teams ein glückliches Tor, schließlich wurde es unansehnlich. 1:1 (1:0), die logische Konsequenz. Freiburg bleibt im oberen Mittelfeld hängen, Augsburg im unteren, jedoch weit weg von jeglicher Abstiegsgefahr.

Nach arg passiver Anfangsphase hatte Philipp Max per Grätschschuss die Augsburger Führung erwirtschaftet. Freiburg kam durch einen abgefälschten Schuss von Janik Haberer zum Ausgleich, danach hatten nur noch Freunde des Nahkampfsports Spaß: Augsburgs Marco Richter grätschte Vincenzo Grifo an der Außenlinie böse um (und sah Gelb), kurz darauf revanchierte sich Freiburgs Amir Abrashi gegen Florian Niederlechner (auch Gelb). Freiburg brachte noch Nils Petersen, doch selbst der verhielt sich unauffällig. Am Montagmorgen dürfte dieses Spiel vergessen sein.

1899 Hoffenheim - VfL Wolfsburg 2:3 (1:1), Tore: 0:1 Weghorst (18./Handelfmeter), 1:1 Baumgartner (45.), 1:2 Weghorst (52./Foulelfmeter), 2:2 Kramaric (60./Handelfmeter), 2:3 Weghorst (71.)

Wout Weghorst war der Mann des Tages im Drei-Elfer-Spiel. Nicht nur verwandelte er zwei Strafstöße selbst, einen davon spektakulär (siehe unten). Nein, er traf auch noch ein drittes Mal nach einem Schulbuchkonter und sicherte mit seinem Dreierpack den Wolfsburger-Sieg gegen Hoffenheim, den er selbst nach 60 Minuten durch ein (umstrittenes) Handspiel in Gefahr gebracht hatte. Bei einem Freistoß von Robert Skov hatte er nach Meinung des Unparteiischen den Arm zu weit oben. Andrej Kramaric traf für die TSG, zuvor hatte Christoph Baumgartner per Kopf Sekunden vor der Halbzeit das zwischenzeitliche 1:1 für Hoffenheim gemacht. "Wir müssen noch lernen, dass wir unentschieden spielen, wenn wir nicht gewinnen können", sagte TSG-Trainer Alfred Schreuder danach.

Zitat des Tages: "Man geht zur Besprechung und denkt, dass jetzt was Normales kommt und dann sagt er 'Tschüss, das war's'" (Hertha-Verteidiger Niklas Stark bei Sky zum Abgang von Jürgen Klinsmann)

Elfmeter des Tages: Es gibt beim Ausführen eines Elfmeters mehrere Möglichkeiten. Paul Verhaegh, jahrelang bester Schütze der Bundesliga, schoss immer relativ langweilig, aber auch relativ souverän platziert in eine Ecke. Andere Schützen, Thomas Müller etwa, gucken lieber, auf welchem Bein der Torhüter steht. Weil er in Richtung des Standbeins nicht springen kann. Wolfsburgs Wout Weghorst hob diese Technik bei seinem zweiten Elfmeter - gewollt oder ungewollt - auf ein neues Level. Er schoss TSG-Torhüter Oliver Baumann mehr oder weniger am linken Standbein vorbei ins Tor. Glück oder Können, so einen Strafstoß sieht man nicht alle Tage.

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