Fußball-Bundesliga:Die erste große Haaland-Show

Bundesliga - FC Augsburg v Borussia Dortmund

Drei Tore zum Einstand? Ja klar, Erling Haaland.

(Foto: Michaela Rehle/Reuters)
  • Borussia Dortmund dreht ein wildes Spiel beim FC Augsburg und gewinnt 5:3. Zugang Erling Haaland trifft gleich dreimal in 20 Minuten.
  • RB Leipzig bezwingt Aufsteiger Union Berlin mit viel Mühe und einem Traumtor von Timo Werner.
  • Der 1. FC Köln setzt seinen positiven Trend auch 2020 fort und besiegt Wolfsburg.
  • Hier geht es zur Tabelle der Bundesliga.

Von Tim Brack und Carsten Scheele

FC Augsburg - Borussia Dortmund 3:5 (1:0), Tore: 1:0 Niederlechner (34.), 2:0 Richter (46.), 2:1 Brandt (49.), 3:1 Niederlechner (55.), 3:2 Haaland (59.), 3:3 Sancho (61.), 3:4 Haaland (70.), 3:5 Haaland (80.)

Wo war er denn nun, der Erling Haaland? BVB-Trainer Lucien Favre hatte ja angedroht, den neuen Stürmer und bislang spektakulärsten Wintertransfer aller Bundesligisten wohldosiert einsetzen zu wollen. Also nahm Haaland bei seinem ersten Dortmund-Spiel im gelben Trainingsanzug zunächst auf der Bank Platz, und staunte nicht schlecht über seine neuen Kollegen. Die wollen in der Rückrunde so richtig aufholen, spielten aber eine knappe Stunde lang auffälligen Mumpitz zusammen.

2:0 und 3:1 führten die Augsburer bereits; erst traf Florian Niederlechner, dann Marco Richter, nach dem Dortmunder Anschluss durch Julian Brandt war erneut Niederlechner zur Stelle. Der BVB schon geschlagen? Nein, denn Favre hatte ja einen gewissen Haaland auf der Bank. Der Norweger kam in der 56. Minute, drei Minuten später lag der Ball im Tor. Torschütze: Haaland. Linksschuss, Innenpfosten, Tor. Ja, wirklich.

Der BVB spielte nun völlig euphorisch. Wiederum nur zwei Minuten später schaffte Jadon Sancho den Ausgleich, dann lief Thorgan Hazard unbedrängt durch die Augsburger Hälfte, dribbelte den Torwart aus, in der Mitte stand Haaland völlig frei - das 3:4. Ein Traum-Debüt? Es kam noch besser. Haaland traf natürlich auch ein drittes Mal, diesmal ein Konter über die rechte Seite, eiskalt abgeschlossen. "Er hat sofort seine Stärke gezeigt", lobte Trainer Favre: "Er bewegt sich gut zwischen den Linien, das gibt uns eine andere Möglichkeit, nach vorne zu spielen." 5:3 nach 1:3, mit Haaland ist dieser BVB - wie soll man es anders formulieren? - ein Meisterschaftskandidat.

RB Leipzig - Union Berlin 3:1 (0:1), Tore: 0:1 Bülter (10.), 1:1 Werner (51.), 2:1 Sabitzer (57.), 3:1 Werner (83.)

Erling Haaland ist die neue Stürmer-Attraktion der Bundesliga. Timo Werner stellte aber klar, dass da in Leipzig bereits eine Sehenswürdigkeit herumsprintet. Als Nachweis seiner Fähigkeiten hinterlegte Werner zwei Tore - eines davon ein Traumtor. In der 51. Minute flog ihm der Ball an der Strafraumgrenze vor die Füße, er zog volley ab und schickte den Ball in den Winkel. Es war Werners 19. Saisontor, das 1:1 für Leipzig und der Wendepunkt für den Meisterschaftskandidaten gegen den Aufsteiger aus Berlin.

"Die erste Halbzeit war nix, da haben wir verdient hintengelegen", sagte Werner bei Sky, "wir haben aber wieder Moral bewiesen wie gegen Augsburg und Dortmund. Wir wollten eine Schippe drauflegen, das haben wir gemacht." Marcel Sabitzer schoss fünf Minuten nach Werner Tor die Führung, der Stürmer machte mit seinem 20. Saisontor dann selbst das 3:1. Damit hat Werner Bayerns Robert Lewandowski in der Torjägerliste überholt.

So richtig Stimmung war bei den Leipziger Fans bis dahin nur in der 31. Minute aufgekommen. Das hatte allerdings wenig mit dem zu tun, was sich bis dahin auf dem Rasen abgespielt hatte. Die Anhänger feierten stattdessen Diego Demme, der gar nicht da war. Der ehemalige Co-Kapitän, der die Nummer 31 getragen hatte, war vergangenen Sonntag nach über sechs Jahren in Leipzig nach Neapel gewechselt. Dass es bis dahin nichts anderes zu bejubeln gab, lag zum einen an beherzt verteidigenden Berlinern und zum anderen an wenig inspirierten Leipzigern. Erst in der 24. Minute kam die Elf von Julian Nagelsmann zum ersten ansehnlichen Abschluss durch Patrick Schick, der aber vergab.

Besser hatte Union es in der 10. Minute gemacht. Leipzig-Verteidiger Lukas Klostermann wurde von Sebastian Andersson getunnelt, dadurch ergab sich sehr viel Platz für Marius Bülter, der zum 1:0 für den Aufsteiger verwandelte. Der Gegentreffer lähmte die Leipziger lange Zeit. Erst mit der Chance von Schick fanden sie langsam ihren Schwung wieder. Bis zur Halbzeit vergaben Werner, Klostermann und Nordi Mukiele Chancen. Nach der Pause ebnete Werner mit seinem Treffer dann den Weg, der aber weiterhin beschwerlich war.

1. FC Köln - VfL Wolfsburg 3:1 (2:0), Tore: 1:0 Cordoba (22.), 2:0 Cordoba (45.+2), 3:0 Hector (62.), 3:1 Steffen (66.)

Es läuft weiterhin für den 1. FC Köln, über die ersten zwei Minuten der Partie gegen den VfL Wolfsburg muss aber gesprochen werden. 0:0 stand es nach 120 Sekunden, da hatten die Kölner aber mit sehr viel Glück schon drei gefährliche Aktionen überstanden. Erst setzte Wolfsburgs Wout Weghorst nach 17 Sekunden (!) seinen Kopfball knapp drüber, dann prüfte Josip Brekalo den Kölner Torwart Timo Horn; und schließlich musste Horn ein weiteres Mal gegen Weghorst retten.

Die Kölner stabilisierten sich (unter den Augen von Lukas Podolski auf der Tribüne) aber schnell, so war der Führungstreffer von Jhon Cordoba in der 22. Minute bereits als verdient anzusehen. Die Wolfsburger wirkten schwer genervt, und gerieten kurz vor der Pause noch höher in Rückstand: nach einem wirklich schlimmen Fehlpass von Marcel Tisserand im eigenen Strafraum, über den ebenfalls noch gesprochen werden muss. Erneut vollendete Cordoba. In der zweiten Halbzeit traf auch noch Jonas Hector, Renato Steffen gelang bloß der Wolfsburger Ehrentreffer. "Es ist toll, so ein Spiel zu gewinnen", jubilierte Kölns Trainer Markus Gisdol: "Aber wir haben schon einige Dinge gesehen, die wir besser machen können."

1. FSV Mainz 05 - SC Freiburg 1:2 (0:2), Tore: 0:1 Kwon (28.), 0:2 Petersen (41.), 1:2 Mateta (82.)

Die Freiburger, die traditionell in Rot-Schwarz auflaufen, hatten sich in der Winterpause offenbar eine List überlegt: Mit sehr auffälligen lila Trikots mit neongelben Schriftzügen versuchten die Badener zu verschleiern, dass sie der höchst überzeugende Tabellensiebte sind. Der Abstiegskandidat Mainz nahm die Freiburger trotz des Täuschungsversuchs angemessen ernst, doch die Elf von Trainer Christian Streich nutzte ihre Chancen an diesem Fußballnachmittag wie eine Spitzenmannschaft. Drei Schüsse in der ersten Hälfte verwandelten sie zu einer 2:0-Pausenführung. Das erste Tor schoss Chang-Hoon Kwon, der erstmals seit September in der Startelf stand.

Nils Petersen nutzte wenig später einen groben Fehler des Mainzer Verteidigers Moussa Niakhaté, um zum 2:0 einzuschieben. Es war ein schlichtes Tor mit großer Wirkung. Petersen löste Bundestrainer Joachim Löw mit seinem 84. Treffer als Freiburger Rekordschütze ab. Löw hatte alle seine Tore in der zweiten Liga geschossen - und wahrscheinlich nie in einem lila-neongelben Trikot. Der Mainzer Jean-Philippe Mateta durfte bei seinem Startelf-Comeback noch einmal jubeln, aber nur noch über den Anschluss. "Die Effizienz des SC, die würden wir uns wünschen", haderte der Mainzer Trainer Achim Beierlorzer.

TSG 1899 Hoffenheim - Eintracht Frankfurt 1:2 (0:1), Tore: 0:1 Dost (18.), 1:1 Stafylidis (48.), 1:2 Chandler (62.)

Die prägendsten Bilder lieferte an diesem Nachmittag in Sinsheim Konstantinos Stafylidis. Der Hoffenheimer hatte zum zwischenzeitlichen 1:1 getroffen. Danach flossen heftig die Tränen bei ihm. Vermutlich, weil er eine sehr schwere Zeit hinter sich hat. Denn gegen Frankfurt war sein erster Startelf-Einsatz seit dem zweiten Spieltag. Seine Emotionen beflügelten die TSG aber nicht so weit, dass sie das Spiel gegen die Eintracht drehten. Im Gegenteil: Timothy Chandler, einer der Gewinner der Winterpause unter Frankfurt-Trainer Adi Hütter, gelang das 2:1 per Kopf. Da waren Stafylidis' Tränen schon wieder getrocknet. Zuvor hatte Bast Dost die Frankfurter verdient in Führung geschossen.

Die Eintracht scheint sich in der Winterpause gefangen zu haben, der Erfolg in Sinsheim war ein wichtiger, um nicht in den Abstiegskampf zu rutschen. "Der Sieg war sehr wichtig für uns", lobte Trainer Hütter: "Über 90 Minuten war er verdient. In unserer Situation war das ein Befreiungsschlag nach den vielen Wochen ohne Sieg."

Fortuna Düsseldorf - Werder Bremen 0:1 (0:0), Tore: 0:1 Kastenmeier (67., Eigentor)

Die Bremer haben die Winterpause dringend gebraucht, um sich mit der Realität anzufreunden: dass sie Abstiegs- und nicht Europa-League-Kandidat sind. Zur Einstimmung ins neue Jahr ging es passenderweise gegen den Tabellensechzehnten Düsseldorf. Die Fortuna musste kurzfristig auf ihren Stammtorhüter Zack Steffen verzichten. Der US-Amerikaner fiel aufgrund von Problemen an der Patellasehne aus. Seine Vertretung Florian Kastenmeier, 22, war dann gleich entscheidend am Tor des Tages der Bremer beteiligt. In der 67. Minute köpfelte Werder-Kapitän Niklas Moisander dem Düsseldorfer Torhüter an die Schulter, von dieser prallte der Ball ins Tor. "Es war ein rassiges Spiel, in dem wir zum richtigen Zeitpunkt das Tor gemacht haben", urteilte Bremens Trainer Florian Kohfeldt: "Ich würde nicht von einem unverdienten Sieg sprechen."

In der Nachspielzeit wurde es noch einmal hektisch. Bremens Torwart Jiri Pavlenka traf beim Herauskommen seinen neuen Teamkollegen Kevin Vogt mit dem Knie am Kopf. Der Winter-Zugang musste mit der Trage vom Platz transportiert werden. Pavlenka war - nachdem er Vogt getroffen hatte - noch von Düsseldorfs Adam Bodzek hart angegangen worden, der dafür Gelb sah. Bodzeks Attacke hatte Werder-Kapitän Moisander so erzürnt, dass er für sein Meckern Gelb-Rot bekam. Die Bremer dürfen den Sieg zwar als Zeichen werten, dass sie die neue Aufgabe vollständig begriffen haben. Aber der Zustand von Vogt macht Sorgen und im nächsten Spiel fehlt Moisander gesperrt.

Transfer-Spruch des Tages: "Ich habe mit Donald Trump mehr Kontakt als mit jemandem von Eintracht Frankfurt", sagte Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc, angesprochen auf das angebliche Interesse der Frankfurter an BVB-Stürmer Jacob Bruun Larsen.

Protest des Tages: Die Hoffenheimer Fans in der Südkurve empfinden die Stadionmusik bei Heimspielen als dringend verbesserungswürdig. Den vor dem Anpfiff abgespielten Schlager "Sweet Caroline" kommentierten die Anhänger mit dem Spruchband: "Die Szene pfeift auf Caroline. Lasst den Blödsinn endlich sein. In Stadionshow und Marketing steckt zu wenig Herzblut drin!!!"

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