Titelkampf in der Bundesliga:Sechs Tore für das Ziel Borsigplatz

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Zwei entscheidende Spieler von Borussia Dortmund gegen den VfL Wolfsburg: Karim Adeyemi (links) und Jude Bellingham. (Foto: Ulrich Hufnagel/Imago)

Mit einem 6:0 gegen den VfL Wolfsburg unterstreicht Borussia Dortmund eindrucksvoll seine Titelambitionen. Doch um die Bayern abzufangen, braucht es nun Schützenhilfe von Schalke 04.

Von Ulrich Hartmann

Am späten Sonntagnachmittag stand der Trainer Edin Terzic auf dem Rasen im größten Fußballstadion Deutschlands und sagte kurz vor dem Anpfiff in ein Mikrofon des Sportsenders Dazn: "Wir wollen zum Borsigplatz!" Wir - das sind die Fußballer von Borussia Dortmund. Der Borsigplatz - das ist jener Kreisverkehr in Dortmund, in dem ein offener Bus voller berauschter Fußballer zwischen Tausenden Fans immer im Kreis fahren würde, sollte der BVB deutscher Meister werden. Am 28. Mai, einen Tag nach dem finalen Spieltag, könnte dieses Traumziel real werden.

Die Chance darauf wahrten die Dortmunder am frühen Sonntagabend mit ihrem zehnten Bundesliga-Heimsieg nacheinander (Vereinsrekord!), einem beeindruckenden 6:0 (3:0)-Erfolg gegen den Europapokal-Interessenten VfL Wolfsburg. Terzics Ansage hatte Wirkung gezeigt. Das Trigger-Wort lautet "Borsigplatz". Der Rückstand zum Tabellenführer Bayern München verbleibt drei Spieltage vor dem Saisonende bei einem Punkt, endgültig sicher haben die Dortmunder durch diesen Sieg bereits die Teilnahme an der Champions League in der kommenden Saison.

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Von der großen Verzweiflung nach dem Remis in Bochum am vorangegangenen Spieltag war bei den Dortmundern nichts mehr zu spüren. "Wir hatten heute viel Spaß und viele Räume hinter der Kette", sagte der Doppeltorschütze Karim Adeyemi, "es hat alles gepasst, die Bälle sind gekommen, wir hatten Lust und haben auch die Tore gemacht." Für Emre Can war der Sieg Ausdruck des ungebrochenen Dortmunder Willens. "Es ist noch lange nichts entschieden", sagte der Mittelfeldspieler über den Titelkampf, "wir werden bis zum Saisonende alles versuchen."

Karim Adeyemi hebt beim 1:0 ab wie vom Trampolin

Die Partie gegen Wolfsburg zum Abschluss des viertletzten Bundesliga-Spieltags war für die Dortmunder tatsächlich die erste seit Mitte Februar, also seit zweieinhalb Monaten, bei der sie schon vor dem Anpfiff wussten, dass sie die Bayern weder einholen noch überholen noch distanzieren können. Eine dieser drei motivierenden Optionen hatten sie in jedem ihrer vorangegangenen zehn Spiele besessen, doch diesmal ging es lediglich darum, den Kontakt zu wahren und die Münchner nicht davonziehen zu lassen.

"Den Druck aufrechterhalten!", nennt das Terzic. Er meint den Druck auf die Bayern, möglichst bis zum 27. Mai. "Wir glauben noch dran!", sagt der Sportdirektor Sebastian Kehl. Ob es ein Vorteil oder ein Nachteil ist, dass die Dortmunder an den kommenden beiden Spieltagen jeweils nach den Bayern dran sind und dann entweder nachziehen müssen oder einen Münchner Ausrutscher nutzen können, das wird sich zeigen. Parallel spielen die beiden Duellanten nur am Schlusstag der Saison.

Mit dem Selbstbewusstsein aus ihren neun Heimsiegen nacheinander drängten die Dortmunder die Wolfsburger von Beginn an in die eigene Hälfte zurück. Sie vergaben hochkarätige Chancen, lagen ab der 14. Minute aber trotzdem in Führung, weil Karim Adeyemi eine Flanke von Julian Ryerson mit dem Kopf zum 1:0 über die Torlinie drückte. Adeyemi ist nur 1,80 Meter groß, demonstriert aber gern seine enorme Sprungkraft. Auch diesmal hob er ab wie vom Trampolin und kontrollierte dabei erstaunlich präzise die Flugbahn des Balls.

Weil Variation alles ist und Adeyemi in der 28. Minute auf der linken Seite nun selbst Vorlagengeber war, brachte er den Ball scharf und flach ins Zentrum und fand dort Sébastien Haller, der zum 2:0 bloß den Fuß hinzuhalten brauchte. Gegen hoch und riskant verteidigende Wolfsburger legte Julian Brandt in der 37. Minute Donyell Malen den Ball zum 3:0 quer. Im Signal-Iduna-Park (für Traditionalisten: Westfalenstadion) war die Stimmung bereits zur Pause bestens.

Gegen resignierende Wolfsburger blieb Dortmunds Auftritt auch danach höchst unterhaltsam. In der 54. Minute lenkte VfL-Torwart Koen Casteels einen Fernschuss von Jude Bellingham gegen die Latte, der Ball sprang nach oben ab, fiel aber zurück vors Tor und drehte sich durch seinen Effet noch zum 4:0 über die Linie. Etwas sachlicher geriet Adeyemis Treffer zum 5:0 in der 59. Minute, und als er fünf Minuten später einen Foulelfmeter übers Tor jagte, stöhnte das Publikum lachend auf. Den Treffer zum 6:0-Endstand übernahm in der 86. Minute Bellingham. Die BVB-Fans waren außer Rand und Band. Am kommenden Samstag benötigen sie die Schützenhilfe vom FC Schalke 04, der dann in München gastiert.

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