Bundesliga:Leipzig hält Leverkusen auf Distanz

Lesezeit: 6 Min.

Torschütze des Tages: Christopher Nkunku. (Foto: AFP)

Der Tabellenzweite festigt seinen Champions-League-Platz, Werder gleicht gegen Schalke aus, die Eintracht marschiert weiter.

Von Tim Brack, Christopher Gerards und Johannes Kirchmeier

RB Leipzig - Bayer Leverkusen 1:0 (0:0), Tor: 1:0 Nkunku (51.)

Das Spitzenspiel hatte flotten Offensivfußball verheißen, sowohl RB Leipzig als auch Bayer Leverkusen sind ja zu stürmischen Auftritten fähig. Doch das Duell zwischen Platz zwei und drei entwickelte sich schnell zu einem Schaulaufen der Abwehrreihen. In der ersten Hälfte jubelte zwar Marcel Sabitzer, doch er stand bei seinem Treffer im Abseits. Bevor es in die Pause ging wurde die Partie ruppiger, und die Beschwerden von RB-Coach Julian Nagelsmann drangen lauter an die Außenmikrofone.

Der Trainer des Tabellenzweiten konnte nach Wiederanpfif aber zufrieden sein, weil Christopher Nkunku schlau reagierte, nachdem sein erster Schussversuch im Leverkusener Strafraum geblockt wurde. Der Franzose legte sich den Ball hoch in die Luft, drei Bayer-Verteidiger kamen nicht mehr nach und der RB-Stürmer schoss volley ins Tor. Diese Aktion bewegte die Spieler auf beiden Seiten zwar zu mehr Offensivmut, in der 88. Minute hatte Patrick Schick die Riesenschance zum Ausgleich, doch Gulacsi war zur Stelle. Leipzig festigt mit dem Sieg seinen Status als erster Bayern-Verfolger (sieben Punkte Rückstand). Leverkusen fällt hinter Eintracht Frankfurt auf Platz vier zurück.

FC Bayern - TSG Hoffenheim 4:1 (2:1), Tore: 1:0 Boateng (32.), 2:0 Müller (43.), 2:1 Kramaric (44.), 3:1 Lewandowski (57.), 4:1 Gnabry (63.)

4:1 - das war das schon Ergebnis im Hinspiel zwischen diesen beiden Mannschaften, und es war auch das Ergebnis im Rückspiel. Wieder durfte sich die Heim-Mannschaft über einen hohen Sieg freuen, nur, dass es diesmal der FC Bayern war.

Nach dem 4:0 auf Schalke hatte Hansi Flick umbauen müssen, weil Leon Goretzka und Javi Martinez wegen einer Corona-Infektion ausfielen. So durfte Marc Roca beginnen. Der zuletzt angeschlagene Corentin Tolisso stand nicht im Kader - und war trotzdem Gesprächsthema. Am Samstag teilte der FC Bayern mit, dass Tolisso sich "in dieser Woche" ein Tattoo habe stechen lassen, ein Verstoß gegen die Corona-Regeln. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge kündigte eine "empfindliche Geldstrafe" an, die karitativen Zwecken zugute kommen solle.

FC Bayern in der Einzelkritik
:Boatengs Slam-Dunk von einem Tor

Der Verteidiger empfiehlt sich für einen Verbleib. Marc Roca nutzt seine Chance. Und Thomas Müller zeigt ein wunderbares Schusskuriositätenkabinett. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Von Martin Schneider

Wie im Hinspiel hätte die TSG auch diesmal in Führung gehen können: Erst scheiterte Ihlas Bebou an einer starken Fußbabwehr von Manuel Neuer (7.), dann köpfte er frei am Tor vorbei (26.). Zwischendurch hatte Thomas Müller mit einem geschlenzten Linksschuss nur die Latte getroffen (15.).

Die Münchner Führung entsprang dann einer Ecke, und der Vorbereiter hieß mal wieder Joshua Kimmich. Drei Mal hatte er gegen Schalke Tore vorbereitet, nun stieg Jérôme Boateng nach seiner Flanke hoch und ließ Torwart Oliver Baumann keine Chance (32.). Müller erhöhte, indem er den von Lewandowski aufgelegten Ball nicht optimal traf, aber doch so, dass dieser den Weg ins Tor fand (43.). Von der Tribüne konnte übrigens Bundestrainer Joachim Löw die Treffer von Boateng und Müller beobachten. Doch statt mit einer 2:0-Führung in die Kabine zu gehen, ließ Bayern den Gegner zurückkommen. Auf der rechten Seite entkam der steil geschickte Bebou, dessen Flanke über den Kopf von Boateng hinweg genau auf Andrej Kramaric flog - per Direktabnahme machte der Angreifer sein 13. Saisontor (44.).

Doch der nächste Treffer gelang den Münchnern - und das auf ziemlich kuriose Weise: Eine Flanke von Kingsley Coman wehrte Stefan Posch in Richtung seines Torhüters Baumann ab, und von diesem sprang der Ball zu Lewandowski, der nur noch einschieben musste (57.). Serge Gnabry erhöhte schließlich nach Vorarbeit von Coman (63.), ein Treffer von Benjamin Pavard wurde wegen einer Abseitsstellung zurückgenommen. Für die Münchner bedeutet der Sieg, dass sie vor dem Abendspiel zwischen Leipzig und Leverkusen zehn Punkte Vorsprung auf RB haben.

Borussia Dortmund - FC Augsburg 3:1 (1:1), Tore: 0:1 Hahn (10.), 1:1 Delaney (26.), 2:1 Sancho (63.), 3:1 Uduokhai (Eigentor/75.)

Borussia Dortmund hat sich erfolgreich gegen den weiteren Absturz gewehrt - und das gegen einen der vermeintlich Kleinen. Mit den tiefer platzierten Teams hat die Mannschaft von Edin Terzic bislang auffällig viele Probleme und auch gegen den FC Augsburg gelang zunächst nicht alles. Zwar strotzte der BVB vor Spielfreude, doch mitten hinein in den Überschwang traf André Hahn, der in der Folge einer Ecke völlig verlassen im Strafraum abschließen durfte (10.). Zuvor hatte der BVB einige Chancen ausgelassen, bei der eindeutigsten prügelte Erling Haaland den Ball bei einem Handelfmeter an die Latte (21.). Erst Abräumer Thomas Delaney zeigte den schludrigen Offensivtalenten, wie das mit dem Torschießen klappt. Er traf per Kopfball nach einem Freistoß.

Bundesliga
:Lange Mängelliste

Das 0:2 in Stuttgart analysieren die Mainzer Fußballer angenehm selbstkritisch. Wieder zeigen sich große Probleme im Spiel nach vorne.

Von Christoph Ruf

Danach versiegte die Inspiration der Dortmunder allerdings - eine unstete Leistung war wieder einmal zu befürchten. Doch nach der Pause vollendete erst Jadon Sancho nach einem gemalten Chip-Pass von Raphael Guerreiro überlegt. Danach lenkte der Augsburger Felix Uduokhai eine scharfe Hereingabe von Haaland ins eigene Tor. Durch den Sieg tummeln sich die Dortmunder weiter im Umfeld der Champions-League-Plätze. Absturz erst einmal abgewehrt.

Werder Bremen - FC Schalke 04 1:1 (0:1), Tore: Mascarell (38.), 1:1 Möhwald (77.)

Klaas-Jan Huntelaar musste lange warten. Am Samstag durfte der Winter-Zugang dann ab der 80. Minute zum ersten Mal mitspielen für den FC Schalke 04 gegen Werder Bremen. Und sein Team hat auch schon in der Zeit ohne ihn ein ganz ordentliches Spiel für einen abgeschlagenen Tabellenletzten gezeigt. Vielleicht lag es ja an der Energie Huntelaars, die Schalkes Teammanager Sascha Riether vor der Partie beim TV-Sender Sky beschwor: "Selbst wenn er erstmal nur auf der Bank dabei ist. Er bringt uns wahnsinnig viel Energie, nicht nur im Training, sondern auch in der Kabine. Er ist ein ganz wichtiger Spieler für uns."

Diese Energie brauchte ein bisschen, bis sie von der Bank aufs Spielfeld überstrahlte, doch dann war sie nach etwas mehr als einer halben Stunde da. Mit dem ersten Torschuss gingen die Schalker in Führung: Amine Harit legte den Ball vom rechten Flügel aus zurück auf den defensiven Mittelfeldspieler Omar Mascarell, der aus 15 Metern ins rechte Eck traf.

In einer Kopie des Tores verwandelte dann in der zweiten Hälfte Kevin Möhwald einen Milot-Rashica-Pass zum Ausgleich. Und dann hätte Bremen fast sogar noch den Siegtreffer mit der letzten Aktion des Spiels erzielt: Doch Theo Gebre Selassie war bei der Aktion im Abseits. Mit lediglich acht Punkten aus 19 Partien bleibt Schalke Letzter - ab der kommenden Woche müssen neben der Energie also dann auch Huntelaars Tore helfen.

Eintracht Frankfurt - Hertha BSC 3:1 (0:0), Tore: 0:1 Piatek (66.), 1:1 Silva (67.), 2:1 Hinteregger (85.), 3:1 Silva (Elfmeter/90+5)

Neuer Trainer, neuer Torwart, neues Glück? So leicht stellen sie sich das in Berlin vor. Und tatsächlich ging es eigentlich ganz gut los am Samstagnachmittag. Der neue, alte Trainer Pal Dardai verlor dann aber in seinem ersten Spiel als Hertha-Coach letztlich doch 1:3 bei Eintracht Frankfurt. Von 2015 bis 2019 coachte der Nachfolger von Bruno Labbadia das Team bereits. Nun soll er zumindest bis zum Sommer arbeiten. Ob mit "Sommer" allerdings der im Jahr 2021 oder der im Jahr 2022 gemeint ist, liegt auch ein wenig an den Punkten, die die Spieler in den abschließenden Partien holen. Laut Kicker verlängert sich der Dardai-Vertrag nur, wenn er 24 Zähler in seinen 16 Spielen in dieser Saison holt.

Dardai setzte auch gleich ein Zeichen in der Startelf: "Ich glaube, dass Alex momentan kein Torwartglück hat", sagte er bei Sky. Statt Alexander Schwolow stand daher der Norweger Rune Jarstein im Kasten. Der hielt lange alles, was auf sein Tor kam, erst André Silva bezwang ihn mit seinem schon 15. Saisontor zum 1:1 in der 67. Minute - direkt nach dem Berliner Führungstor durch Krzystof Piatek. Martin Hinteregger traf dann in Jarsteins kurzes Eck zum 2:1. Und Silva durfte noch ein zweites Tor schießen per Strafstoß. Frankfurt bleibt damit zum achten Mal in Serie ohne Niederlage. Und für Dardai waren's da also nur noch 15 Spiele für die 24 Punkte und die damit verbundene Vertragsverlängerung.

Union Berlin - Borussia Mönchengladbach 1:1 (1:0), Tore: 1:0 Knoche (32.), Pléa 1:1 (59.)

Dem FC Bayern haben sie einen Punkt abgetrotzt, Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen gar geschlagen in der leeren Alten Försterei. Da sollte doch eigentlich auch was gegen Gladbach gehen für das Team von Urs Fischer. Und so war es am Samstag auch: 1:1 trennte sich Union von der Borussia und bleibt damit nur drei Punkte hinter den Europapokal-Plätzen.

Per Kopf brachte der aufgerückte Innenverteidiger Robin Knoche die Unioner in der ersten Halbzeit in Führung, Alassane Pléa glich in der zweiten Hälfte nach einem Doppelpass mit Jonas Hofmann von der Strafraumkante aus aus. Kurz darauf durfte dann auch Loris Karius zum ersten Mal in der Bundesliga ran für die Berliner. Der Torwart, der vom FC Liverpool ausgeliehen ist, ersetzte Andreas Luthe, der zuvor in seinen Mitspieler Knoche gerauscht war. Am Spielstand änderte das nichts mehr, was auch die Gladbacher nicht erfreute. Denn deren Trainer Marco Rose sagte unter der Woche noch: "Wir spüren, dass man den Bayern in dieser Saison ein Bein stellen kann." Nach dem Samstagnachmittag hat die Borussia nun aber ungemütliche 13 Punkte Rückstand auf den locker weitersiegenden Spitzenreiter aus München.

Eine Eckfahne in Regenbogen-Farben in der Münchner Arena am Samstag. (Foto: Adam Pretty/Getty Images)

Erinnerungstag: Die Stuttgarter Mannschaft lief am Freitag mit einem Regenbogen-Brustring statt des üblicherweise roten Rings auf. Die Münchner Arena leuchtete in den Regenbogenfarben statt im üblichen Rot - und der Münchner Torwart Manuel Neuer trug genauso wie unter anderem seine Augsburger und Freiburger Kollegen eine Regenbogen-Binde. Das sind nur Ausschnitte aus den beiden bunten Spieltagen 18 und 19, die im Zeichen des Erinnerungstags im deutschen Fußball standen, den es seit 2004 gibt. Dieser ist traditionell in der Zeit um den Internationalen Holocaust-Gedenktag am 27. Januar herum.

2021 liegt der Themenschwerpunkt der Aktion "!NieWieder" auf der gleichgeschlechtlichen Liebe. Denn die Nationalsozialisten gingen gegen jeden vor, der nicht in ihr Weltbild passte, darunter auch Homosexuelle. "Der FC Bayern steht als weltoffener Verein für Toleranz und Vielfalt. In dieser Welt dürfen Homophobie, Hass und Ausgrenzung egal welcher Art keine Rolle spielen", sagte der FCB-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge vor dem Spiel. Nicht nur die Münchner, sondern die gesamte Liga wollte zeigen: "Mia san bunt!"

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

MeinungFußball
:In der Premier League sind die Trainer die Stars

Kommentar von Klaus Hoeltzenbein

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: