Dortmund siegt in Leipzig:Der große Norweger ist zurück

Lesezeit: 3 min

Alle Hindernisse überwunden: Erling Haaland erzielt das zwischenzeitliche 3:0. (Foto: Ronny Hartmann/Pool/Reuters)

Dank eines in der zweiten Halbzeit überragenden Erling Haaland gewinnt der BVB 3:1 in Leipzig. Mit dem Sieg gegen den direkten Konkurrenten bleibt die Borussia im Titelkampf.

Von Cornelius Pollmer, Leipzig

Es wird in diesem Jahrtausend nicht mehr originell, eine Betrachtung von Borussia Dortmund mit einer Betrachtung des Spielers Erling Braut Haaland zu beginnen, aber die Zahlen lassen einem kaum eine andere Chance. Zu den Zahlen der 1:3-Heimniederlage von RB Leipzig am Samstagabend gegen Borussia Dortmund gehört zum einen, dass Leipzig in vielen anerkannten Kennziffern des Spielbetriebs Dortmund überlegen war (Anzahl der Pässe, Passquote, Ballbesitz), und es galt dies optisch zumindest in der ersten Hälfte.

Zu den Zahlen gehört aber auch die in dieser Saison bei Dortmund traditionell bessere zweite Hälfte, es gehören dazu das 0:2 (71.) und 0:3 (84.) durch eben jenen Haaland. Und zu erwähnen ist er auch im Spielzusammenhang des 0:1 in der 55. Minute, dessen Entstehung Haaland mit einem mächtigen Lauf über rechts eingeleitet hatte, bevor Marco Reus per Hacke auf den links freistehenden und umgehend einschießenden Jadon Sancho weitergab.

So blieb in Summe ein am Ende deutlicher Auswärtssieg des BVB, der dem nach Verletzung wiedergekehrten Erling Haaland etwas mehr Rechnung trägt als dem Spielverlauf, gleichwohl aber nicht unverdient war. Dortmund hilft dieser Sieg an einem Spieltag, an dem neben dem FC Bayern nun auch RB Leipzig verloren hat, besonders - ein wenig überraschend kommt er zu allem Genuss noch dazu.

Zu Beginn eines neuen Jahres werden bekanntlich Pläne gemacht, und so hätte man fast das Selbstbewusstsein überhören können, mit dem Julian Nagelsmann vor dem Spiel gesagt hatte, einen Sieg gegen Dortmund, ja, den plane er schon ein, "weil wir mutig genug sind, weil wir sehr gut drauf sind". Für dieses Selbstbewusstsein hatte es gute Gründe gegeben, die sich in ebenfalls recht beeindruckende Zahlen fassen ließen: Erst eine Saisonniederlage hatte Leipzig vor diesem Samstag verzeichnet, bei insgesamt nur neun Gegentoren. Seit acht Spielen war die Mannschaft ungeschlagen.

Leipzig tritt selbstbewusst auf

Derart aufgepumpt freuten sie sich in Leipzig auf Dortmund und auf die Chance, mit einem Sieg zwischen sich und den BVB einen auch im harten Winter wärmenden Puffer von neun Punkten zu bringen. Dass Julian Nagelsmann in seiner Karriere als Trainer gegen keinen Verein bislang so wenig Punkte geholt hatte wie gegen den BVB (0,78 pro Spiel), konnte da als interessante Nebensächlichkeit abgetan werden. Und unabhängig von der Punktevergabe klang diese Ansetzung ja zunächst einmal wie ein Versprechen.

Schalkes 4:0 gegen Hoffenheim
:Das Ende eines langen Albtraums

Nach 30 sieglosen Spielen darf Schalke wieder jubeln - das liegt vor allem an Matthew Hoppe, Amine Harit und schwachen Hoffenheimern. Selbst der Klassenerhalt erscheint nicht mehr illusorisch.

Von Philipp Selldorf

Aber Fußball ist bekanntlich keine Mathematik, und deshalb addieren sich zwei sehr gute Mannschaften nicht immer und automatisch zu einem sehr guten Spiel. So war am Samstagabend in Leipzig in Hälfte eins ein Duell zu erleben, dem es zwar gar nicht mal an Bereitschaft und Intensität fehlte, doch aber auf beiden Seiten an Präzision.

Leipzig war überlegen, Leipzig stand höher, Leipzig lief besser und aggressiver an. Vieles lief im Zentrum über Kapitän Marcel Sabitzer, sehr viel im vorderen Drittel über die von Angeliño bestellte linke Seite. Sehr, sehr viel aber blieb dann auch einfach irgendwo hängen, sei es wegen eines schlampigen Passes oder ein anderes Mal wegen einer sachlichen Verteidigung der Dortmunder.

Witsel muss früh raus

So fiel der tolle tiefe Pass von Emil Forsberg über rechts auf Tyler Adams (26.) als Kontrast besonders auf. Kurz schien so etwas wie Gefahr zu entstehen, doch starb Adams' Querpass jäh am Fuß des sehr stabilen Mats Hummels. Diametral fast baugleich zahlte der BVB kurz vor der Pause (43.) wenigstens noch einen mittelgroßen Betrag aufs Chancenkonto ein. Sancho spielte rechts nicht minder schön in die Tiefe auf Marco Reus, doch auch dessen Zustellversuch in die Mitte auf Erling Haaland misslang.

Von Hälfte eins blieb nur eine folgenlose Überlegenheit Leipzigs gegen schwache, aber nicht nervöse Dortmunder, deren schlimmster Verlust in der Verletzung Axel Witsels bestand, eine Diagnose steht noch aus. Was sich hingegen nach der Pause für die Mannschaft von Immer-noch-Neutrainer Edin Terzić änderte, war gleich zu sehen.

Das 1:0 initiiert Haaland, die anderen macht er selbst

Dortmund kam mit einem gewissen Dampf aus der Kabine und Erling Haaland war dieser Dampf besonders anzumerken. Nach seiner Einleitung zum 0:1 schoss er einmal gegen die Latte, was man als eine Art Zwischenspiel verstehen durfte vor dem 0:2, dem vielleicht nicht schönsten, aber beeindruckendsten Tor des Abends. Von vier Leipzigern bereits ge- und umstellt, gelang Haaland noch im Halbfeld ein Pass nach außen, es folgten ein kunstvolles Vorbereitungsbillard auf links und eine Flanke auf den dann am langen Pfosten schon wieder wartenden Haaland, der dann frei stehend einköpfte. "Frei" im Sinne von: nur noch von drei Spielern umstellt.

Zwar erreichte Leipzig in der 67. Minute noch eine Chance durch Olmo, der durch zwei Dortmunder durch in den Strafraum ging und straff an den linken Pfosten schoss, Prädikat: uiiiiii. Und Leipzig schaffte auch durch den eingewechselten Alexander Sørloth ein spätes und etwas wütendes 1:3. (90.). Aber am Ende blieb die Enttäuschung, nach gutem Lauf zuletzt eine große Chance gegen einen direkten Konkurrenten mindestens um die Champions League nicht genutzt zu haben. Und Dortmund? Es würde einen nicht wundern, wenn Hans-Joachim Watzke sich zumindest schon einmal finanzrechtlich erkundigt hätte, ob es möglich wäre, Erling Braut Haaland auszugliedern und als eigenständige AG an die Börse zu bringen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Bundesliga
:Freiburg führt Köln vor

Werder ärgert Leverkusen, Frankfurt gewinnt dank zwei Elfmetern, Wolfsburg kommt in Unterzahl zurück. Das Wichtigste zum Spieltag.

Von Jonas Beckenkamp und Christopher Gerards

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: