Biathlon:Junge Jäger auf der Pirsch

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Talent aus Ulm: Die 18-jährige Julia Tannheimer, hier beim zweitklassigen IBU-Cup Anfang Februar am Arber. (Foto: Harald Deubert/Imago)

Nach der aus deutscher Sicht enttäuschenden WM der Profi-Biathleten gibt es auch positive Erkenntnisse. Dank zweier noch kaum bekannter Nachwuchs-Weltmeister.

Von Korbinian Eisenberger

Die Weltmeisterschaft hat bei den deutschen Biathleten wenig Erbauliches erbracht, im Vergleich zur bisherigen Saison war die Angelegenheit ein Rückschritt. So oder so ähnlich ließen sich auch die Selbsteinschätzungen des Deutschen Skiverbands (DSV) zusammenfassen. Allerdings, auch das sei erwähnt, gibt es so manches, was den hunderttausenden Biathlon-Anhängern hierzulande Freude bereiten dürfte, auch wenn die zugehörigen Bewegtbilder nicht vor einem Millionenpublikum gesendet wurden.

Biathlon-Deutschland darf mit Zuversicht in die Zukunft schauen. Anlass sind Meldungen aus Estland, wo in diesen Tagen die Nachwuchs-Skijäger ihre Weltbesten küren. Und zu denen gehören seit einigen Tagen zwei Athleten des DSV: die 18 Jahre junge Julia Tannheimer aus Ulm in Baden-Württemberg, der man bereits in Ruhpolding bei ihrem 15. Rang im Weltcup-Sprint zusehen konnte. Und der zwei Jahre ältere Leonhard Pfund aus Bad Tölz. Beide holten am Wochenende die Einzel-Medaille. Im Schwabenländle, Tannheimers Heimat, sagen die Menschen nun vermutlich: "doll". Und in Oberbayern, wo Pfund dahoam ist, werden sie freudig rufen: "pfundig".

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Das Ganze darf man lobpreisen, wenn auch nicht mit aller Bierernsthaftigkeit, damit nicht zu viel Druck entsteht. Dennoch schade, dass die beiden bei der Junioren-WM noch gebraucht werden und sich nicht von Estland hinüber nach Norwegen zum Holmenkollen begeben, wo am Donnerstag wieder die weltbesten Biathlon-Profis in die Loipe gehen. Zumal im deutschen Senioren-Team zuletzt Ausfallerscheinungen und Abwanderungsgedanken zu vernehmen waren. Franziska Preuß, die beste DSV-Frau im Gesamtweltcup, sagte ihren Start im Einzel (Donnerstag, 14.15 Uhr, ZDF und Eurosport) am Mittwochnachmittag ab, mal wieder "wegen Infektsymptomen", als hätte der Gott des Schnupfens sie verflucht. Der beste DSV-Mann im Klassement, Benedikt Doll, ließ seinerseits wissen, dass er die Skijägerei nicht mehr als so großartig empfindet wie einst, vielleicht auch weil jedes Pfund zu viel auf den Rippen Zeit kostet.

Bis Saisonende macht Doll weiter, er tritt auch in Oslo an, Auftakt für die Männer ist am Freitag im Einzel (14.15 Uhr). Sehr bald also wird es darum gehen, junge Leute ans Weltcup-Team heranzuführen, oder besser dort zu integrieren. Bei Selina Grotian, 19, aus Garmisch-Partenkirchen scheint dies bereits zu gelingen, sie wird als positive Erscheinung der Profi-Weltmeisterschaft von Nove Mesto in Erinnerung bleiben, mit Rang vier bei ihrem WM-Debüt im Einzel und Bronze in der Frauenstaffel. In Oslo ist nun zudem Johanna Puff dabei, die in Nove Mesto auch schon dabei war, allerdings kein Rennen lief. Puff hat zwei Goldmedaillen bei Junioren-Weltmeisterschaften geholt, vor einem Jahr in der Staffel und Mixed-Staffel. Die 21-Jährige wird vom DSV auf Instagram als frisches Gesicht des Biathlon ausgestellt. Sollte es ihr gelingen, eine ähnliche Quote bei Weltcupstarts zu ergattern wie in den Social-Media-Storys, könnte sie auch ein sportliches Gesicht des deutschen Teams werden.

Selina Grotian, Johanna Puff, Julia Tannheimer: drei Biathletinnen, deren Namen man sich merken sollte. Und bei den Männern: Leonhard Pfund, der dem Vernehmen nach in der Loipe noch zulegen müsste, aber bereits ein brillanter Schütze sein soll. Wer weiß, vielleicht wird ein doller Pfund der Nachfolger des pfundigen Doll.

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