Bayerischer Fußball-Verband:Eine Regionalliga-Reform ist vom Tisch

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Das aktuelle Gesicht des Bayerischen Fußball-Verbands: Präsident Christoph Kern bei der Arbeit. (Foto: Heiko Becker/HMB-Media/Imago)

Dass Meister aufsteigen müssen, ist eine Kern-Forderung, wenn es um die vierte deutsche Fußball-Liga geht. Nach einem Jahr im Amt zieht der BFV-Präsident Christoph Kern aber eine ernüchternde Bilanz der Reformideen.

Von Stefan Galler und Christoph Leischwitz

Ins Rampenlicht ist Christoph Kern in seinem ersten Amtsjahr selten gerückt. Das liege auch daran, dass viele Termine gar nicht an die Öffentlichkeit gedrungen seien, erklärte der Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) in einem Gespräch mit der SZ, fast auf den Tag genau ein Jahr nach seiner recht überraschenden Wahl beim Verbandstag in Bad Gögging.

Dabei gehörten zu diesen Terminen einige, die es in sich hatten: Der 40-Jährige hatte nämlich geplant, einen neuen Versuch in Sachen Ligareform an der Schnittstelle zwischen Profi- und Amateurfußball anzustoßen. Kern bestätigte der SZ, dass es im Februar in Bischofsgrün Treffen mit Vertretern der ostdeutschen Verbände gab, in Regensburg mit Vertretern der dritten Liga. "Wir haben klar signalisiert, zur Lösung beitragen zu wollen - notfalls auch mit Aufgabe der Regionalliga Bayern." Allerdings habe sich schnell gezeigt, dass man sich trotzdem auf keine gemeinsame Linie einigen könne. "Vom Nordosten kam das unwiderrufliche Signal: Wir teilen uns nicht", erklärte Kern. Der norddeutsche Verband wiederum habe gesagt, die Vereine dort seien zufrieden, man wolle gar nichts ändern. Als der Nordosten vorgeschlagen habe, alle Regionalliga-Meister sollen die Aufsteiger ausspielen, "da habe ich gesagt: Da mache ich, und übrigens auch der Westen und Südwesten, nicht mit. Noch mehr Relegationsspiele, damit sich jeder besser fühlt, das ist nicht mein Ding."

Wenn sich schon die drei direkt Betroffenen nicht einig werden könnten, dann bekomme man auch insgesamt keine Mehrheit zusammen, davon ist Kern überzeugt. Auf die Frage, welche Reformidee seiner Meinung nach aktuell noch die besten Chancen hat, sich durchzusetzen, antwortete Kern: "Gar keine." Damit dürften jegliche Bemühungen, den Übergang von Liga vier zu Liga drei zu reformieren, auf absehbare Zeit vom Tisch sein. Das Thema war zuletzt bei den Aufstiegsspielen zwischen Unterhaching und Energie Cottbus aufgeflammt: "Ein Meister muss aufsteigen", sagten die Trainer unisono. Die Regionalligen Nord, Nordost und Bayern bekommen jedes Jahr aber nur zwei Drittliga-Plätze zugewiesen, 2024 etwa werden der Norden und Bayern gegeneinander antreten, der Nordosten steigt direkt auf.

"Wir dürfen nicht stehenbleiben, wir müssen unsere Liga weiter attraktiv halten", fordert Kern

Die Blockade zeigt jedoch auch: Die Verbände selbst sind es oft gar nicht, die einer Reform im Weg stehen. Vielmehr finden sich in allen Landesteilen zu wenige Vereine, um eine Mehrheit zu organisieren. Kern sagte, dass man zwar stolz sei auf die landeseigene Liga, und dass man deshalb über den Makel, nicht direkt aufzusteigen, lange hinweggesehen habe. Er räumte aber auch ein, dass sein Wunsch nach einer Reform ein Stückweit daher rührt, dass einige nordbayerische Vereine es für attraktiver halten würden, gegen Jena oder Chemnitz zu spielen, als zum wiederholten Male gegen den TSV Buchbach oder den SV Schalding-Heining, die nicht viel weiter entfernt liegen - aber sehr viel weniger Fans mitbringen.

Bei einer Reform, die er nun gar nicht mehr sehe, kämen allerdings "ja auch nicht nur Jena oder Chemnitz, sondern auch Meuselwitz oder Halberstadt", gab Kern zu bedenken. Auf die Frage, ob die heimische Regionalliga nicht allmählich an Attraktivität verliere, sagte Kern: "Wir dürfen nicht stehenbleiben, wir müssen unsere Liga weiter attraktiv halten, noch interessanter machen. Wir müssen auch um jedes Livespiel im Fernsehen kämpfen, deshalb haben wir angefangen, besonders interessante Partien in Länderspielpausen zu setzen." Darüber hinaus suggerierten die Zuschauerzahlen des Streamingangebots sporttotal.tv, dass die Regionalliga immer noch sehr attraktiv sei: "Im Schnitt haben wir rund 2100 Abrufe pro Spiel", sagte er, zudem habe man in der vergangenen Saison einen leichten Zuschauerzuwachs verzeichnet.

Ein weiteres wichtiges Thema des ersten Amtsjahres: Die Erhöhung der Schiedsrichterspesen, nachdem die Zahl der Unparteiischen in rund 20 Jahren von rund 13 000 auf etwa 9000 gesunken ist. Man müsse deswegen "nicht Alarm schlagen", aber die Erhöhung von 34 auf 53 Euro sei auch nur ein erstes Mittel. Weiter werde eine Null-Toleranz-Politik gegen Beleidigungen und Bedrohungen gefahren.

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