Berufswechsler des Spieltags:Zeugwart Müller bringt das warme Jäckchen

Der Stürmer vom FC Bayern überzeugt als Multitalent, Mario Götze probiert sich als Bankangestellter und Martin Hinteregger mimt den Billard-Profi. Die Berufswechsler des Spieltags.

Papy Djilobodji

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(Foto: Dennis Grombkowski/Getty Images)

Plötzlich wirkte Papy Djilobodji wie ein Auftragskiller. Der Mainzer Pablo de Blasis lag nach einem Zweikampf am Boden, der Bremer passierte ihn energischen Schrittes, dann führte er seinen Zeigefinger von links nach rechts vor dem Hals entlang. "Kopf ab", heißt das normalerweise in Gangsterfilmen, kurz bevor der Bösewicht zur Tat schreitet. Aber Djilobodji befand sich mitten auf einem Fußballplatz in der Bundesliga. Ex-Bundesliga-Referee Thorsten Kinhöfer forderte bereits Konsequenzen ("So eine Szene muss ein Nachspiel haben"). Sein Trainer Viktor Skripnik fand das alles nicht so schlimm: Er sprach anschließend von einer "emotionalen Sache", Djilobodji habe eben "Temperament". Und überhaupt, er sei ein "afrikanischer Typ". Aha. Manager Thomas Eichin kündigte zwar ein ernstes Gespräch mit dem Spieler an, sagte aber auch: "Für mich war das eine Geste, die zeigen sollte, dass er nicht den sterbenden Schwan machen soll." Auch eine ziemlich exklusive Sichtweise. (ebc)

Mario Götze

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(Foto: REUTERS)

Mario Götze ist neuerdings Bankangestellter, was für einen Fußballer normalerweise nicht besonders besorgniserregend ist. Jeder sitzt mal auf der Bank, sogar Thomas Müller. Bei Götze ist die Fallhöhe jedoch eine andere. Vor 20 Monaten hatte er das deutsche Nationalteam in Rio de Janeiro zum WM-Titel geschossen (da kam er übrigens von der Bank). Jetzt, beim FC Bayern, darf er die Auswechselbank gar nicht mehr verlassen. Obwohl er fit ist, und sogar dann, wenn sein Trainer Pep Guardiola gegen Köln fünf neue Spieler bringt. Götze war wieder nicht dabei. Doch es gibt Hoffnung. Sein Teamkollege Müller sagte aufmunternd: "Er kann sich ja jetzt bei der Nationalmannschaft wieder in Spielform bringen." Dort, in der Wohlfühloase von Joachim Löw, ist er kein Bankangestellter. Dort ist er auf ewige Zeiten der "Held von Rio". (ebc)

Thomas Müller

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(Foto: REUTERS)

Auch wenn Thomas Müller seinem Hauptberuf als Fußballprofi hin und wieder nicht nachgehen darf, wird es ihm nie langweilig. Der Nationalspieler findet dann immer noch genügend aufregende Aufgabenfelder, wie am Samstag beim Spiel in Köln zu beobachten war: Müller war Assistenztrainer, Zeugwart und Klassenclown, seine Paraderolle im Übrigen. "Ich hatte ein bisschen überschüssige Energie", gab Müller hinterher zu, nachdem er 90 Minuten auf der Bank gesessen hatte. Also stand er während der Partie neben Trainer Pep Guardiola und rief taktische Anweisungen aufs Feld, er legte Xabi Alonso nach dessen Auswechslung fürsorglich eine warme Jacke um dessen Schulter und nach dem Schlusspfiff feierte Müller am lautesten den 1:0-Sieg. Zieht er seine Kickstiefel also bald für immer aus, weil er so viele Jobalternativen hat? In keinem Fall, entgegnete Müller: "Selber Fußball spielen macht mir noch immer am meisten Spaß." (schma)

Markus Merk

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(Foto: dpa)

Ministrant, Zahnarzt, Entwicklungshelfer, hochbezahlter Redner. Markus Merk hat viele Interessen und Berufe. Profifußballer wollte er aber nie werden, nicht mal als kleiner Bub. Und trotzdem hat er es als Schiedsrichter zu Bekanntheit in der Bundesliga gebracht. Wengleich einer umstrittenen. Neuester Kritiker ist Thomas Schaaf. "Unfassbar", "einen Hammer" und "der Ober-GAU" nennt der Trainer von Hannover 96 die Aussagen Merks zu einer strittigen Szene im Spiel in Frankfurt. Denn dass sich der Ex-Schiedsrichter zum Anwalt der Spieler aufschwingt, hätte Schaaf nicht für möglich gehalten. Aber Merk ist eben jetzt TV-Experte - und in dieser Funktion liebt er die zugespitzte Formulierung. Er wunderte sich bei Sky, warum sich 96-Profi Edgar Prib nicht mehr beschwert hatte, nachdem der Referee ihm einen Elfmeter verwehrt hatte. Ein Ex-Schiri als Beschwerdeführer - auch eine interessante Wandlung. (schma)

Martin Hinteregger

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Martin Hinteregger ist Fußballprofi im Dienste von Borussia Mönchengladbach, am Samstagabend war er aber noch etwas anderes: Billard-Künstler, in wessen Dienste sei noch dahingestellt. Der Österreicher erzielte ein Eigentor im Zusammenspiel mit Kollege Havard Nordtveit, das wohl lange Zeit unnachahmbar bleiben wird. Statt den Ball aus der Gefahrenzone zu befördern, spielten die beiden unfreiwillig Doppelpass, am Ende prallte das Spielgerät von Hinteregger ins Tor - und Schalke jubelte über das 1:0. "Bitterer kann es nicht gegen einen laufen", sagte später Sportchef Max Eberl, der auch noch ein abgefälschtes 0:2 durch Granit Xhaka erleben musste. Ob das Team zur Ablenkung nach dem ärgerlichen 1:2 Billard spielen geht? Wohl kaum. (ska)

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