Tennis:Boris Beckers Trophäen unter dem Hammer

Boris Becker BR Deutschland Siegesjubel mit dem Pokal nach dem Wimbledon Finale 1985

Boris Becker im Jahr 1985, als 17-jähriger Wimbledonsieger mit dem goldenen Challenge Cup.

(Foto: imago)
  • Pokale und Trophäen von Tennisspieler Boris Becker werden versteigert.
  • Es geht um 82 Gegenstände aus dem Besitz Beckers, von seinen Juniorentagen bis zur Zeit nach der Karriere.
  • Während Wimbledon sollen sie unter die Leute gebracht werden.

Von Barbara Klimke

Am 14. Juli, an einem Sonntag, wird in London auf dem Rasen des Centre Courts der rote Teppich ausgerollt, dann wird der Herzog von Kent dem Sieger den großen Goldpokal überreichen. Schon drei Tage vorher, am 11. Juli, bietet sich die Gelegenheit, weitere wertvolle Wimbledon-Trophäen einzuheimsen. Und dafür muss der glückliche Empfänger noch nicht einmal seine Aufschlagqualitäten unter Beweis stellen.

Zwei Exemplare des Renshaw Cups sind dann zu vergeben: kleine Silberpokale, bestehend jeweils aus einer zierlichen, geflügelten Figur, die eine gravierte Schale trägt, und die der All England Club bis 1989 dem Tennis-Champion als persönlichen Preis verlieh. Dazu einige Medaillen auf roten Samtkissen, Präsente für den unterlegenen Finalisten. All diese Preziosen hat Boris Becker einst in der Hand gehalten. Sie gehören zu seinen Erinnerungsstücken, die vom 24. Juni bis zum 11. Juli 2019 unter den Hammer kommen.

Die Zwangsversteigerung von Beckers Memorabilien wird nun also doch vollzogen. Die Treuhänder der Insolvenzmasse Beckers haben das Auktionshaus Wyles Hardy & Co aus Hemel Hempstead in Hertfordshire, nördlich von London, angewiesen, dessen Trophäen meistbietend zu veräußern, um Geld für die Gläubiger einzutreiben. Der dreimalige Wimbledonsieger war am 21. Juni 2017 von einem Konkursgericht für zahlungsunfähig erklärt worden.

82 Gegenstände aus dem Besitz Beckers, von seinen Juniorentagen bis zur Zeit nach dem Karriere, werden in einer Internet-Auktion nun unter die Leute gebracht. Alles Besitztümer, die für den früheren Tennisprofi mutmaßlich einen hohen sentimentalen Wert in sich tragen. Sie stammten "teils aus Beckers Privathaus in Wimbledon, teils aus der Heidelberger Wohnung seiner Mutter", sagt der Direktor des Auktionshauses, Terry Madden, am Telefon. Manche Kostbarkeit, wie eine von Tiffany geschmiedete Replik des US-Open-Pokals, den Becker 1989 gewann, ist nach Maddens Angaben in der Hall of Fame des Tennis in Newport/Rhode Island eingesammelt worden.

Schon vor einem Jahr hatte das Auktionshaus einen Katalog gedruckt. Doch damals gelang es Becker, 51, und seinen Anwälten noch, die für den 28. Juni 2018 geplante Versteigerung im letzten Moment zu stoppen. Kurz vor Ablauf der Gebotsfrist reichten sie am High Court einen Antrag auf Einstweilige Verfügung ein: Persönliche Stücke mit nostalgischem Wert zwangsweise zu verkaufen, würde den Schuldner demütigen, lautete ein Argument. Zudem verwies Becker, nicht erst seit seinen Wimbledon-Tagen ein Meister des Returns, auf seinen Diplomatenstatus: Er sei zu einem Attaché in der EU-Vertretung der Zentralafrikanischen Republik berufen worden, weshalb er diplomatische Immunität genieße. Die Insolvenzverwalter lenkten seinerzeit ein, so dass das Gericht zunächst nicht urteilen musste.

Eine exquisite Tennis-Antiquitätenmesse

Im November 2018 lagen die Akten allerdings erneut beim High Court: Beckers Seite zog die Anträge zurück, und nach der Anhörung entschied das Gericht, dass sein Insolvenzfall "auf unbestimmte Zeit" zu verlängern sei. So ist es auch bei der staatlichen Behörde zur Überwachung von Privatinsolvenzen, dem Insolvency Service, vermerkt, wie ein Sprecher bestätigt.

Das ist insofern bemerkenswert, weil im Normalfall die Auflagen für Bankrotteure nach britischem Recht mit Ablauf eines Jahres aufgehoben werden. Das Urteil haben die Treuhänder der Londoner Firma Smith & Williamson LLP jetzt zum Anlass genommen, die Zwangsversteigerung im zweiten Anlauf endgültig voranzutreiben; schon beim ersten Mal, so heißt es in einer Stellungnahme, hätten die Tennis-Preziosen bereits "beträchtliche Gebote" angezogen. Boris Beckers Anwalt wollte die Entwicklung "im Hinblick auf das immer noch laufende Verfahren" nicht kommentieren.

So wird es, in schöner Gleichzeitigkeit zum Wimbledon-Turnier, zu einer exquisiten Tennis-Antiquitätenmesse kommen. Diese Parallelität, so erklärt der Direktor des Auktionshauses, sei gewollt. "In Großbritannien ist das Rasenturnier eine große Sache", sagt Terry Madden. "Um den Wert unserer Vermögensgegenstände zu maximieren, müssen wir das in der Rasentennissaison über die Bühne bringen. Es wäre ja unsinnig, Tennis-Erinnerungsstücke während der Fußballsaison anzubieten."

Falls Boris Becker, der das Wimbledon-Turnier seit Jahren als TV-Kommentator begleitet, glaube, der Termin solle "ihm maximale Peinlichkeit bereiten", so sei das falsch, sagt Madden. Es geht dem Auktionator nur um maximale Aufmerksamkeit für Beckers hübsche Medaillen, Schläger, Uhren und Pokale.

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