Bayernliga:Aufstieg? Nein danke

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Lieber nicht: Landsberg mit Spielertrainer Sascha Mölders ist einer von mehreren Vereinen in der Bayernliga Süd, die lieber nicht höherklassig spielen wollen. (Foto: Michael Sigl/Regiopictures/Imago)

In der Bayernliga Süd sträuben sich mehrere Vereine dagegen, höherklassig zu spielen - auch wenn sie die sportliche Qualifikation schaffen würden oder könnten. Was ist da los?

Von Christoph Leischwitz

Auch in der Bayernliga Süd steht der vorletzte Spieltag an, Tabellenführer Schwaben Augsburg empfängt den Zweiten SV Erlbach, gerade einmal ein Punkt trennt die beiden, eigentlich steigt der Erste direkt auf, der Zweite hat die Chance über die Relegation. Doch es geht in diesem Spiel um: nichts.

Denn Erlbach will gar nicht aufsteigen. Der Tabellendritte SV Heimstetten auch nicht. Der Vierte TSV Landsberg auch nicht, und so weiter. Schwaben Augsburg sind die einzigen, die bis Freitag noch nicht abgesagt hatten, bis zuletzt gab es dazu auch noch keine klare Tendenz. Für den Bayerischen Fußball-Verband (BFV) ist die Situation aber schon jetzt ein PR-Desaster: Niemand will so richtig am Premiumprodukt teilnehmen, der viertklassigen Regionalliga Bayern.

Bei jedem Verein ist die Lage ein wenig anders. Aus Landsberg etwa ist zu hören, der Geldgeber sei plötzlich abgesprungen, ein teuer zusammengekaufter Kader mit dem ehemaligen 1860-Spieler Sascha Mölders als Spielertrainer hat bis vor drei Wochen die vielen Punkte, nun ja, umsonst gesammelt. Doch egal, wo man nachfragt, der Hauptgrund sind die hohen Kosten, die auf einen Klub in der Regionalliga zukämen. Sie verlangt professionelle Strukturen, seit Neuestem auch eine Flutlichtanlage mit einer hohen Lux-Zahl, damit abendliche Livestream-Übertragungen sichergestellt werden können. Für solch eine Anlage wird aber ein sechsstelliger Betrag fällig. Dazu kommen laufende Kosten, die einen hohen fünfstelligen Betrag ausmachen, und in einigen Fällen Stadion-Umbauten, die sofort anfallen würden. Das ist für viele Klubs nicht zu finanzieren, in einigen Fällen spielt auch schlicht die Stadt als Stadion-Betreiber nicht mit.

Das Regionalliga-System macht die Angelegenheit noch komplizierter als ohnehin schon

Immerhin: In der Bayernliga Nord bleibt es bis zum Schluss spannend, drei Vereine kämpfen noch um die oberen Platzierungen. Wie nun aber die Aufstiegsregelung genau aussehen wird, hängt stark von der Entscheidung in Augsburg ab. Die Augsburger versuchen dem Vernehmen nach, einen möglichst kostengünstigen Deal mit der Stadt für das Rosenaustadion auszuhandeln. Sollten die Schwaben in der Bayernliga Süd auch noch absagen, dürfte der Zweite der Bayernliga Nord direkt aufsteigen. Zudem könnten die Regionalliga-Teams auf den Plätzen 15 und 16, eigentlich die Relegationsplätze, schon gerettet sein. Denkbar wäre zudem eine Relegation zwischen dem Dritten der Bayernliga Nord und dem Siebzehnten der Regionalliga Bayern (die vierthöchste Spielklasse), oder eine Dreierrunde um einen verbleibenden Platz. In jedem Fall droht dem Verband aber auch die gerichtliche Klage des einen oder anderen Vereins, der sich von einem wie auch immer gearteten Beschluss ungerecht behandelt fühlt.

Und es wird noch komplizierter, wegen ebender Regionalliga Bayern. Erst am 2. Juni entscheidet sich, ob Regionalliga-Meister Würzburger Kickers in die dritte Liga aufsteigt oder nicht. Denn die Franken müssen gegen den Meister der Regionalliga Nord in zwei Aufstiegsspielen antreten. Sollte sich Würzburg durchsetzen, wäre in der Liga noch ein Platz mehr frei. Der Verband möchte allerdings unbedingt verhindern, dass die Regionalliga Bayern in der kommenden Spielzeit nur noch aus 17 Mannschaften besteht und hatte sich in den vergangenen Jahren für eine Regionalliga-Reform eingesetzt. Unter anderem, um solche Aufstiegsspiele zu verhindern, die noch zwei Ligen darunter wochenlanges Warten auf Termine auslösen. Die Reform kam nicht zustande. Ein weiterer Plan ist die Professionalisierung der vierten Liga - doch es scheint in Bayern nicht genug Orte zu geben, die sich das leisten können oder wollen.

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