Bayern in der Einzelkritik:Wie der Jetstream

Manuel Neuer wird von den Schalker Fans als Öffnung des Hinterteils, biblischer Verräter oder Sohn einer Dame aus dem Rotlichtmilieu beschimpft. Rafinha schießt höher als weit, Ribéry wirbelt wie ein Flugzeug und Timoschtschuk wird zum Forschungsobjekt von Jupp Heynckes. Die Bayern beim 2:0 auf Schalke in der Einzelkritik.

Maik Rosner, Gelsenkirchen

Bayern in der Einzelkritik

Manuel Neuer

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(Foto: dapd)

Manuel Neuer wird von den Schalker Fans als Öffnung des Hinterteils, biblischer Verräter oder Sohn einer Dame aus dem Rotlichtmilieu beschimpft. Rafinha schießt höher als weit, Ribéry wirbelt wie ein Flugzeug und Timoschtschuk wird zum Forschungsobjekt von Jupp Heynckes. Die Bayern beim 2:0 auf Schalke in der Einzelkritik. Von Maik Rosner, Gelsenkirchen Manuel Neuer Lief um 16.51 Uhr als erster Münchner in die Arena ein und wurde von den Schalker Fans ausgepfiffen, als er habe er das Schalker Vereinslogo von der Geschäftsstelle gekippt. Musste sich danach noch wahlweise als Öffnung des Hinterteils, biblischer Verräter oder Sohn einer Dame aus dem Rotlichtmilieu beschimpfen lassen. Bekam auch keine Unterstützung von den Bayern-Fans. War also ziemlich einsam und wusste schnell, dass seine erste Rückkehr zu Schalke 04 ungefähr so angenehm verlaufen würde wie ein winterliches Bad in der Emscher. Spurtete zu Beginn in sein Tor vor der Schalker Nordkurve und wagte ein zögerliches Winken zu den königsblauen Fans. Wurde dafür ausgepfiffen und beschimpft. Setzte in der ersten Spielszene dennoch zu einem selbstbewussten Solo an. Strahlte auch danach viel Ruhe aus. Blieb erneut ohne Gegentor, seit nun 748 Minuten. Nähert sich damit so langsam dem Bundesligarekord von Timo Hildebrand, der einmal 884 Minuten anhäufte.

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Rafinha

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(Foto: AP)

Wurde nicht ausgepfiffen wie Manuel Neuer, obwohl er die Schalker ja auch mal verlassen hat. Darf offenbar so etwas wie eine Verjährung für sich in Anspruch nehmen - war aber auch nie so ein Schalker wie Neuer. Macht sich darüber aber ohnehin kaum noch Gedanken, sondern genießt nach seinem ersten Tor für die Bayern zuletzt in der Champions League das Hier und Jetzt. Genoss so sehr, dass er sich einen Torschuss aus 35 Metern zutraute und ähnlich hoch schoss. Verfehlte den Arena-Würfel dennoch ebenso wie seine Bestform.

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Jérome Boateng

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(Foto: dpa)

Hat sich als Ruhepol in der Abwehr etabliert und sich auch von seinen Rochaden von der Mitte nach rechts und wieder zurück nicht irritieren lassen. Glänzte auch diesmal überwiegend mit Ruhe und Übersicht und schaltete sich bei Standards in die Offensive ein. Hatte allerdings Glück, dass Schiedsrichter Florian Meyer nicht auf Strafstoß entschied, als er Jefferson Farfan im Klammergriff festhielt.

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Holger Badstuber

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Steht weit weniger im Fokus als andere Spieler des FC Bayern. Profitiert auch davon, dass man ihm nach dem Formknick der Vorsaison nicht so viel zugetraut. Spielte nun aber erneut sehr solide und ruhig und leistete sich kaum einmal einen Fehler. Senste einmal allerdings Jeffersen Farfan ziemlich unsanft um, sah dafür die gelbe Karte und hätte sich auch über einen Feldverweis nicht beschweren dürfen. Verschafft sich so gesehen derzeit in vielerlei Hinsicht wieder Respekt.

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Philipp Lahm

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(Foto: dapd)

Beendete als erster Bayern-Profi das Aufwärmen. War aber auch offensichtlich so heiß genug, um mit viel Engagement auf der linken Seite auf und ab zu rennen. Hatte es dabei häufig mit Jefferson Farfan zu tun. Zeigte dennoch viel Offensivgeist. Hatte dabei einige Soli und feine Pässe im Repertoire. Bestätigte damit seine Theorie vom leisen, aber leistungsstarken Führungsspieler.

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Luiz Gustavo

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(Foto: AFP)

Rotiert derzeit so viel rein und raus, dass er vermutlich bald auch ein Spezialist für Gravitationskräfte sein wird. Rückte diesmal wieder für Anatolij Timoschtschuk in die Mannschaft. Rotierte angeschlagen nach 43 Minuten wieder aus dem defensiven Mittelfeld und machte Platz für, na klar, Timoschtschuk. Sollte mit dem Ukrainer vielleicht einmal am Forschungsstandort Garching im Münchner Norden für weitere Feldstudien in Sachen Rotation eine Sojus-Kapsel ausprobieren.

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Bastian Schweinsteiger

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(Foto: AP)

Hat mittlerweile eine enorme Konstanz entwickelt. Spielt so konstant, dass das zuweilen gar nicht mehr auffällt. War dennoch wieder die ordnende Instanz in der Münchner Zentrale. Hatte seinen auffälligsten Moment, als er die schönste Kombination des Spiels mit dem Pass auf Nils Petersen sehenswert der Krönung herbeiführte. Musste sich danach allerdings über den Kollegen aus dem Sturm ärgern, weil der freistehend vergab.

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Toni Kroos

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(Foto: dpa)

Gilt derzeit wieder einmal als der Beleg für die Fördererqualitäten des Trainers Jupp Heynckes. Wurde für seine Leistung samt Führungstor beim jüngsten 2:0-Auswärtssieg in Villarreal mit so viel Lob überhäuft, dass jetzt vermutlich Heynckes' erdende Qualitäten gefragt sind. Konnte nicht an die besonders gute Darbietung in der Champions League anknüpfen, zeigte dennoch eine sehr gute Partie.

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Franck Ribéry

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Fühlt sich nach eigenem Bekunden wieder bei bester Laune und vor allem bei 100 Prozent Leistungsvermögen. Ist damit so etwas wie der lachende Wirbelwind der Bayern, gewissermaßen der Mistral aus dem Isartal. Leistete sich zwischendurch auch einmal einen kapitalen Fehlpass, den Klaas-Jan Huntelaar beinahe zum Torerfolg genutzt hätte. Leitete mit einem Lauf über das nahezu gesamte Spielfeld die Führung ein. Bediente danach Nils Petersen mit viel Übersicht und seinem dritten Assist der Saison. War auch danach an vielen Offensivszenen maßgeblich beteiligt und bereitete auch das 2:0 von Thomas Müller in der 75. Minute vor. Ist im Münchner Höhenflug derzeit nahezu so unaufhaltsam wie der Jetstream.

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Thomas Müller

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Instruierte Nils Petersen vor dem Anpfiff gestenreich. Forderte ganz offensichtlich Vollgas-Fußball von dem Torschützenkönig der zweiten Liga. Hatte als WM-Torschützenkönig aber selbst seine Mühe, seine gewohnt unorthodoxe, aber ideenreiche Spielweise zur Geltung zu bringen. Konnte mit seinen Aktionen diesmal nicht so viele Löcher reißen wie gewohnt. Vergab in der zweiten Halbzeit eine Großchance zum 2:0, als er mit Volldampf in Philipp Lahms Pass rauschte. Gab nach Petersens Auswechselung den Sturmersatz Nummer zwei und zeigte nur vier Minuten später, wie er das mit der Vollgas-Geste wohl gemeint hat. Traf zum 2:0 und erzielte damit sein erstes Saisontor.

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Nils Petersen

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(Foto: AP)

Hatte zuletzt beim 7:0 gegen den SC Freiburg sein erstes Tor erzielt. Ersetzte nun den verletzten Mario Gomez und kam zu seinem ersten Einsatz von Beginn an für die Münchner. Ist also so etwas wie der Mann für die Premieren bei den Bayern. Wollte nun auch sein erstes Auswärtstor folgen lassen. Zeigte bereits beim Aufwärmen seine Qualitäten als Abstauber. War weitgehend damit beschäftigt, ins Spiel zu finden, erzielte aber die Münchner Führung. Versuchte es erst mit einem Tunnel gegen Ralf Fährmann und staubte dann wie beim Aufwärmen mit etwas Glück ab. Vergab später noch mehrfach Chancen zum 2:0. Durfte in der 71. Minute duschen gehen.

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Anatolij Timoschtschuk

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Kam in der 43. Minute für den angeschlagenen Luiz Gustavo. Hat den Vorteil, das er abgesehen von Äußerlichkeiten mit Gustavo vieles gemein hat. Spielte ebenso zuverlässig wie unauffällig. Gibt wie Gustavo den Mannschaftsdiener im defensiven Mittelfeld und trägt zu Jupp Heynckes' Lehre von der Rotationstheorie bei.

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David Alaba

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(Foto: REUTERS)

Kam in der 71. Minute für Nils Petersen und führte sich gleich mit einem hübschen Solo auf der Bodenfläche einer Telefonzelle gegen vier Schalker ein. Leitete zudem das zweite Münchner Tor ein.

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Diego Contento

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(Foto: dpa)

Kam in der Schlussminute für Toni Kroos und durfte auch noch für drei Sekunden den Schalker Rasen betreten. Bekam dennoch eine Siegprämie.

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