Bayern in der Einzelkritik:Souverän wie die Klitschkos

Philipp Lahm wird gegen seine alten Kollegen vom Mitleid geschüttelt, Mario Gomez trifft sogar mit Hoppelschüsschen, Jérôme Boateng gewinnt ein tunesisches Essen. Und Thomas Müller? Der braucht ganz dringend Spielpraxis. Die Bayern beim 4:0 gegen bemitleidenswerte Herthaner in der Einzelkritik.

Carsten Eberts, Fröttmaning

Bayern in der Einzelkritik

Manuel Neuer

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(Foto: AP)

Philipp Lahm wird gegen seine alten Kollegen vom Mitleid geschüttelt, Mario Gomez trifft sogar mit extrem langsamen Hoppelschüsschen, Jérôme Boateng gewinnt ein tunesisches Essen. Und Thomas Müller? Der braucht ganz dringend Spielpraxis. Die Bayern beim 4:0 gegen bemitleidenswert schwache Herthaner in der Einzelkritik. Von Carsten Eberts, Fröttmaning Hatte bei der Nationalmannschaft ein Gegentor kassiert, was ihm die Stimmung nachhaltig verhagelte. Ein Glück, endlich wieder daheim in München - dort fallen schließlich keine Gegentore, obwohl (fast) dieselbe Abwehrreihe vor ihm agiert. Stand gegen Hertha BSC in seinem Strafraum und knetete seine Hände. Lief dann ein paar Meter, stoppte ab und knetete wieder seine Hände. Ließ sich sogar kurzzeitig vom Balljungen ein Spielgerät reichen, um das Gefühl in den Händen nicht zu verlieren. Mehr bekam Neuer nicht zu tun. Mal wieder.

Bayern in der Einzelkritik

Jérôme Boateng

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Hatte seinem Jugendkumpel Änis Ben-Hatira eine satte Ladung Fischstäbchen versprochen, kredenzt von Mama Boateng, sollte Hatira mit Hertha in München gewinnen. Tat dann einiges dafür, um seiner Mutter die Arbeit in der Küche zu ersparen: War hinten kaum gefordert, setzte über rechts deshalb zu formschönen Flankenläufen an - bereitete so das 2:0 durch Franck Ribéry vor. Hätte kurz vor der Pause beinahe selbst getroffen, zielte jedoch Zentimeter am langen Pfosten vorbei. Bekommt nun ein tunesisches Essen von Mutter Ben-Hatira. Auch schön.

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Holger Badstuber

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(Foto: Pressefoto ULMER/Claus Cremer)

Seit Wochen bester Bayern-Innenverteidiger, im Länderspiel gegen die Türkei auch bester Innenverteidiger der Nationalelf. Warum? Weil er seit Wochen richtig steht, und zwar immer, dazu kaum Fouls begeht und seine Tölpeleien aus der Vorsaison komplett abgestellt hat. Das Spiel gegen Hertha BSC lieferte diesbezüglich keine neuen Erkenntnisse, da Badstuber schlichtweg nicht gefordert war. Sein direkter Gegenspieler hieß Pierre-Michel Lasogga - und der war gefühlte drei Mal am Ball.

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Daniel Van Buyten

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(Foto: dpa)

Hatte unter der Woche bei der belgischen Nationalelf pausiert - aus gutem Grund: Ist bei den Bayern schließlich bestens in Form. Warum sollte er sich die gute Stimmung mit eine Klatsche gegen die wundersame deutsche Elf verhageln lassen? Spielte nun wieder gegen eine wundersame Elf, jedoch in negativer Sicht wundersam, denn etwas Harmloseres als diese Hertha-Mannschaft hatte die Münchner Arena lange nicht zu sehen bekommen. War davon so gelangweilt, dass er nicht mal ernsthaft mit nach vorne ging.

Bayern in der Einzelkritik

Philipp Lahm

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(Foto: dapd)

Spielt schon so lange beim FC Bayern, dass er selbstverständlich alle Exil-Bayern im Hertha-Trikot (Kraft, Ottl, Lell) noch als Kollegen erlebt hat. Wurde in der 55. Minute offenbar vom Mitleid geschüttelt, als er den Ball aus fünf Metern nicht im Tor unterbrachte. Ärgerte sich kurz, schaltete dann jedoch wieder in den Lahm-Modus: Fiel nicht weiter auf.

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Bastian Schweinsteiger

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Bekam in der Nationalelf eine Pause gegen Belgien, wird deshalb nie den Satz hören "Schweinsteiger spielt immer". Durfte gegen Berlin dafür Dinge tun, die er schon lange nicht mehr tat: den Platz in der Mitte aufgeben, über links laufen, dann über rechts. Schoss sogar ein Tor aus dem Spiel heraus (kein Elfmeter!), das ihm der Franzose Franck Ribéry trickreich aufgelegt hatte. Bedankte sich zum wiederholten mit einem angedeuteten Basketballwurf - darf sich gerne wieder etwas Neues einfallen lassen.

Bayern in der Einzelkritik

Anatolij Timoschtschuk

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(Foto: ddp)

Erhielt den Vorzug vor Luiz Gustavo, was im Grunde gar kein Vorzug ist, weil sich beide seit Wochen als Grätschmaschinen im Bayern-Mittelfeld wunderbar abwechseln. Ein bisschen wie die Klitschko-Brüder, die übers Jahr verteilt ihre Gegner umhauen, während der andere draußen steht und mitjubelt. Timoschtschuk (hier ein Archivbild) war gegen Hertha fast arbeitslos, weil die Herthaner lieber frühzeitig einen Fehlpass spielten, bevor sie in sein Revier eindrangen. Grätschte dennoch zwei, drei Mal, um warm zu bleiben. Bekam dafür nicht mal eine gelbe Karte.

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Franck Ribéry

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(Foto: dapd)

Hatte unter der Woche Muskelprobleme, es zwickte und zwackte. Am Samstagnachmittag zwackte nichts mehr: Schon nach zweieinhalb Minuten narrte er Christian Lell über links, schlug dann jedoch einen Haken zu viel. Nach sieben Minuten sprintete er Lell erneut davon, hielt seinen Fuß in eine Boateng-Flanke - da stand es bereits 2:0. Plumpste in der zweiten Halbzeit im Strafraum und war über den Elfmeterpfiff von Schiri Michael Weiner selbst etwas überrascht. Hat sich an diesem Nachmittag definitiv nicht verausgabt.

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Toni Kroos

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(Foto: REUTERS)

Sagte vor der Partie: "Wir werden das Spiel gewinnen, wenn wir konzentriert spielen" - was beim derzeitigen Lauf der Bayern schon ein höchst gewagter Tipp ist. Hätte auch sagen können: "Wir beginnen das Spiel mit elf Mann." Oder: "Mario Gomez schießt vielleicht ein Tor." Verdiente sich damit nicht mal einen Orakelpunkt. Lieferte dann eine solide Partie, hätte vielleicht sogar ein Tor geschossen, hätte ihn Kollege Ribéry nicht diverse Male ignoriert.

Bayern in der Einzelkritik

Thomas Müller

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(Foto: AP)

Läuft, läuft, läuft, läuft, läuft, läuft und läuft. Soll nach unbestätigten Informationen von sueddeutsche.de gar bei der zweiten Mannschaft angefragt haben, damit er neben Bundesliga, Champions League und Nationalelf noch ein wenig Spielpraxis sammeln kann. Tat sich gegen Berlin vor allem im Vergeben von Torchancen hervor: Nagelte den Ball erst frei aus fünf Metern über das Tor, schoss dann Hertha-Abwehrmann Roman Hubnik ab, der damit zum ersten Mal an diesem Nachmittag richtig stand. Durfte nach 73 Minuten entnervt vom Feld. Braucht definitiv noch Spielpraxis.

Bayern in der Einzelkritik

Mario Gomez

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(Foto: REUTERS)

Die "Tormaschine" (Zitat Bundestrainer Löw) brauchte diesmal nur viereinhalb Minuten. Dann schickte Gomez einen seiner gefürchteten Schüsse in Richtung Tor: ein Kullerbällchen, aus rund 18 Metern, bestimmt satte 26,5 Stundenkilometer schnell. Sollte Torhüter Kraft halten? Tat er aber nicht. Gomez jubelte und schickte anschließend noch weitere Kullerbällchen aufs Tor - jedoch ohne Erfolg. Brauchte noch einen Elfmeter für seinen zehnten Saisontreffer. Denn verwandelte er nicht gerade sicher - jedoch zur Abwechslung mit ordentlich Schmackes. Machte nach 75 Minuten Platz für Ivica Olic.

Bayern in der Einzelkritik

David Alaba

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(Foto: REUTERS)

Kam in der 73. Spielminute für Müller. Vielleicht lag es gar nicht an Müller selbst, sondern an seiner Position. Denn auch Alaba gelang wenig.

Bayern in der Einzelkritik

Ivica Olic

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(Foto: dapd)

Kam nach 75 Minuten für Gomez, feierte damit nach langer Verletzungspause sein Comeback. Wurde schon Minuten vorher mit "Ivica, Ivica"-Sprechchören gefeiert. Wird in den kommenden Wochen sicher noch wichtiger als an diesem Nachmittag. Immerhin: Er verletzte sich nicht.

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Diego Contento

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(Foto: REUTERS)

Kam nach 78 Minuten für Philipp Lahm. Passten sich dem Lahm-Modus wunderbar an: Fiel nicht weiter auf.

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